Mit 94 im Flugzeug hoch hinaus
Die Neuenhoferin Emilie Voser durfte vergangenen Montag ihren 94. Geburtstag feiern. Ihr Lachen und ihre Lebensfreude hat sie auch im hohen Alter bewahren können.
Emilie Voser strahlt übers ganze Gesicht, als sie Besuch von der Limmatwelle-Redaktorin erhält. Sie sitzt am Tisch ihrer kleinen, heimeligen Wohnung und isst kleine Salzbretzel. Der Blick aus ihrem Fenster beim Esstisch reicht auf die Limmat und die Schrebergärten. Seit 2006 lebt sie in der Alterssiedlung Sonnmatt, wo es ihr sehr gefalle. Hergezogen ist sie zusammen mit ihrer Schwester Trudi Voser. Seit ihre Schwester jedoch verstorben ist, lebt sie alleine in ihrer Alterswohnung im fünften Stock. Dass die fröhliche Rentnerin vergangenen Montag, 14. September, ihren 94. Geburtstag feiern konnte, sieht man ihr mit dem besten Willen nicht an. Lediglich das Hörgerät und der Rollator lassen erahnen, dass die Neuenhoferin nicht mehr die Jüngste ist. Der Wunsch, den sich Voser in ihrem 95. Lebensjahr erfüllen will, passt so gar nicht zum Bild, das man von einer Seniorin hat. «Ich möchte unbedingt fliegen gehen», sagt Voser. Und zwar nicht in einem kleinen Flugzeug, sondern in einer grossen Maschine, am liebsten nach Genf oder nach Österreich. «Ich finde die Aussicht auf die Landschaft aus dem Flugzeug herrlich», sagt Voser begeistert. Diesen Flug und die Reise wird sie mit ihren Angehörigen unternehmen. Auch sonst ist die 94-Jährige immer für Ausflüge und Reisen zu haben. Zuletzt war sie auf dem Birrfeld und in Einsiedeln.
1921 wurde Emilie Voser als ältestes von sechs Kindern in Neuenhof im alten Dorf an der Dorfstrasse geboren. Später wohnte ihre Familie an der Zürcherstrasse 100, wo Voser bis ins hohe Alter zusammen mit ihrer Schwester Trudi lebte, bevor sie in die Alterssiedlung Sonnmatt zog. «Wir hatten Hühner, Hunde und Wellensittich Hansi. Geheizt haben wir mit Holz», erinnert sich die Neuenhoferin. Vor allem zu ihrer verstorbenen Schwester hatte sie eine innige Beziehung. «Wir haben gegenseitig auf uns aufgepasst und einander geholfen.»
Den Rücken gekehrt hat Voser ihrem Heimatdorf nie. Gearbeitet hat sie während 33 Jahren in der Damsau in der Spinnerei und Weberei. «Bis zur Schliessung der Weberei bin ich jeden Morgen mit dem Velo zur Arbeit gefahren, im Winter ging ich natürlich zu Fuss», erzählt Voser.
Voser verschrieb sich in ihrem Leben neben ihrer Arbeit ihrer Familie. Obwohl sie ledig und kinderlos blieb, kümmerte sie sich stets um ihre Angehörigen und packte an, wo es Hilfe brauchte. Sie blickt auf ein arbeitsames und fleissiges Leben zurück. In der Sonnmatt geniesst sie nun ihren Ruhestand und freut sich über Besuche von Bekannten und Verwandten, verfolgt begeistert Kochsendungen, geht im Restaurant in der Sonnmatt jeden Mittag essen und freut sich dabei am meistens auf das Dessert. «Caramelchöpfli und Meringue haben es mir angetan», lacht Voser.
Sich ganz zurücklehnen kann die fleissige Seniorin dann doch nicht: «Ich staube immer noch selbst ab, mache mir das Frühstück und bereite selbst das Abendessen zu.» Gesundheitlich geht es ihr ordentlich. Medikamente muss sie nur wenige einnehmen. «Ich trinke jeden Tag ein Gläschen Wein und lache viel. Das hält mich fit», verrät die 94-Jährige ihr Rezept für ein langes Leben. Als Höhepunkte ihres Lebens nennt sie Reisen und Ausflüge, die sie Neues entdecken liessen. Schwer getroffen haben sie die Verluste von lieben Menschen.
Gebührend feiern wird Voser ihren hohen Geburtstag mit Bekannten und Verwandten auf der Baldegg am Wochenende. Was sie bestellen wird, weiss die rüstige Seniorin bereits: «Ich liebe Leberli mit Rösti.»