Ulrich: «Ich komme als Figurant»

Am Freitagabend leitete Vizekommandant Leo Ulrich seine letzte Feuerwehr-Hauptübung. Er geht Ende Jahr nach 42 Dienstjahren in den Feuerwehr-Ruhestand.

Vizekommandant Leo Ulrich leitete am Freitagabend seinen letzten Einsatz.

Vizekommandant Leo Ulrich leitete am Freitagabend seinen letzten Einsatz.

Einsatzkräfte retten Dummy und Figuranten mit der Leiter.Fotos: ska

Einsatzkräfte retten Dummy und Figuranten mit der Leiter.Fotos: ska

Atemschutztrupp ist einsatzbereit.

Atemschutztrupp ist einsatzbereit.

«Hilfe! Hilfe!», tönte es am Freitagabend um 19 Uhr fröhlich vom Mehrfamilienhaus an der Bankstrasse herab. Seit einigen Jahren wird die Hauptübung der Feuerwehr Neuenhof jeweils als Auftakt des Dorffestes veranstaltet. «So profitieren wir gegenseitig von den Besuchern», sagt Kommandant Daniel Burger, der die Übung per Lautsprecher für die rund 150 Zuschauer kommentierte. «Wir zeigen Ihnen einen Einsatz, wie er sein könnte», erklärte Burger am Freitagabend. Das heisst, es wurde in Echtzeit eine sogenannte «Angewandte Übung» durchgeführt, bei der ein Ernstfall simuliert wurde und entsprechende Eile geboten war.

Für Einsatzleiter und Vizekommandant Leo Ulrich, der nach dem Auslösen des Alarms als Erster auf dem Platz war, gab es vom Publikum spontan Applaus. Es war altershalber seine letzte Einsatzübung. Ruhig und routiniert dirigierte er die eintreffenden Feuerwehrautos an die richtige Stelle und schickte die Feuerwehrleute zu ihren Einsätzen. «Melde ADL von der Feuerwehr Spreitenbach», rief auf einmal ein ankommender Feuermann. «Jo wah!», entfuhr es Leo Ulrich überrascht – mit der Autodrehleiter von Spreitenbach hatte er an diesem Abend nicht gerechnet, wie Daniel Burger schelmisch kommentierte. Die grosse Leiter kam dann auch gleich zum Einsatz, und für die vom Dach gerettete Dame gab es ebenfalls spontan Applaus vom beeindruckten Publikum. Und dann ging wieder einmal alles sehr schnell: Während sich der Atemschutztrupp durch den Rauch im simulierten Kellerbrand kämpfte und den dort deponierten Dummy rettete, kümmerten sich die anderen Einsatzkräfte um den auf dem Platz angefahrenen Dummy und die vier lebendigen Figuranten im 2. und 3. Stockwerk, die mit Leitern gerettet werden mussten.

Nach 40 Minuten wurde die Übung abgebrochen. Bei der anschliessenden Übungsbesprechung wurde einzig kritisiert, dass die Sicherung an den aufgestellten Leitern etwas zu lange gedauert habe – man werde das aber üben. Nach den Beförderungen von Marcel Gerny, Marcel Emmenegger, Stefan Eggimann, Stephan Ilg und Niko Berisha dankten Daniel Burger und Ressortvorsteherin Petra Kuster allen Feuerwehrleuten für ihren freiwilligen Einsatz.

Leo Ulrich brachte seine letzte Einsatzleitung mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinter sich, wie er sagte: «Aber das lachende ist grösser.» Nach 42 Dienstjahren bei der Feuerwehr – seit 1998 in Neuenhof – zieht sich der bald 60-Jährige nun zurück und sagt: «Ich freue mich auf den Feuerwehr-Ruhestand. Aber es wird mir sicher etwas fehlen – vor allem die Kameradschaft.» Kommandant Daniel Burger dankte Ulrich für seinen umfangreichen Einsatz: Er hat nicht nur tausende Feuerwehrleute im Atemschutz ausgebildet, 126 Einsätze geleistet und 1367 Übungen besucht, sondern war zeitweise sogar in zwei Feuerwehren gleichzeitig aktiv, weil Not am Mann war.

Als besonderes Abschiedsgeschenk durfte Ulrich anschliessend im Korb der Autodrehleiter diese selber steuern und bekam in luftiger Höhe auch von den Spreitenbachern ein Geschenk überreicht. Zurück am Boden, bedankte sich auch die Feuerwehr-Delegation von Baden mit einem Präsent. Und sollte es ihm je langweilig werden, dürfe er gerne zu Besuch kommen, scherzte Petra Kuster, worauf Ulrich prompt antwortete: «Dann komme ich als Figurant!»

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