Verantwortung für das eigene Handeln
Mit der Bundesverfassung wurde vor 175 Jahren eine Grundlage unserer gesellschaftlichen Werte und das Fundament unserer direkten Demokratie gelegt.
Für die 1.-August-Ansprache, welche von der Bevölkerung mit grossem Interesse verfolgt wurde, konnte mit der Mitte-Grossrätin und Alt-Grossratspräsidentin Edith Saner, Birmenstorf, eine engagierte Politikerin verpflichtet werden. Einleitend hob sie die Gemeinsamkeiten der beiden Gemeinden Neuenhof und Birmenstorf hervor, wie etwa den Autobahnbau, den Ausbau der Infrastruktur, aber auch den Bauboom der 70er-Jahre. Nicht unerwähnt liess sie auch die markanten Unterschiede hinsichtlich der Bevölkerungszahl. «Während in Birmenstorf, gemessen an der Gemeindefläche, auf einem Quadratkilometer zirka 380 Menschen leben, sind es in Neuenhof rund 1660 Menschen», so Edith Saner.
Sie zeigte sich denn auch überzeugt, dass Neuenhof mit einem Ausländeranteil von etwa 50 Prozent hinsichtlich der Gestaltung des Zusammenlebens mit verschiedenen Generationen, dem Bildungsangebot, Kultureinrichtungen und vielem mehr für viele Gemeinden ein Vorbild sein könnte, und sie stellte fest: «In Neuenhof wird nicht nur von Integration geredet, hier wird diese seit Jahren gelebt und aufgrund von Erfahrungen weiterentwickelt.» Mit diesen Ausführungen schlug sie den Gedankenbogen in die Zeit vor 1848, die von Unruhen, Konflikten und religiösen Auseinandersetzungen geprägt war.
Grundlage gesellschaftlicher Werte
Als für sie prägende Entscheidung bezeichnete die Rednerin das Jahr 1938, als Minderheiten in Europa verfolgt und Demokratien abgeschafft wurden und rassistisches Gedankengut um sich griff. Damals, vor 85 Jahren, wurde die rätoromanische Sprache als vierte Landessprache in der Verfassung verankert. «Mit der Bundesverfassung wurden vor 175 Jahren wichtige Bausteine zur Vereinigung verschiedenster Aufgaben erstellt. Mit dieser Verfassung wurde eine Grundlage unserer gesellschaftlichen Werte und das Fundament unserer direkten Demokratie gelegt», so Edith Saner weiter.
Es galt, das Gemeinsame zu suchen und die Werte des Zusammenlebens zu definieren. Dies mit dem Ziel, die Freiheit und die Rechte des Volkes zu schützen und die Unabhängigkeit und die Sicherheit des Landes zu gewährleisten sowie den Zusammenhalt und die kulturelle Vielfalt zu fördern. «Darauf können wir stolz sein. Die Geschichte lehrt uns aber auch, dass ein erfolgreiches Zusammenleben nur möglich ist, wenn wir unsere Verfassung ernst nehmen und bereit sind, uns für die Nachhaltigkeit und die Gemeinschaft einzusetzen.
Verantwortung für eigenes Handeln
Um der aufmerksamen Bevölkerung aufzuzeigen, was es braucht, damit wir trotz Wohlstand die gegenseitige Hilfsbereitschaft und Solidarität nicht verlieren, bediente sich Edith Saner einer Fabel, in welcher das Pferd sich weigerte, die dem Esel aufgebürdete Last mitzutragen, und nach dessen Zusammenbruch gezwungen war, die Körbe und Säcke des Esels allein zu tragen. Diese Fabel zeigt, dass Egoismus wenig mit Nachhaltigkeit und Gemeinschaftsleben zu tun hat. Sie zeigt auch auf, dass die Verweigerung von Hilfsbereitschaft zum Bumerang werden kann. «Zugehörigkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität, das sind die Werte, welche das diesjährige 1.- August-Abzeichen vermitteln will. Werte, die zu unserer Bundesverfassung passen. Werte, die aus meiner Sicht in Neuenhof mit dieser eingangs erwähnten unterschiedlichen Bevölkerung täglich gelebt und auch geübt werden», so Edith Saner.
Zum Schluss rief sie die Bevölkerung dazu auf, wenn es um die Grundwerte Freiheit, Solidarität, Nachhaltigkeit und Wohlfahrt geht, leidenschaftlich zu bleiben, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und die Mittel der Demokratie zu nutzen. Nachdem der Applaus des Publikums verebbt war, bedankte sich Gemeindeammann Martin Uebelhart bei Edith Saner mit Blumen und Rebensaft für die tiefgründige Ansprache. Dankesworte richtete er aber auch an die Alphorngruppe Reussblick, an die Organisatoren der würdigen Feier sowie an den Männerchor, der, nachdem der Schweizerpsalm verklungen war, die Teilnehmenden mit feiner Pasta verwöhnte.