Vietnamesischer Wurm seziert und die Bronze-Medaille gewonnen
Tabea Künzler holte sich an der Biologie-Olympiade in Vietnam eine Bronze-Medaille. Damit gerechnet hat die 17-jährige Schülerin der Kantonsschule Wettingen nicht.
«Unter anderem mussten wir einen vietnamesischen Wurm sezieren», nennt Tabea Künzler eine der Aufgaben an der zweitägigen Prüfung in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Die Elektroanalyse im Labor sei ihr mehr gelegen als das Sezieren. «Es ist nicht so, dass es mich ekelt. Trotzdem habe ich etwas Mühe damit, Tiere aufzuschneiden und frage mich, wie viele Tiere sterben mussten, nur damit wir sie anschauen konnten.» Denn schon bei den Vorbereitungen gehörte das Sezieren ebenso wie das Lernen von Genetik, Laboranalyse und Theorie der Biologie und Chemie im Allgemeinen dazu.
Die 17-Jährige setzte sich im einjährigen Auswahlverfahren gegen mehr als 1200 Schweizer und Liechtensteiner Teilnehmende durch. Die ersten Prüfungen des Ausscheidungsverfahrens fanden ein knappes Jahr vor der Olympiade statt. Die Neuenhoferin besuchte zwei einwöchige Vorbereitungslager und unzählige Lernstunden zuerst in der Kantonsschule Wettingen, später in Zürich.
Tabea Künzler und eine weitere Schülerin der Kanti Wettingen, eine Schülerin des Berner Gymnasiums Kirchenfeld und ein Schüler der Kantonsschule Zürcher Oberland waren am Schluss die Besten. Zu viert durften sie schliesslich die Schweiz in Vietnam vertreten. In Hanoi, wo sich gesamthaft 253 Schülerinnen und Schüler unter 20 Jahren aus 69 Ländern massen.
«Wie bei Sportolympiaden gab es auch bei der Biologie-Olympiade eine grosse Zeremonie mit Musik und Kunst, man lernte das Land und die Kultur kennen.» Ein Highlight sei eine Bootsfahrt mit traditionellen Ruderbooten durch Schluchten und Felsen gewesen. Überhaupt sei die Teilnahme eine eindrückliche Erfahrung gewesen. «Das Level war sehr hoch. Niemand hatte das Gefühl, es sei gut gelaufen.» Deshalb habe sie auch nicht damit gerechnet, eine Medaille zu holen. «Ich habe sie dann aber gerne genommen, als ich sie am 23. Juli bekam», lacht die begabte Wettinger Kantischülerin.
Die Leidenschaft für Biologie und Chemie ist Tabea Künzler in die Wiege gelegt worden. Ihr Vater arbeitet als Mikrobiologe an der ETH in Zürich. «Er hat mich und meine drei Schwestern immer mal wieder ins Labor mitgenommen.»
Trotz grossem Interesse an der Biologie will die Kantischülerin nächstes Jahr nicht Biologie, sondern Medizin studieren. «Weil der Mensch auch in der Biologie mein Lieblingsbereich ist.» Ihr Interesse an Menschen zeigt sich auch bei der Wahl ihrer Maturarbeit. Weil die Vegetarierin gerne kocht und backt will sie Neuenhofern Primarschülern in mehreren Workshops Wissen über gesunde Ernährung vermitteln und danach wissenschaftlich auswerten, was bei den Kindern hängen geblieben ist.
Klare Vorstellungen hat sie auch, was ihre Zukunft betrifft: Sie träumt davon, Kinderärztin zu werden, eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen und Teilzeit als Ärztin zu arbeiten. «Damit ich auch eine eigene Familie gründen kann. Ich will unbedingt mal Mutter werden, denn ich bin ein Familienmensch.»
Die Teilnahme an der Biologie-Olympiade ist für die in Deutschland geborene und in Neuenhof aufgewachsene Schweizerin eine einmalige Sache. Zwar könnte sie sich altersbedingt dem Auswahlverfahren nochmals stellen, aus Zeitgründen verzichtet sie jedoch darauf. «Die Vorbereitungen sind sehr zeitaufwändig. Da ich auch noch Zeit für Volleyball- und Klavierspielen haben will und bald mit der Maturarbeit beginne, verzichte ich darauf.»