Die Kunst ist auch Seelennahrung

Kurator Salvatore Mainardi präsentiert an der neuen Ausstellung im Gemeindehaus Spreitenbach Werke von drei Kunstschaffenden aus dem Aargau, Deutschland und der Toskana. Im illustren Trio dabei ist auch der Spreitenbacher Maler Dussi Sadriji.

Kurator Salvatore Mainardi (r.) stellt an der Vernissage die Künstler vor. Ursula Burgherr

«Kunst ist wie die Liebe; sie ist universell und mein Lebenselixier», sagt Salvatore Mainardi vor der Vernissage zur neuen Ausstellung im Gemeindehaus Spreitenbach. Seit 54 Jahren ist er selber als Künstler tätig und machte in den letzten Jahren vor allem mit seinen eigenwilligen Köpfen aus verschiedenen Materialien von sich reden. Seit rund zwei Jahrzehnten organisiert er Kunstmessen im In- und Ausland. Im Oktober wird er zum 17. Mal einen Grossevent mit 15 verschiedenen künstlerischen Positionen in Innsbruck ausrichten. Er vertritt unter anderen Laura Chaplin (Enkelin von Charlie Chaplin) in der Schweiz, die diese Woche neue Exponate in Zürich zeigt.

Ein Herzensprojekt

Ganz besonders am Herzen liegt ihm die sechsmal im Jahr stattfindende Ausstellung von Kunstschaffenden in der Gemeindegalerie Spreitenbach, die er kuratiert und organisiert. Mainardi, der in Italien geboren wurde und in Buchs wohnt, ist im Herzen eben ein Spreitenbacher geblieben; viele Jahre hat er hier gelebt. An der neuen Ausstellung im Gemeindehaus präsentiert er Bilder vom ortsansässigen Dussi Sadriji, Yvonne Wilken aus Dortmund sowie Thomas Welti, der aus der Falkenbräu-Dynastie Baden stammt und mittlerweile in der Toskana lebt. Die Freude an der gelungenen Präsentation in den weitläufigen, hellen und modernen Räumen ist Mainardi anzusehen. Der 70-Jährige sprüht vor Lebendigkeit. «Stete Arbeit und mein Engagement für die Kunst halten mich jung. Wenn man nichts mehr tut, geht es bergab», ist er überzeugt.

Eleganz und Sinnlichkeit

Die Malereien und Zeichnungen von Dussi Sadriji auf einen Nenner zu bringen, ist unmöglich. Er beherrscht verschiedenste Stile und setzt sie mit unterschiedlichsten Techniken um. Moses mit den zehn Gebotstafeln ist an der Ausstellung im Gemeindehaus Spreitenbach zu sehen; vor einem fast futuristisch wirkenden abstrakten Hintergrund aus Wellen, Linien und ineinander verschwimmenden Farben. Von klassischer Schönheit kommen einige Rosenbilder daher, die für den gebürtigen Kosovaren eine Erinnerung an seine Jugend bedeuten. «Meine Mutter hatte einen Rosengarten und sprach mit den Blumen», erzählt er und lächelt dabei. Ein ganzer Gang im oberen Stockwerk ist seinen sinnlichen Frauenfiguren gewidmet. Sadriji malt oft in Serien. «Tango» heisst eine davon. Der 57-Jährige war eng mit dem 2015 verstorbenen Choreografen Jean Deroc befreundet. «Wir haben gemeinsam viele Tanzveranstaltungen besucht, und er hat mich enorm inspiriert», meint er. Auch Stiere und Adler finden sich in seinem Œuvre aus 40 Bildern; die Tiere faszinieren ihn wegen ihrer Kraft und majestätischen Eleganz. «Ich fokussiere mich beim Malen auf die Schönheit des Lebens, Provokation liegt mir fern», bekundet der Vater von drei Söhnen. Einer davon ist Artan, der vor zehn Jahren zu den besten Junioren-Tennisspielern der Schweiz gehörte und eine professionelle Karriere anstrebte. Es war das einzige Mal, dass der Künstler pausierte, um seinen Filius voll und ganz zu unterstützen. Ansonsten begleitet ihn die Malerei, seit er denken kann. Mit gerade mal 15 gewann er an einer Ausstellung mit Teilnehmern aus 200 Ländern in Moskau den zweiten Platz in der Kategorie Zeichnung. In Pristina, der Hauptstadt der Republik Kosovo, besuchte er die Kunstakademie. Vor 35 Jahren kam er in die Schweiz und wohnt seit über drei Jahrzehnten in Spreitenbach.

Dynamik und Spannung

Einen wesentlich weiteren Weg als Dussi hatte Yvonne Wilken. Sie ist aus Dortmund angereist und hat ihren Kleinwagen mit atmosphärischen Landschaftsbildern vollgepackt, die sich nun auf den drei Etagen im Gemeindehaus Spreitenbach verteilen. Die einstige Französisch- und Englischlehrerin findet ihre Inspirationen oft auf Reisen. Sie beobachtet sorgfältig und transformiert ihre Eindrücke in Malerei. Ihr ganz typischer Stil ist am ehesten dem Fauvinismus zuzuordnen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten stehen nämlich die intensiven Farben, die sie stets ungemischt verwendet. «Meine Kunst muss nicht realistisch sein. Sie soll bei den Betrachtenden vor allem Gefühle auslösen», sagt sie.

Bildhauer Thomas Welti bereichert die Ausstellung mit Plastiken aus Kunstharz, Keramik, Stein und Zinnguss. Er lässt sich für sein Schaffen von der Eleganz des Menschen in Bewegung leiten. Seine Figuren agieren kraftvoll und dynamisch. Der ehemalige Bierbrauer aus Baden mit Studium für Bildhauerei an der Schule für Gestaltung in Zürich lebt mittlerweile in der Toskana. Er beherrscht es meisterlich, aus den verschiedenen Materialien, mit denen er arbeitet, die Körperspannung bis ins feinste Detail herauszuarbeiten. Kunst ist nicht nur für Mainardi ein Lebenselixier. Die Schönheit der gezeigten Werke nährt auch die Seele der Besucherinnen und Besucher, welche die bis zum 2. August dauernde Ausstellung an der Zentrumsstrasse 11 besuchen.

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