Geheime Abstimmung für Dorffest-Kredit
Die Stimmberechtigten segneten das Budget von 930000 Franken für die 900-Jahr-Sause Spreitenbachs im August 2024 ab. Jedoch gab es viele Fragen und Kritik, was die Ausgaben und das Publikum betrefft.
Das Spreitenbacher Dorffest zum 900-Jahr-Jubiläum der Gemeinde kann im geplanten Ausmass vom 22. bis 25. August 2024 stattfinden. Das haben die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung am Dienstag vor einer Woche entschieden. Sie genehmigten den Festkredit von 930000 Franken. Jedoch sorgten die grossen Ausgaben für Diskussionen, Kritik und sogar eine geheime Abstimmung.
Doch von vorne: Doris Schmid (FDP), Spreitenbachs Vizepräsidentin und Präsidentin des Organisationskomitees (OK), pries eingangs nochmals das grosse Fest mit dem Motto «Mir sind Spreitebach» an: «900 Jahre Spreitenbach ist ein einmaliger Grund, um ein unvergessliches Fest zu feiern und zu organisieren.» Sie sprach von Buswerbung, Open-Air-Musik, dorfeigenem Bier und Wein, Sicherheit, einem aussergewöhnlichen Beizen-Angebot und Standgebühren, die Spreitenbacher Beizenbetreibern erlassen werden. Doch ein Fest dieses Ausmasses hat auch seinen Preis. Schmid versprach: «Das OK wird alles daran setzen, die vorgesehenen 300000 Franken Sponsorengelder reinzuholen.» Erfreut zeigte sie sich über die Tatsache, dass die Ortsbürgergemeindeversammlung bereits einen Betrag von 300000 Franken sprach, um das Dorffest finanziell zu unterstützen. Mit 34 Ja- zu 20 Nein-Stimmen genehmigte man den grossen Batzen.
Weniger begeistert zeigte sich Flavio Zani, Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK). Er erachtete die 440000 Franken, die für Musik-Acts budgetiert sind, als sehr kostspielig. Zudem bezeichnete er die vorgesehenen Beiträge von Gold- und Silbersponsoren in der Höhe von 45000 respektive 30000 Franken als unrealistisch. Ein weiterer Kritikpunkt war der Start des Fests an einem Donnerstag. «Die Bevölkerung muss am Freitag arbeiten, es werden am Donnerstag nicht viele vorbeikommen», sagte Zani.
Die OK-Präsidentin verteidigte das Konzept: «Wir hätten gerne an zwei Wochenenden gefeiert, uns nun aber auf diesen Kompromiss geeinigt.» Man wolle alles rausholen. Bezüglich musikalischer Unterhaltung relativierte Schmid. Der Aufwand für die Technik auf der grossen Bühne würde 150000 Franken betragen, 40000 Franken würden für das Kinderprogramm abgezogen. Die restlichen 250000 Franken würden für die Künstlerinnen und Künstler aufgewendet, die an vier Tagen auf zwei Bühnen auftreten werden. Das überzeugte die GPK nicht, sie gab keine Abstimmungsempfehlung ab.
Kritik äusserten auch mehrere der 183 in der Turnhalle Boostock erschienen Stimmberechtigten. Jemand wollte wissen, ob es bereits Zusagen von Sponsoren für das «pompöse» Fest gebe. «Nein, alles hängt am Kredit. Ohne diesen können wir zum Beispiel keine Buswerbung machen», sagte Schmid. Eine Stimmbürgerin interessierte sich für die Acts. «Kann man denn schon sagen, wer auftritt?», fragte sie. «Ohne Geld können wir keine Verträge ausarbeiten. Vorgespräche haben stattgefunden, doch bevor die Verträge nicht abgeschlossen sind, können wir keine Namen nennen», gab Schmid zur Antwort.
Ein Votant störte sich an den Ausgaben für das Open-Air. «Das Fest ist primär für uns Spreitenbacherinnen und Spreitenbacher. Ein Open-Air lockt aber vor allem Leute aus anderen Orten und Kantonen an», sagte er und stellte die Frage: «Ist es das Ziel, dass wir mit unseren Steuergeldern Gäste gratis mit einem Open-Air bescheren in einer Zeit, in der Mieten, Krankenkasse und Preise steigen?»
OK-Präsidentin Schmid wehrte sich: «Wir möchten gerne Gäste aus anderen Gemeinden oder vielleicht sogar aus anderen Kantonen anziehen.» Sie sei überzeugt, dass die Menschen nicht einfach hierherkämen, um die Musik zu hören, sondern, um auch zu konsumieren. «Wir wollen Spreitenbach zeigen und dass wir stolz auf unser Dorf sind. Wir arbeiten am Image nach aussen und das Fest ist dafür eine weitere Möglichkeit», erklärte Schmid.
Der kritische Votant liess aber nicht locker und stellte den Antrag für eine geheime Abstimmung. Er habe im Vorfeld viele Diskussionen geführt und in Gesprächen herausgespürt, dass sich nicht alle trauen, Nein zu sagen. «Es ist mir wichtig, dass alle ihre Stimmen abgeben können, ohne sich nachher etwas ‹anhören› zu müssen», erklärte er.
Schmid und auch Gemeindepräsident Markus Mötteli (Mitte) zeigten sich davon wenig angetan. «Ich kenne und schätze die Spreitenbacherinnen und Spreitenbacher. Sie dürfen öffentlich zu ihrer Meinung stehen, ohne Angst zu haben, dass man dafür gemieden wird», sagte Mötteli.
Am Ende stellte sich das Stimmvolk aber hinter den Antrag des Votanten. 49 Stimmberechtigte verlangten ebenfalls eine geheime Abstimmung. 46 Stimmen wären für das Prozedere nötig gewesen.
Nach ein paar bangen Minuten verkündete Doris Schmid mit belegter Stimme schliesslich: «Sie haben mit 106 Ja- zu 75-Nein-Stimmen bei einer Enthaltung dem Antrag des Gemeinderats für den Festkredit zugestimmt.» Sie dankte im Namen des OKs und beteuerte nochmals: «Wir geben Gas, euch ein schönes Fest bieten zu können.»