Kosten führten zu Diskussionen

Haupttraktandum am Polit­apéro war der Umbau des Gemeinde- in ein Schulhaus. Gemeindepräsident Markus Mötteli erklärte, warum es teuerer wird.

Am Politapéro stellte Gemeindepräsident Markus Mötteli den Umbau des alten Gemeindehauses vor. Melanie Bär

Bei der ersten Schätzung im Jahr 2016 ging der Gemeinderat von Kosten von 11,8 Mio. Franken für den Umbau des alten Gemeindehauses aus. Als die Stimmberechtigten im 2021 den Kredit für den Gesamtleistungswettbewerb sprachen, lag die Schätzung bei 14,8 Mio. Franken. An der Gemeindeversammlung wird nun ein Gesamtkredit von 23,2 Mio. Franken beantragt.

Zu dieser Kostensteigerung habe einerseits die massive Teuerung in der Baubranche geführt, sagte Gemeindepräsident Markus Mötteli am Politapéro. Doch nicht nur: «Weil wir anstelle des geplanten Primar- ein Oberstufenschulhaus erstellen, braucht es mehr Räume. Zusätzlich bauen wir auch den Kindergarten aus.» Anfänglich sei man noch davon ausgegangen, im alten Gemeindehaus Primarschüler unterzubringen. Wegen der Lage habe sich das als problematisch herausgestellt. «Die Aussenfläche des neuen Standorts ist begrenzt, Sportwiese, roter Platz und Pausenplätze müssen deshalb grösstenteils beim gegenüberliegenden Schulhaus Boostock genutzt werden.» Aus Sicherheitsgründen will man deshalb Oberstufenschüler im Umbau unterbringen, damit nicht Primarschüler in den Pausen und zum Sportmachen die Strasse queren müssen.

Dies hat jedoch Folgen für die Räumlichkeiten. Für die Oberstufe wird die doppelte Anzahl an Gruppenräumen benötigt. Zusätzlich braucht es Lernateliers, Natur- und Technik- sowie Material und Vorbereitungsräume. Auch die Aula wird grösser als geplant.

Kindergarten ins Projekt miteinbezogen

Auch der beim alten Gemeindehaus liegende Kindergarten Althau soll den aktuell geltenden Standards für Kindergärten angepasst werden. Zurzeit ist es ein Provisorium, das durch die Umnutzung der nicht mehr gebrauchten Materialräume der Feuerwehr entstanden ist. Er entspricht nicht den vom Kanton empfohlenen Normen, insbesondere der Aussenraum. «Wenn wir jetzt schon am Bauen sind, macht es Sinn, diese Sanierung in die Planungen miteinzubeziehen statt zwei, drei Jahre später erneut zu sanieren», begründet Mötteli. Diese Kosten sind allerdings bei den ursprünglichen Planungen nicht miteingerechnet worden.

Architekt Daniel Schweizer: «Das Erdgeschoss bleibt erhalten, auf die darüberliegende Abwartswohnung wird ein Holzbau gestellt, sodass dieser Raum künftig als Kindergartenraum genutzt werden kann.»

Eine Person aus dem Publikum fragte: «Eine grosse Aula mit Foyer; wie viel ist Luxus und Wunschdenken und was ist wirklich nötig?» «Aus meiner und aus der Sicht der Projektkommission ist es ein zweckmässiges Gebäude, das der heutigen Schulnorm entspricht, und absolut kein Luxusbau», sagte Mötteli.

Selbstständigkeit wirkt sich auf die Raumplanung der Schule aus

Eine andere Person wollte wissen, ob diese Raumplanung den Vorgaben der Schulen auch in den nächsten Jahren entspricht oder schon bald wieder mit angepassten Anforderungen zu rechnen sei. Schulleiter Roger Stiel versicherte, dass dieser Schulraum den Tendenzen entspreche, von denen man in den nächsten 15 Jahren ausgeht. Immer mehr Bedeutung komme der Selbstständigkeit und der Kommunikationsfähigkeit der Schüler zu. Deshalb brauche es Schulräume, in denen dieser Art von Unterricht Rechnung getragen werden könne. «Jetzt scheitert es oft an den Räumlichkeiten», sagt Stiel. Zusätzliche Gruppenräume und Lernateliers seien deshalb wichtig.

Mato Banovic, Präsident der Mitte-Partei, wollte wissen, auf welchem Bevölkerungsniveau die Schülerzahlen basieren, für die der zusätzliche Schulraum berechnet wurde. Diese sei auf die in der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) berücksichtigte Zahl abgestimmt. «Der Schulraumbedarf sollte somit bis ins Jahr 2035 gedeckt sein», so Mötteli

Photovoltaik auf allen Dächern

Auch Energie und Umwelt wurden am Politapéro diskutiert. Werner Hauenstein, Präsident der Natur- und Umweltkommission, regte an, das Regenwasser besser zu nutzen und Auffangtanks einzubauen. Zudem wies er darauf hin, dass Holzfassaden ohne Vordach schnell Schaden nehmen. «Das hängt von der Holzoberfläche und der Behandlung ab», antwortete der Architekt. Es ist geplant, die Tragstruktur mit Beton zu erstellen und die Aussenwände mit Holzelementen zu verkleiden.

Beni Gerig von der Energiekommission betonte die Wichtigkeit der geplanten Photovoltaikanlage, die nachträglich auch auf den Altbau und das Kindergartendach ausgeweitet wurde, um die Dachfläche optimal auszunutzen. «Wenn damit mehr Strom produziert wird, als gebraucht werden kann, wird der Überschuss ins Netz abgegeben.»

Jemand wollte wissen, wie geheizt wird. «Die Heizanlage ist an derjenigen im Boostock angeschlossen. Es ist geplant, die Gasheizung durch die Holzschnitzelheizung des Verbunds Fernwärme Neumatt der Ortsbürger zu ersetzen», sagte Mötteli.

Abstimmung an der Gemeindeversammlung

Kritikpunkt gab es am Politapéro zu den Kosten. «Ich bin erschrocken, als ich den Betrag las», sagt Alexander Betschart von der Finanzkommission. Die Kommission habe das Projekt unterstützt, weil davon ausgegangen worden sei, dass mit der Umnutzung des alten Gemeindehauses kostengünstiger Schulraum geschaffen werde.

Am Abend wurde mehrfach kritisiert, dass die Mehrkosten nicht im Finanzplan angepasst wurden. «Wir können nicht jedes Jahr eine Machbarkeitsstudie machen, um die Kosten neu zu bewerten», entgegnete Mötteli. Auch der Gemeinderat sei nicht erfreut über die Kostenentwicklung. «Trotzdem sind wir der Meinung, dass wir mit dem jetzigen Projekt und dem zusätzlichen Kindergarten ein gutes Projekt haben und wir die zusätzlichen Kosten in der jetzigen finanziellen Situation von Spreitenbach tragen können.»

Ein Anwesender wollte vom Gemeinderat wissen, ob ein Plan B vorhanden ist, falls der Kredit an der Gemeindeversammlung im November nicht durchkommt. «Nein, es gibt keinen sinnvollen Plan B. Dann müssten wir zurück auf Feld eins», sagte Mötteli. Der Bedarf an zusätzlichem Schulraum müsste dann mit Containern wie in anderen umliegenden Gemeinden abgedeckt werden. Er verwies auf die schlechten Erfahrungen, die in den Schulhäusern Kreuzplatz und Hasel gemacht wurden. Bei Letzterem war das Dach undicht.

Über den Kreditantrag wird an der Gemeindeversammlung am 28. November abgestimmt.

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