Stay sweet: Chilbi im «Schoggi Tivoli»
Die Pandemie brachte viele Unternehmen zu Fall. Die türkische Familie Atesli aber brachte sie zur Gründung.
Erdi Atesli ist 32 Jahre alt. Er und seine Frau haben zwei Kinder und eine Geschäftsidee: jeden Tag Chilbi. Frische Früchte mit Schokolade überzogen – «Luxeeberry» nennt sich das Geschäft der türkischen Familie. Vergangene Woche konnten sie ihre erste Filiale im Shoppi Tivoli eröffnen. Begonnen hat alles in ihrem Zuhause.
Kochen als Medikament
«Zusammen kochen und essen ist etwas sehr Wichtiges in der Türkei», erklärt Erdi. «Zuhause bin ich es meistens, der in der Küche steht. Auch wenn ich schlechte Laune habe oder es mir nicht gut geht. Sobald ich mit Lebensmitteln zu tun habe, geht es mir besser.» Eigentlich arbeitet er im Familienbetrieb. Es ist ein Malergeschäft. Mit Früchten und Schokolade hat dieses nichts zu tun. «Ich wollte aber etwas anderes probieren», erklärt er. Seine Familie sei erst skeptisch gewesen. Schon bald aber zeichneten sich die ersten Erfolge ab. «Ich und meine Frau bereiteten die Beeren zu und lieferten sie auch selbst aus. Während der Pandemie hatten wir Zeit. Schon bald aber hatten wir bis zu 60 Bestellungen im Monat.» Die beiden realisierten: Aus der Leidenschaft liess sich Geld machen.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Immer schon wollte Erdi sein eigenes Restaurant. Was er aber noch mehr liebe als kochen, sei seine Familie. Familie und Restaurant unter einen Hut zu bekommen, das gelingt nur den wenigsten. Das wissen auch er und seine Frau. So entschied er sich gegen das Resti. Die Inspiration für seine Schokofrüchte kam von der Chilbi. «Dort gibt es das ja auch und alle lieben es. Mit zwei Kindern zuhause haben wir eh jeden Tag Chilbi. Wieso also nicht auch das feine Essen?», fragt er rhetorisch. Aus Rhetorik machte er aber bald sein Geschäft.
Sechs neue Arbeitsplätze und eine verschobene Eröffnung
Bisher arbeiteten er, seine Frau und seine Tante für Luxeeberry. Für die Filiale im Shoppi Tivoli reichen sechs Hände nicht mehr aus. So musste er Personal rekrutieren. Sechs Arbeitsplätze wurden geschaffen. Die Personalsuche sei nicht anstrengend gewesen: «Innert kürzester Zeit bekamen wir über dreissig Bewerbungen.» Die Idee kommt nicht nur bei Kundinnen und Kunden gut an. Die Eröffnung der Filiale war schliesslich auf den 2. Dezember geplant. Hierbei kam es aber zum ersten Fehler in der Unternehmensgeschichte. Erdi bestellte das Inventar aus der Türkei. «Würde ich nie mehr tun», berichtet er und lacht dabei. Zweimal musste die Eröffnung verschoben werden. Nun geht es aber bergauf. «Wir haben noch weitere Ziele», verrät er.
Eigene Kreationen begeistern
Luxeeberry setzt bei seinem Sortiment auf «weniger ist mehr». Bis anhin gab es Erdbeeren und Bananen. Das Obstsortiment soll aber wachsen. Auch seine eigenen Pralinen sind ein Thema. Auch eine eigene Couverture soll kein Tabuthema sein. Bisher verwendet das jüngste Familienunternehmen des Tivolis belgische Schokolade. Und man setzt auf Frische. «Wenn du bei uns auf 20 Uhr bestellst, sind die Beeren nicht vor 18 Uhr fertig zur Lieferung», erklärt der Geschäftsinhaber. Der Lieferdienst ist noch bis Januar geschlossen. Dies wegen des grossen Ansturms auf die Filiale. Es sieht gut aus für das süsse Unternehmen. Die Kosten der Geschäftseröffnung sollen bis in drei Jahren abbezahlt sein. Bei sechs Angestellten ambitioniert, aber definitiv möglich. Mit Zuversicht und Leidenschaft wird Luxeeberry bald das zweite Familienunternehmen der Familie Atesli.