Ideen und Engagement sind gefragt
Die engage-Kampagne ist abgelaufen. Doch auch in Zukunft will die Gemeinde wissen, was die Jugendlichen bewegt, und sie unterstützen, ihre Ideen und Anliegen umzusetzen.
«Die engage-Kampagne ist mit ein Grund, dass ich für den Einwohnerrat kandidiere», sagt Ema Savic. Die 18-jährige Kantischülerin hat sich im Herbst 2020 auf den Aufruf der Gemeinde gemeldet und mehrere Themen eingereicht. Ihr Anliegen: mehr Biodiversität und die Senkung des Fleischkonsums. Diese hat sie auch öffentlich vertreten, fand im Rahmen des Projekts Gleichgesinnte und wurde bei ihrem Engagement von Fachleuten aus der Gemeinde begleitet. Das blieb auch den Lokalparteien nicht verborgen. Nach einem öffentlichen Auftritt in den Medien nahm WettiGrün Kontakt mit ihr auf. Später wurde sie angefragt, ob sie als Einwohnerrätin kandidieren wolle.
Savics Inputs gehören zu den 60 Meldungen, die auf der Plattform engage.ch von Wettinger Jugendlichen eingereicht worden waren. Im Januar konnten die Jugendlichen ihre Ideen an einem virtuellen Treffen mit Gleichaltrigen sowie mit Politikern und Fachleuten diskutieren, sich vernetzen und Ratschläge für die Umsetzung holen. Zumindest diejenigen Anliegen der 16 Jugendlichen, die an dieser Onlineveranstaltung teilgenommen hatten. «Denn Ziel ist nicht, Anliegen einfach zu deponieren und von anderen umsetzen zu lassen, sondern dass sich die Jugendlichen selbst für die Umsetzung engagieren. Die Gemeinde ist aber bereit, Unterstützung zu leisten», sagt Nina Eggenberger, Leiterin der Fachstelle Gesellschaft und Sport.
Jugendliche erhalten Begleitung
Einer, der die Jugendlichen bei der Umsetzung ihrer Anliegen begleitet hat, ist Einwohnerrat Damien Campino. Zwei Jugendliche wollen sich für mehr Schulwegsicherheit einsetzen. Sie planen, bei Gleichaltrigen auf den sozialen Medien eine Umfrage zu starten, um herauszufinden, welche Strassenquerungen sie als Kind gefährlich fanden. Campino machte die Jugendlichen auf den vorhandenen kommunalen Gesamtplan Verkehr (KGV) aufmerksam und beriet sie beim Vorgehen. Sein Fazit: «Ich musste mir in meiner Rolle als Begleiter bewusst werden, dass ich nur meine Erfahrung weitergebe, jedoch nicht aktiv steuere.» Das Projekt will bewusst auch den Lernprozess der Jugendlichen fördern. Es geht nicht nur um das Resultat, sondern auch darum, dass junge Menschen lernen, was es für die Umsetzung einer Idee braucht.
Jene Gruppe, die sich für den Bau eines Skaterparks auf dem Areal Kreuzzelg einsetzt, musste kürzlich lernen, dass Geduld gefragt ist und es Rückschläge gibt. Nach erfolgter Baueingabe im März gab es Einwendungen. «Wir unterstützen die Jugendlichen jetzt bei der Lösungssuche», sagt Eggenberger.
Bei anderen Anliegen, etwa der gewünschten Buslinie am Lägernhang, zeigte sie den Jugendlichen auf, dass nicht die Gemeinde dafür zuständig ist, und an wen sie sich wenden sollen. «Wenn etwas nicht umsetzbar ist, wollen wir auch aufzeigen, wieso, und nicht einfach nur Nein sagen», so Eggenberger.
Mit Standaktion sensibilisieren
Erfolgreich war Ema Savic. Sie hat mit der dank engage entstandenen Gruppe eine Standaktion geplant. Die Jugendlichen wollen der Bevölkerung veganes Essen zum Probieren geben und sie so auf die Folgen von weniger Fleischkonsum für die Umwelt sensibilisieren.
Auch wenn das auf ein Jahr befristete engage-Projekt des Dachverbands Schweizerischer Jugendparlamente vor einer Woche offiziell beendet wurde, ist nicht Schluss mit der Unterstützung. Die Gemeinde hat einen digitalen Briefkasten lanciert. Auf der Webseite von engage.ch können Jugendliche ihre Anliegen auch künftig eingeben. Politiker und Fachleute stellen sich weiterhin zur Verfügung, Jugendliche bei der Umsetzung zu unterstützen. Auch Gemeindeammann Roland Kuster sagt: «Ich bin positiv überrascht und freue mich, dass als sichtbares Resultat von engage jetzt sogar mehrere Jugendliche für die Einwohnerratswahlen kandidieren.» Zusätzlich zu Ema Savic kandidiert auch der 19-jährige Gabriel Franz und begründet: «Durch das engage-Projekt kam ich zur Politik.»
Eggenberger will die Jugendlichen weiterhin erreichen und postet auf der neu lancierten Instagram-Seite eingereichte Anliegen. Jugendliche sollen so mit Gleichgesinnten vernetzt werden. Weiterhin können Kinder und Jugendliche ihr Projekt beim «Ideentopf» eingeben und finanzielle Unterstützung anfordern.