«Das neue Profil passt zu mir»

Der 52-jährige Wettinger Adrian Knaup will Ge­meindeammann werden. Im Interview erklärt der SP-Mann und Finanzkommissionspräsident, was ihn an der Aufgabe reizt.

Möchte Gemeindeammann werden: Adrian Knaup in seinem Wohngebiet. ihk

Was reizt Sie am Ammannamt? Der Hauptpunkt: Ich habe Wettingen einfach gern. Ich bin sehr verbunden mit diesem Ort. Das war auch der Grund für den Einstieg in die Politik vor acht Jahren. Es macht mir riesig Freude. Es ist zwar nicht immer einfach, aber sehr faszinierend. Das neue Profil des Gemeindeammanns passt zu mir. Mit dem neuen Geschäftsleitungsmodell und meinem Hintergrund aus der Politik habe ich gemerkt: Das möchte ich machen.

Wie wirkt sich die Arbeit des Einwohnerrats auf den Gemeinderat aus? Was haben Sie da beobachtet? Der Einwohnerrat gibt dem Gemeinderat den Rahmen, worin er sich bewegen kann – mit Budget und Vorlagen. Im Idealfall ist dies ein Zusammenspiel, das auf Vertrauen basiert. Ich habe in den letzten Jahren in Wettingen Grabenkämpfe beobachtet. Einerseits zwischen Einwohnerrat und Gemeinderat, aber auch aus Teilen der Bevölkerung. Die vergangenen acht Jahre waren dadurch geprägt, dass die zwei grossen Parteien SVP und GLP nicht im Gemeinderat vertreten waren. Das hat die Atmosphäre sehr bestimmt, sie sind sehr in der Oppositionsrolle aufgegangen.

Das Stimmvolk hat zum dritten Mal Nein gesagt zu einer Steuererhöhung. Ist das Vertrauen in die Wettinger Politik, den Gemeinderat erschüttert? Erschüttert ist für mich das falsche Wort. Die Mehrheit der Bevölkerung vertraut der Politik. Was man sagen kann: Wir hatten dreimal eine Budgetablehnung, beim letzten Mal merkte man, dass Gemeinderat und Einwohnerrat eine andere Auffassung hatten als die, welche mit der ablehnenden knappen Mehrheit abstimmten. Interessant finde ich, dass auch die Finanzkommission hinter der Vorfinanzierung stand, und zwar einstimmig. Dass das Budget dann trotzdem abgelehnt wurde, ist schon bemerkenswert. Auf das muss man eingehen. Es gibt ja diejenigen, die sagen, wir haben einfach die falschen Politikerinnen und Politiker. Das stimmt nicht: Nach der ersten Ablehnung wurde ein neues Parlament gewählt und trotzdem wurde weiter abgelehnt. Die Diskrepanz kann man nur überwinden, wenn man aufeinander zugeht, das Verständnis fördert und konstruktiv zusammenarbeitet.

Wie könnte das Vertrauen verbessert werden? Vertrauen muss gegenseitig aufgebaut werden. Als Politiker muss ich mit der Bevölkerung in Verbindung bleiben und gut hinhören. Als Bürger muss ich interessiert und offen bleiben für den Dialog. Ich kann als Stimmbürger nicht bloss erwarten, «die sollen erst mal liefern, danach kann ich es immer noch abschmettern».

Wie kriegt man die Schulden in den Griff? Das Margeläcker-Schulzentrum muss trotzdem gebaut werden. Die Mehrheit in Wettingen sieht die Schulden nicht als Problem an. Hingegen müssen wir uns ernsthaft überlegen, wie wir unsere Investitionen finanzieren. Und es ist nicht nur der grosse Brocken Schulinfrastruktur, dazu gehören auch Kanalisations- und Strassenerneuerungen, das sind zig Millionen Franken an Investitionen. Es wurde bereits priorisiert. Aber auch im letzten Jahr haben wir vieles nicht gemacht. Ich bin der Meinung, dass wir zu wenig bezahlen für unser Wettingen. Und ich bin nicht bereit, der Bevölkerung vorzugaukeln, dass wir ganz locker um eine Steuerfusserhöhung rumkommen.

Wenn Gemeindeammann Roland Kuster Ende Jahr den Posten abgibt, hatte er das Amt während neun Jahren inne. Sein Führungsstil scheint geradlinig. Welchen Führungsstil haben Sie? Ich schätze Roland Kuster sehr und habe grossen Respekt vor seiner Arbeit, davor, was er gemacht hat. Obwohl ich nicht mit allem zu 100 Prozent einverstanden bin, finde ich doch, er macht einen guten Job. Meinen Führungsstil bezeichne ich als konsequent-menschlich. Ich bin greifbar und nachvollziehbar, überlegt und konsequent in der Sache, aber ebenso im Umgang mit den Menschen. Ich war zehn Jahre lang in der Personalführung einer Finanzfirma in Zürich und habe dort bis zu 60 Mitarbeitende direkt geführt. Dabei habe ich alles erlebt von Qualitätsmanagement über Reorganisationen bis Massenkündigungen. Das war sehr spannend und gab mir einen Fundus, aus dem ich, was Führung betrifft, schöpfen kann. Meine Erkenntnis: Führung darf nicht starr sein, man muss täglich neu auf die Situationen und die Menschen eingehen können.

Mit Vizeammann Markus Maibach und Gemeinderat Sandro Sozzi treten nebst Roland Kuster zwei weitere Mitglieder nicht mehr an. Ist die neue Zusammensetzung auch eine Chance? Ich sehe dies definitiv als Chance für die Gemeinde. Der jetzige Gemeinderat hat den Wechsel und das neue Modell sehr gut antizipiert und aufgegleist. Das sind gute Voraussetzungen. Der neue Gemeinderat kann nun gestalten und es ist am neuen Gremium, das Beste daraus zu machen.

Wie sehen Sie Ihre Konkurrenten Markus Haas (FDP) und Orun Palit? Markus Haas kenne ich als Gemeinderat und von diversen Engagements, Orun Palit vom Einwohnerrat und aus der gemeinsamen Arbeit in der Finanzkommission. Ich schätze beide sehr, weil sich beide engagiert für Wettingen einsetzen. Aus meiner Sicht ist der Minimalzeithorizont für den neuen Gemeindeammann acht Jahre. Mit mir als jüngstem Ammannkandidaten ist gewährleistet, dass ich über die nötige Zeitdauer mitgestalten und begleiten kann.

Bitte beenden Sie den Satz: «Wenn ich Gemeindeammann werde, dann …» Die richtige Antwort wäre wohl: In vier Jahren sind die Schulden abgebaut, es gibt keine Autoposer mehr an der Landstrasse und nur noch blühendes Gewerbe. Aber um ehrlich zu sein: Wenn ich Gemeindeammann werde, dann werden viele in einigen Jahren denken: Irgendwie ist es besser geworden hier in Wettingen. Und wenn ich in vielen Jahren zurücktrete, werden die meisten sagen: Angefangen hat es, als Adrian Knaup Gemeindeammann wurde. Wer mich treffen will: Ich bin jeden Dienstagmorgen im Café Zweisam.

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