«Der Spass steht im Vordergrund»

Frauenfussball: Natispielerin Rahel Kiwic war am Samstag als Trainerin bei den Juniorinnen des SV Würenlos zu Gast.

Nach dem schweisstreibenden Training mit Natispielerin Rahel Kiwic posierten die Juniorinnen für ein Gruppenfoto. zVg
Nach dem schweisstreibenden Training mit Natispielerin Rahel Kiwic posierten die Juniorinnen für ein Gruppenfoto. zVg

«Es ist besser, wenn du noch mehr links stehst», «Versuch, aus diesem Winkel zu schiessen», klang es am letzten Samstag über den Sportplatz Ländli in Würenlos. Die Stimme gehörte Rahel Kiwic, Stammverteidigerin der Schweizer Nati, die an diesem heissen Nachmittag die Mädchen des SV Würenlos als Gasttrainerin coachte. Es war das erste Mal, dass sie Mädchen trainierte: «Es war mega cool und auch sehr herzig. Ich war ja auch mal da, wo sie sind.» Bei ihr hat es damals auf dem Pausenplatz angefangen: «Ich habe mit den Jungs gespielt und mein Papa hat mich manchmal zu den GC-Matches mitgenommen», so Kiwic rückblickend.

Mittlerweile ist sie eine der Top-Fussballerinnen der Schweiz, trainiert viermal die Woche und arbeitet nebenbei in einem 70-Prozent-Pensum für ehemalige Fussballer und Fussballerinnen, die nach der Karriere Hilfe in der Laufbahnplanung brauchen. Für die männlichen Kollegen besteht keine finanzielle Notwendigkeit eines zusätzlichen Jobs. Da muss bei den Damen noch einiges gehen: «Es wäre schon schön, wenn man sich auf den Fussball konzentrieren könnte und keine Abstriche machen müsste.» Auch Harald Völker, Koordinator der Würenloser Mädchenteams sowie Trainer des FF15 und Co-Trainer des FF19, sieht die Ungleichheiten, sagt aber auch: «Das exorbitant viele Geld tat dem Männerfussball nicht gut, da geht vieles nur noch um Show statt um den Sport.» Trotzdem sei es aber anstrebenswert, dass die Fussballerinnen in Zukunft mehr verdienen: «Der Trainingsaufwand ist hoch, der sollte dementsprechend entlöhnt werden, damit eine Fussballerin den Beruf hauptberuflich ausführen könnte, also davon leben könnte», so Völker. Kiwic jedoch würde die Arbeit fehlen. «Ich habe es gemerkt, als ich im Ausland war und nur Fussball spielte, die Arbeit ist ein Ausgleich und tut mir gut.»

Man sollte sich nicht auf die Karriere verlassen

Die Ausbildung spielt für Kiwic eine wichtige Rolle in der Karriere. Sie hat keine klassische Berufslehre oder etwas Ähnliches absolviert, hat «nur» die Matur. «Darum würde ich mich definitiv mehr bemühen.» Das möchte sie auch an die jungen Frauen weitergeben. «Es gibt so viele Möglichkeiten, zum Beispiel mit einem Fernstudium. Macht eine Ausbildung.» Denn man könne nie wissen, wie lange man die Karriere aufrechterhalten kann: «Es beruhigt, wenn man weiss, dass man eine Alternative hat.»

Sonst sei es vor allem wichtig, Spass zu haben, wenn man spielt. Klar müsse man bereit sein, hart an sich zu arbeiten, durchzubeissen – auch wenn es mal nicht so läuft. «Doch der Spass steht im Vordergrund, meistens wird dann auch alles einfacher», teilt Kiwic ihre Erfahrung. Bei den Mädchen in Würenlos könnten diese Tipps einige auf ihrem Weg begleiten. «Bei drei oder vier der jungen Fussballerinnen hat man schon viel Talent bemerkt, da können einige sehr gut mit dem Ball umgehen», so die Natispielerin. Man kann also gespannt sein, wer von den Würenloser Damen vielleicht eine der Nachfolgerinnen Kiwics in der Nati wird.

Ein dritter Platz muss her

Organisiert wurde das Training am 11. Juni von Harald Völker. Es war Teil eines intensiven Trainingsweekends. Er möchte in Würenlos etwas auf die Beine stellen: «Der Frauenfussball soll mehr Aufmerksamkeit erhalten.» Vor ein bis zwei Jahren kamen von den Jungs-Teams in Würenlos noch skeptische Kommentare und auch die Trainer waren nicht überzeugt. Mittlerweile habe sich das geändert. «Ich muss den anderen Trainern wirklich ein Kränzchen winden. Der ganze Verein und auch die Eltern stehen hinter dem Frauenfussball in Würenlos.» Um diesen zu etablieren, brauche es aber dringend einen dritten Fussballplatz in der Gemeinde, da die anderen zwei bereits hoch ausgelastet seien. Man habe diesen Wunsch schon beim Gemeinderat deponiert. Für neue Mitglieder sei jetzt der perfekte Zeitpunkt zum Einsteigen, gerade bei den Jahrgängen 2016 bis 2011 werden neue Spielerinnen gesucht. Und wer weiss, vielleicht wird eine dieser neuen Spielerinnen sogar mal in der Schweizer Nati spielen.

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