Widerstand gegen «Wildwuchs»

Das 5G-Netz in der Schweiz wird ständig ausgebaut – so auch im Aargau. Gegen eine geplante Antenne in Würenlos formiert sich Widerstand; die «IG Mitsprache 5G zWürelos» spricht von einem Irrsinn der gegenwärtigen Mobilfunkstrategie.

Das Baugespann steht bereit. Hier will Salt eine neue 5G-Antenne hinstellen.  Philippe Neidhart
Das Baugespann steht bereit. Hier will Salt eine neue 5G-Antenne hinstellen. Philippe Neidhart

Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter – jedes Jahr verdoppelt sich die Datenmenge, die in der Schweiz über das Mobilfunknetz übertragen wird. Um die stetig steigenden Kapazitäten zu meistern, setzen die Anbieter auf 5G und sogenannte adaptive Antennen, die Informationen gezielt an Nutzerinnen und Nutzer übertragen können und eine bis zu 100-mal schnellere Datenübertragungsrate erlauben. Doch genau jene neuen Antennen sorgen in Würenlos seit Längerem für Ärger.

Drei Baugesuche von drei Anbietern

Bereits im Februar wurden gegen den Ersatzneubau der Sunrise-Antenne bei der Landi 15 Einsprachen mit mehr als 250 Unterschriften eingereicht; aktueller Stein des Anstosses ist nun ein Baugesuch von Salt für eine neue Mobilfunkanlage südlich der Gewerbegebäude Grosszelgstrasse 15, wo sich bereits Antennen von Swisscom und Sunrise befinden. «Das ist das dritte Baugesuch von der dritten Firma auf dem gleichen Gelände», so Alessandro Camisani von der «IG Mitsprache 5G zWürelos». Er und seine Mitstreiter stören sich in erster Linie daran, dass der Gemeinde ein gesamtplanerisches Konzept fehle: «Wir werden überfahren von all den Baugesuchen, das führt zu einem Antennenwildwuchs.» Für Camisani ist klar, dass es ein Mobilfunknetz braucht, «deshalb heissen wir IG Mitsprache 5G und nicht IG Stopp 5G», erklärt er, «der Ausbau des Netzes muss jedoch durchdacht erfolgen.»

Bei der Gemeinde hat man den Handlungsbedarf erkannt, wie Gemeinderat Consuelo Senn erläutert: «Unsere Planungskommission hat eine Arbeitsgruppe gegründet, die offene technische Fragen und mögliche Alternativen der Kapazitätsabdeckung von Mobilfunk mit Fachleuten abklärt. Sie wird ebenfalls mit anderen Gemeinden Kontakt aufnehmen, die bereits Standortevaluationen für neue Antennen vorgenommen und Alternativen zu Mobilfunk geprüft haben.»

Eine Lösung könnte beispielsweise sein, dass alle Anbieter dieselben Antennen nutzen, wie das bereits bei der Autobahnraststätte Würenlos der Fall ist. Auch das Bundesamt für Kommunikation Bakom hält eine gegenseitige Mitbenutzung von Antennen für sinnvoll: «Durch die gegenseitige Mitbenutzung von Antennenstandorten liessen sich die Kosten für deren Unterhalt und Betrieb senken und es würde die Anzahl Baugesuche reduziert und die Netzqualität erhöht.» Allerdings weisen sie darauf hin, dass es aufgrund der hohen Auslastung und strenger Vorsorgewerte nicht immer möglich sei, von der gleichen Antenne her zu senden. Ähnlich äussert sich Sunrise-Pressesprecher Rolf Ziebold: «Wo immer möglich, teilen wir die Mobilfunkstandorte mit den anderen Netzbetreibern für den weiteren Netzausbau. Leider sind es aber insbesondere die im Vergleich zum Ausland 10-fach strengeren Grenzwerte, die eine gemeinsame Nutzung eines Mobilfunkstandortes verunmöglichen.»

 

5G ist ein emotionales Thema

Dass die Antennen immer wieder zum Thema werden, liegt nicht zuletzt daran, dass es sich bei der neusten Generation der Mobilfunktechnik um ein umstrittenes Thema handelt, das bei einigen Bewohnerinnen und Bewohnern Emotionen auslöst. Da spielt auch die Unsicherheit mit, ob 5G-Antennen negative gesundheitliche Auswirkungen mit sich bringen: «Mir persönlich und vielen Mitgliedern der IG ist es unwohl beim Gedanken, in der Nähe einer Antenne zu wohnen, solange nicht klar ist, ob die Strahlung schädlich ist oder nicht», sagt Camisani.

Gerade auch der Fakt, dass sich die geplante Antenne unmittelbar neben der neuen Wohnüberbauung Steinhof befindet, sieht die IG problematisch. «Es ist ein Thema, das stark polarisiert, da muss mit Bedacht vorgegangen werden.» Laut dem am 14. April erschienenen Bericht des Bundesrates zum Thema «Nachhaltiges Mobilfunknetz» führe die neue Technologie hingegen zu weniger Strahlung: «Aus Sicht der Leistungsfähigkeit und der Strahlenbelastung haben 5G-Netze klare Vorteile gegenüber den bisherigen Technologien.» Und der Schweizerische Verband der Telekommunikation asut weist darauf hin, dass 90 Prozent der individuellen Strahlenbelastung vom Endgerät der Benutzer ausgehen.

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