Auch dichter wohlfühlen

An einer Podiumsdiskussion erwogen - die Referenten Lösungsansätze in der Problematik des verdichteten Bauens.

Der Kulturkreis Würenlos hat am 5. Februar einen Raumplaner, einen Architekten und einen Historiker und Publizisten zum Gespräch in die Alte Kirche eingeladen. Unter dem Motto «Zusammenrücken» und unter der Leitung von Judit Solt diskutierten sie Lösungsansätze zum Thema verdichtetes Bauen. Als Quintessenz des Abends stellte sich dabei heraus, dass es im Bereich der Städte schon zahlreiche Ideen und Lösungen gibt – dass diese aber noch nicht für die Agglo, Dörfer und ländlichere Gemeinden angepasst wurden, einfach weil sich bisher noch niemand darüber Gedanken gemacht habe.

100000 Leute wollen in den nächsten zehn Jahren ins Limmattal ziehen, sagen die Prognosen voraus. Für Würenlos bedeutet das 9000 statt 6000 Einwohner. «Wie soll das gehen? Die wollen wir lieber gar nicht», stieg Gesprächsleiterin Judit Solt in die Diskussion ein. Man könne nun einfach den Kopf in den Sand stecken oder sich Möglichkeiten für ein funktionierendes Zusammenleben überlegen.

Obwohl ETH-Raumplaner Felix Günther von Bevölkerungsprognosen abriet, war er doch damit einverstanden, dass bereits heute etwas getan werden müsse – gerade in Würenlos. Nun stellte sich natürlich die Frage: Was?

Historiker und Publizist Matthias Daum erklärte das Vorgehen so, dass man als Erstes zu den betroffenen Menschen hingehe und mit ihnen spreche, ihre Ansprüche und Wünsche abhole. Oft unterscheiden sich diese von den Ideen der Planer. «Was macht, dass ich mich hier wohlfühle?», sei dabei die zentrale Frage. Und das könne etwas ganz Simples wie etwa ein geräumiger Eingangsbereich in der Wohnung sein: «Die Antwort sind keine Quadratmeterzahlen.»

Aus diesen Ansprüchen versuchen die Architekten dann etwas zu erstellen, das weniger Land beansprucht, aber dennoch all die Qualitäten bietet, die sich die Bewohner wünschen.

«Was macht denn eine gute Wohnung aus?», fragte Solt. Architekt Andreas Hofer antwortete schmunzelnd: «Meistens gehen die Wohnungen mit den seltsamen Ecken am schnellsten weg.» Zurzeit aber auch alle anderen Wohnungen in Zürich und im Aargau. Hingegen sei der Einfamilienhäuschentraum beinahe ausgeträumt. Für junge Familien ist die Investition meist zu gross, sodass sie sich lieber für einen Kompromiss zwischen Häuschen und Stadtwohnung entscheiden: «Und der heisst meistens Agglo. Wie das Agglo-Raumprogramm nun aussieht, weiss aber auch niemand.»

Die Leute haben aber immer noch klassische Einfamilienhaus-Ansprüche, wie Solt bemerkte. Das sei auch in Ordnung, erwiderte Daum: «Es geht jetzt aber darum, die Qualitäten des Einfamilienhauses in bodensparende Versionen umzusetzen.» Gerade im Limmattal gingen sämtliche Wohnungen weg – egal wie sie gebaut seien. «Ich frage mich, wie bewusst der Entscheid der Wohnungssuchenden wirklich ist», so Daum: «Wohnen wir auf 120 Quadratmetern mit offener Küche, weil wir das so wollen oder weil es einfach nichts anderes gibt?»

Ein Umdenken muss also stattfinden, und das fängt schon beim fehlenden Vokabular an, denn selbst in kleinen Gemeinden sprechen die Planer von «Städtebau», weil es noch keine passenden Fachbegriffe gibt.

Hinzu komme, dass Dichte auch Wahrnehmungssache sei. Zürich sehe Würenlos als erhaltenswerten Landschaftsraum – der Aargau hingegen stuft Würenlos als urbanen Entwicklungsraum ein, so Günther: «Man muss sich überlegen, was man will, und dann handeln. Würenlos muss keine Stadt werden – es gibt genug, die das wollen.»

Nach guten zwei Stunden beantworteten die Fachleute noch Fragen aus dem Publikum zu den Themen Veloverkehr, Verdichtung in bestehender Architektur und veränderten Dorfbildern. Ein letztes konstruktives Votumlautete: «Eine Lösung findet sich immer; man muss es einfach so machen, dass der Nachbar auch etwas davon hat.»

 

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