Bäuerinnenschule schliesst Tore

Die seit 1944 bestehende Bäuerinnenschule im Kloster Fahr schliesst im Sommer 2013 ihre Tore. Die personelle sowie die finanzielle Situation waren für den Entscheid der Benediktinerinnengemeinschaft ausschlaggebend.

Schwester Beatrice, die passionierte Gärtnerin, gibt ihren Erfahrungsschatz im Gartenbau weiter. Foto: zVg
Schwester Beatrice, die passionierte Gärtnerin, gibt ihren Erfahrungsschatz im Gartenbau weiter. Foto: zVg

Eine erfolgreiche Ära geht damit nach 69 Jahren zu Ende. Die während des Zweiten Weltkriegs im Kloster Fahr begonnene und bis heute erfolgreiche Ära der Bäuerinnenschule ist voll-endet: Nach dem Frühlingskurs 2013, Ende Juli 2013, schliesst die private, bäuerlich-hauswirtschaftliche Fachschule ihre Tore – eine schwerwie-gende, aber unumgängliche Entscheidung der Schwesterngemeinschaft.

Die Gründe für die Schliessung der Schule erklärt Priorin Irene Gassmann, Vorsteherin der Klostergemeinschaft: «Die Gründung der bäuerlich-hauswirtschaftlichen Schule 1944 war eine Antwort auf die Fragen und Nöte der damaligen Zeit. Der seinerzeitige Propst im Kloster Fahr, der Einsiedler Pater Anselm Knüsel, war dem Bauernstand sehr verbunden und erkannte die Notwendigkeit, dass die Frauen in der Landwirtschaft im und nach dem Zweiten Weltkrieg eine gute Ausbildung brauchten. Zudem gab es im Kloster Fahr damals ‹Kochlehrtöchter›, Frauen, die in der Klosterküche das Kochen erlernten. Die Eröffnung der Schule im Jahre 1944 war eigentlich eine Professionalisierung dieses Angebots.

Eine Fachausbildung anzubieten, ist heute nicht mehr primär die Aufgabe eines Benediktinerinnenklosters, und es gibt inzwischen in der Schweiz verschiedene, ähnlich gelagerte Fachschulen. Was das Angebot im Fahr einzigartig macht, ist die Nähe und der Kontakt zum Kloster. Unsere Gemeinschaft ist dank der Schule sehr weltoffen; dank der jungen Frauen waren die Schwestern immer am Puls der Zeit; sie sind kontaktfreudig, offen für Neues und interessiert, was in der Welt geschieht. Das sind, so meine ich, Früchte der Schule. Es ist unbestritten, die Bäuerinnenschule hat unseren Konvent geprägt.»

Die Schule steht momentan auf einem Höhepunkt, was Auslastung und Nachfrage betrifft; die Semesterkurse sind ausgebucht und es bestehen Wartelisten. Priorin Irene: «Aber die personelle und finanzielle Situation unserer Gemeinschaft mahnt uns, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen. Vor allem die Altersstruktur der Gemeinschaft veranlasst uns, die Kräfte zu bündeln. Von den 24 Schwestern im Kloster sind gerade noch 3 unter 50 Jahre alt. Der grösste Teil unserer Gemeinschaft – 17 Schwestern – sind zwischen 64 und 79 Jahre alt, 4 Schwestern sind über 80. Diese Situation stellt uns vor grosse Herausforderungen. Zudem ist die Schule seit Jahren defizitär. Das Defizit von jährlich 150000 bis 200000 Franken ist für unsere Klostergemeinschaft mittelfristig nicht mehr tragbar. Die Schulleitung musste in den letzten Jahren, seit sie die Subventionen nicht mehr direkt vom Bund erhielt, immer wieder erfahren, dass verschiedene Kantonsregierungen keine Beiträge an die Ausbildung zahlen. Damit hat sich die finanzielle Situation zusehends zugespitzt. In den nächsten Jahren sollte zudem das seit fünfzig Jahren bestehende Schulgebäude dringend saniert werden. All diese Gründe haben uns zum Schritt bewogen, das Werk zu voll-enden und nach dem Frühlingskurs 2013 die Tore der Bäuerinnenschule zu schliessen. Für uns Schwestern ist es wichtig, aufzuhören, solange wir uns noch an unserer Schule freuen und mit Dank und Stolz auf eine fruchtbare und segensreiche Zeit zurückblicken können.»

Es ist den Schwestern vom Fahr und auch den Lehrpersonen ein grosses Anliegen, die Ära «Bäuerinnenschule» würdig abzuschliessen und bewusst zu voll-enden. So wird für den Sommer 2013 mit allen Ehemaligen ein grosses Abschlussfest geplant. Priorin Irene: «Ein solch einmaliges Werk wie unsere Schule verdient es, gefeiert zu werden!» (ig)

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