Das Alterszentrum steht auf der Kippe

Weil die Kantonale Denkmalpflege sich am Standort des Neubaus auf der Würenloser Zentrumswiese stört, ist das Baugesuch sistiert. Der Gemeinderat will am Projekt festhalten.

Das Alterszentrum soll auf der Zentrumswiese gebaut werden. Die historische Umgebung mit der katholischen Kirche, der Zentrumsscheune und der Mühle macht Probleme. Gaby Kost/Archiv
Das Alterszentrum soll auf der Zentrumswiese gebaut werden. Die historische Umgebung mit der katholischen Kirche, der Zentrumsscheune und der Mühle macht Probleme. Gaby Kost/Archiv

Seit Jahrzehnten wartet Würenlos auf ein eigenes Alterszentrum. Diesem Ziel schien man Anfang Jahr so nah wie noch nie. Das Baugesuch für das Projekt «Margerite» war eingereicht, die Baugespanne wurden auf der Zentrumswiese ausgesteckt. Doch nun steht das Vorhaben auf der Kippe. Anlass zur Sorge gibt ein Beitrag im «Würenblicker», dem Blog von Peter Früh, einem pensionierten Journalisten aus Würenlos. Ihm wurde ein Schreiben der kantonalen Abteilung für Baubewilligungen an den Gemeinderat weitergegeben. Diesem sei zu entnehmen, dass das Baugesuch für das Alterszentrum sistiert worden sei. 

Die Kantonale Denkmalpflege sei nicht einverstanden mit dem Bau an diesem Standort und verlange eine Umplatzierung auf den nördlichen und/oder den westlichen Arealteil der Wiese. Aus dem Schreiben gehe hervor, dass sich die Denkmalpflege daran störe, dass die vorgesehene Platzierung der Neubauten die Zentrumswiese in eine Restfläche nördlich des Rössliwegs und in einen verhältnismässig schmalen Bereich entlang des Furtbachs teile. Die Zentrumswiese wird von historischen Gebäuden umrahmt. So etwa vom Turm der katholischen Kirche oder von der Mühle. Beide Bauten stehen unter kantonalem Denkmalschutz. Kommunal geschützt sind die Marienkirche und das Kirchenschiff. Geplant ist zudem, auch die Zentrumsscheune unter Schutz zu stellen. «Kantonal geschützte Bauten geniessen gemäss Kulturgesetz einen Umgebungsschutz», sagte Heiko Dobler, Berater der Kantonalen Denkmalpflege, dem «Badener Tagblatt». Bei Baumassnahmen im näheren Umfeld nehme die Denkmalpflege daher eine Beurteilung vor. Sie prüfe, ob und inwiefern die Wahrnehmung eines Denkmals durch bauliche Massnahmen beeinträchtigt werde. Laut dem «Badener Tagblatt» hat die Denkmalpflege bereits 2013 in einem Schreiben grosse Bedenken zur Überbauung auf der Zentrumswiese geäussert.

Nach fünfzig Jahren steht man womöglich wieder am Anfang

Dass das aktuelle Projekt nun ohne grössere Mühe auf den nördlichen und den westlichen Teil der Zentrumswiese verschoben werden kann, scheint ausgeschlossen. Dies, weil sich der gewünschte Standort teilweise nicht in der Zone für öffentliche Bauten befindet. Da diese Flächen im Gestaltungsplanperimeter liegen, müsste vorgängig ein Gestaltungsplan erstellt werden. Das alles benötigt Zeit. Und so steht man nach einer mehr als fünfzigjährigen Odyssee mit zwei gescheiterten Projekten womöglich wieder am Anfang. Dies bestätigt Gemeindeammann Anton Möckel (parteilos) in seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident der Bauherrin, der Alterszentrum Würenlos AG. «Falls wir tatsächlich auf anderen Parzellen bauen müssen, starten wir wieder bei null», sagt Möckel. Die Alterszentrum Würenlos AG warte nun auf eine konkrete Antwort des Kantons und des Gemeinderats. «Wir bauen im Auftrag der Gemeinde und der Bevölkerung, nicht nach Lust und Laune.»

Möckel gibt zu bedenken: «Das Würenloser Stimmvolk hat mehrmals bestätigt, dass das Alterszentrum auf den geplanten Parzellen entstehen soll. Im Moment müssen wir uns daran halten und können den Neubau nicht einfach woanders planen.» Dass er als Verwaltungsratspräsident zurücktreten soll, wie im Leserbrief in der letzten Ausgabe der Limmatwelle von Heinrich Nüssli, einem der Sammeleinwender, gefordert wird, findet er nicht. «Das Projekt ist noch nicht gescheitert. Wir warten immer noch auf die Baubewilligung der Gemeinde. Man muss aufpassen, dass man nicht überreagiert und sich wegen ein paar Kommentaren nicht ins Bockshorn jagen lässt.» 

Möckel wurde in diesem Leserbrief vorgeworfen, dass er «stur und unverantwortlich ein nicht bewilligungsfähiges Bauvorhaben durch alle Instanzen durchboxen» wolle. Kritik übt überdies auch das Würenloser SVP-Vorstandsmitglied Steven Schraner. «Eine Doppelrolle als Gemeindeammann und Präsident der Alterszentrum Würenlos AG ist schlicht nicht vereinbar. Da gibt es zu viele Interessenkonflikte.» Und auch der Gemeinderat hat laut Schraner falsch gehandelt. «Hätte dieser das Interesse, das Alterszentrum so rasch wie möglich zu bauen, dann hätte er über sein eigenes Ego springen und sich mit den Anwohnern an einen Tisch setzen müssen. Dann hätte man gewusst, dass diese Einwendungen kommen werden.»
Aufgrund des medialen Wirbels und der Verunsicherung in der Bevölkerung nimmt nun auch der Gemeinderat Stellung zum Thema (siehe rechts die Stellungnahme). Dass die Zentrumswiese eine wertvolle Anlage sei und von einer schützenswerten Silhouette des Dorfkerns umgeben sei, sei gemeinhin bekannt. «Es war der ausdrückliche Wille der Bevölkerung, dass diese Wiese als Standort für das Alterszentrum genutzt wird», schreibt der Gemeinderat. Damit meint er die vielen Abstimmungen zugunsten des Alterszentrums auf der Zentrumswiese in den letzten neun Jahren.

Der Gemeinderat wartet auf eine vollständige Stellungnahme

Der Gemeinderat kann die Sicht der Kantonalen Denkmalpflege nachvollziehen. Es gelte aber auch, den politischen Willen und den Bedarf nach Wohnen im Alter in Würenlos zu beachten. «Es wird eine Güterabwägung stattfinden müssen zwischen dem dringenden Wunsch nach einem Alterszentrum und der Ortsbildverträglichkeit.» Da noch nicht alle Abteilungen des Departements Bau, Verkehr und Umwelt das Baugesuch behandelt hätten und deswegen die Stellungnahme des Kantons noch nicht komplett sei, habe der Gemeinderat beim Regierungsrat insistiert. Man erwarte eine vollständige Stellungnahme, die für die Bearbeitung des Baugesuchs unerlässlich sei. Bis dahin ist der Auftrag für den Gemeinderat klar: Die Arbeit für das Alterszentrum wird fortgesetzt, zumindest bis das Baugesucht abgehandelt wurde. 

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