«Das schönste Land der Welt»

Die Bundesfeier begann mit Trachten, führte durch Afrika und endete doch wieder in Würenlos.

Ausgelassene Stimmung am Gästetisch. rfb

Ausgelassene Stimmung am Gästetisch. rfb

Franco Marvulli  zog die Gäste in seinen Bann. rfb

Franco Marvulli zog die Gäste in seinen Bann. rfb

Die Trachtengruppe begann die Feier mit zwei Vorführungen.  Rinaldo Feusi

Die Trachtengruppe begann die Feier mit zwei Vorführungen. Rinaldo Feusi

Ein wenig verspätet startete die Aufführung der Würenloser Trachtengruppe am 1. August. Doch die Besucherinnen und Besucher schien das Warten nicht zu stören. Die Ränge waren voll und sie blieben es auch.

Aufgrund der Witterung entschied sich der Gemeinderat dazu, die Feier in der Mehrzweckhalle anstatt auf dem Schulplatz durchzuführen. Die Entscheidung war die richtige. Denn bis etwa 16.30 Uhr regnete es. Nach der Aufführung der Trachtengruppe begannen schliesslich die Referate mit einem Interview von Toni Möckel und dem ehemaligen Radprofi Franco Marvulli. Letzterer trat mit einem eindrücklichen Referat an die Anwesenden.

Der Zürcher Bündner im Aargau

«Vielen Dank an die Musikgesellschaft, den Sportclub, die Trachtengruppe, alle Helferinnen und Helfer und an die Bevölkerung», zeigte sich Toni Möckel bei seiner 1.-August-Rede dankbar. Und stellte anschliessend die Frage: «Was macht die Schweiz aus? Sind es Klischees? Schoggi und Chäs?» Nein, für ihn seien es die Menschen. So verschieden sie auch sein mögen.

Ähnlich sah es der Festredner Franco Marvulli. Der ehemalige Radprofi, der Olympia-Silber, vier Weltmeister-, fünf Europameistertitel und 33 Sixdays-Siege in seinem Portfolio hat, wurde vom Sportclub Würenlos angefragt, die Festrede zu halten. Er stimmte sofort zu. Vor seiner Ansprache musste er aber ein paar Fragen von Toni Möckel beantworten. Was ein Zürcher im Aargau mache, fragte Möckel ihn mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Auf seinen Radtouren fahre er gerne durch den Aargau, antwortete Marvulli. Zudem sei er kein waschechter Zürcher. Er, Sohn einer Bündnerin und eines Süd-Italieners, kenne Würenlos gut. Zumindest die Bäckerei, denn Velofahren mache hungrig.

3300 Kilometer durch Afrika

In seiner Festrede wollte Marvulli von seinen persönlichen Erfahrungen berichten. Die Rede vermochte es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. In der Mehrzweckhalle war eine Stille, wie sie sonst wohl nur im geschlossenen Zustand vorkommt. Einzig die Stimme des Redners war zu vernehmen. Er berichtete von einem Projekt aus dem Jahr 2019. Im Februar stieg der ehemalige Radprofi in ein Flugzeug nach Johannesburg. Insgesamt 3300 Kilometer wollte er mit dem Fahrrad durch Afrika zurücklegen – bis nach Kapstadt.

Er wollte an seine Grenzen kommen und stellte sich auf seiner Reise bald die Frage, was denn Erfolg heisse. Geld? Ein Haus? Teure Ferien? «In Afrika sind mir viele Menschen begegnet, die sehr wenig hatten. Doch sie waren zufrieden. Zufriedener als viele Leute in der Schweiz. Ich lernte dadurch, dass Erfolg nicht dasselbe wie Reichtum ist. Sondern die Fähigkeit, das Leben lebenswert zu machen.» Er habe gelernt zu verzichten und bescheidener zu sein. Sich an kleinen Dingen zu erfreuen. «Ich startete mit 13 Kilogramm Gepäck. Am Ende waren es noch 6,5 Kilogramm», führte er aus. «Eine Wasserflasche oder eine Frucht fühlten sich plötzlich an wie ein Sechser im Lotto.» Er wies das Publikum darauf hin, dankbar zu sein. Für all den Luxus, den es in der Schweiz gebe. Denn auch nach 30 bereisten Ländern sei die Schweiz für ihn noch immer das schönste Land der Welt. Das Publikum verdankte ihm seine Rede mit tosendem Applaus.

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