«Das Ziel ist eine olympische Medaille»

Spitzenruderer Scott ­Bärlocher aus Würenlos startet am Samstag an den Olympischen Spielen in Paris im Doppelvierer. Wie er sich kurz vor dem Startschuss fühlt und was ihm Angst bereitet.

Holten sich im April an der EM im ungarischen Szeged Silber: Scott Bärlocher (Zweiter von rechts) und seine Ruderkollegen Dominic Condrau, Jonah Plock und Maurin Lange. zVg/MeinRuderBild

Die Olympischen Spiele in Paris vom 26. Juli bis 11. August stehen vor der Türe. Über 10000 Athletinnen und Athleten werden sich in der französischen Hauptstadt messen. Einer davon ist der Würenloser Ruderer und Aargauer Sportler des Jahres 2020 Scott Bärlocher. Am 27. Juli geht der 26-Jährige mit seinen Ruderkollegen Maurin Lange, Jonah Plock und Dominic Condrau ins Rennen und tritt im Vorlauf gegen acht andere Nationen an. Damit erfüllt sich ein langgehegter Wunsch.

«Jeder Athlet träumt vom olympischen Gold, so auch ich», sagt Bärlocher. Die Nervosität vor dem Rennen seines Lebens hat ihn noch nicht gepackt. Doch langsam werde ihm schon bewusst, dass der grosse Moment, auf den er jahrelang hingearbeitet hat, zum Greifen nahe ist.

Ein Vorgeschmack auf das Kräftemessen in Paris erhielt Bärlocher vor ein paar Wochen, als er die offizielle Kleidung für die Schweizer Olmypia-Athletinnen und -Athleten abholte. «Es sind fünf oder sechs Outfits und drei Paar Schuhe.» Mit im Gepäck hat der Sportler auch eine Anleitung für den Dress-Code. «Es gibt genaue Vorschriften, wann wir welche Kleider anziehen. Es ist genau geregelt, was wir auf dem Siegerpodest, im olympischen Dorf oder an der Eröffnungsfeier tragen müssen», erzählt Bärlocher.

Das Tenue fürs Siegerpodest ist natürlich sein Favorit im Koffer. «Klares Ziel ist eine Medaille.» Die Chancen dafür stehen gut. «Wir haben in der olympischen Saison zwei- mal Silber gewonnen und gezeigt, was wir können», sagt Bärlocher zuversichtlich. Er meint damit den zweiten Platz an der Ruder-EM im ungarischen Szeged Ende April und die Silber-Medaille, die er und sein Team an der 3. Weltcup-Regatta im polnischen Posen Mitte Juni holten.

Seit Ende Mai steht fest, dass Bärlocher an der Olympiade mitrudern wird. Dass die Wahl auf ihn fällt, zeichnete sich bereits letztes Jahr ab. Der Würenloser war an der WM in Belgrad Anfang September 2023 Teil des Doppelvierers, der sich einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele ergatterte. Doch damals war die Selektion fürs Boot noch nicht gemacht.

Zweiter Vierer auch qualifiziert

Die Teilnahme in Paris hing auch vom Erfolg des ganzen Olympiakaders ab. Als sich auch der andere Vierer an der Lucerne-Regatta auf dem Rotsee in Luzern im Mai qualifizierte, waren die Erleichterung und die Freude gross. «Es war schlimm, nur zuschauen zu müssen und nicht selbst rudern und Einfluss nehmen zu können», erinnert sich Bärlocher an die bangen Momente.

Doch nun sind alle Hürden aus dem Weg geräumt. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen stellt den bisherigen Höhepunkt seiner Ruderkarriere dar. Bärlocher entdeckte seine Passion als 15-Jähriger beim Ruderclub Baden. Fünf Jahre später schaffte der ambitionierte Sportler es ins Nationalkader und trainiert seither in Sarnen. 2020 gelang ihm der Sprung ins Olympiakader. 2021 schnupperte Bärlocher als Ersatzmann in Tokio erstmals olympische Luft.

Seit dem 21. Juli befindet sich die Ruder-Nationalmannschaft in Paris. Das Trainingslager absolvierte sie zuvor in Brive-la-Gaillard. «In der ersten Hälfte war es streng, in der zweiten Hälfte wurden die Ausdauertrainings heruntergefahren. Das ist wichtig, damit wir kurz vor dem Rennen agiler und spritzig sind und nicht müde und erschöpft», sagt Bärlocher.

Eröffnungsfeier fällt für ihn aus

Von der Eröffnungsfeier morgen Freitag werden er und sein Team nicht viel mitkriegen, denn der Vorlauf des Doppelvierers findet bereits am Samstag, 27. Juli, statt. Die ersten beiden Boote der beiden Vorläufe qualifizieren sich direkt für den Final, alle anderen Boote nehmen am Hoffnungslauf am Montag, 29. Juli, teil. Die zwei besten Boote schaffen es ins Finale am Mittwoch, 31. Juli. Der Leistungsdruck ist kurz vor Startschuss sehr hoch. «Um mich diesem etwas zu entziehen, werde ich mich bewusst isolieren und die Sozialen Medien meiden», so Bärlocher. Zudem werde er auch seine Familie und Freunde dazu aufrufen, sich erst nach dem letzten Rennen bei ihm zu melden.

«Meine grosse Angst ist, dass ich mich genötigt fühle, etwas Spezielles zu machen oder dem Publikum etwas zu bieten. Genau dann passieren Fehler. Eigentlich müssen wir uns genauso wie in den Trainings verhalten, dann kommt es gut», sagt Bärlocher. Schön und beruhigend sei, dass er sich auf seine Ruderkollegen verlassen könne. Das helfe ihm, sich auf das Essenzielle zu konzentrieren. «Die Medaille steht im Vordergrund. Doch ich darf deswegen nicht ans Gewinnen denken, sondern muss mich primär aufs Rudern fokussieren.» Bärlocher weiss: «Es liegt nun in unseren Händen, gut abzuschliessen. Ich habe lange genug davon geträumt. Es geht nun darum, den Traum Realität werden zu lassen.»

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