«Der Verein baut und übernimmt die Bauführung»

Nachdem der Verein Alterszentrum seit 1991 Geld für ein Altersheim sammelte, wurde er nun vom Gemeinderat beauftragt, am neuen Projekt mitzuwirken.

Katharina Canziani-Markwalder ist Vorstandsmitglied des Vereins Alterszentrum Würenlos, der einen Vorschlag zur Realisierung von Pflegewohnungen und betreutem Wohnen ausgearbeitet hat.Foto: bär
Katharina Canziani-Markwalder ist Vorstandsmitglied des Vereins Alterszentrum Würenlos, der einen Vorschlag zur Realisierung von Pflegewohnungen und betreutem Wohnen ausgearbeitet hat.Foto: bär

Warum engagieren Sie sich als Vorstandsmitglied im Verein Alterszentrum? Katharina Canziani: Als man im Jahr 2010 merkte, dass das Projekt Ikarus mit dem neu-en schweizerischen Pflegegesetz nicht mehr kostendeckend funktionieren wird, haben einige Vorstandsmitglieder aufgehört, und ich wurde zum Mitmachen angefragt. Man suchte bewusst auch junge Einwohner, die es im Moment zwar nicht direkt betrifft, die sich aber für die Senioren einsetzen wollen, die in der Gesellschaft keine laute Lobby haben. Wir wollen dem Projekt Dampf geben und haben jetzt einen guten Mix von neuen und jungen sowie langjährigen Vorstandsmitgliedern.

Seit über fünfzig Jahren laufen die Planungen für ein Altersheim in Würenlos. Inwiefern ist der Verein Alterszentrum in die Realisation involviert? Nachdem der Gemeinderat das Projekt Ikarus gestoppt hatte, lud er den Verein Alterszentrum – der seit 1991 Geld für die Realisation eines Alterszentrums sammelt – ein, sich an der Umsetzung zu beteiligen. Wir haben deshalb ein Raumprogramm, das dem neuen Pflegegesetz entspricht, erarbeitet und vor einem Jahr dem Gemeinderat vorgelegt. Wir hoffen, dass wir bis zur Mitgliederversammlung im März vom Gemeinderat eine Antwort in der Standortfrage haben, damit wir weiterarbeiten können.

Wie sieht das Projekt aus, das Sie dem Gemeinderat vorgeschlagen haben? Wir schlagen einen Bau auf der Zentrumswiese mit 24 Pflegezimmern und 56 betreuten 212- und 312-Zimmer-Wohnungen vor. 24 dieser 56 betreuten Wohnungen können einfach in Pflegezimmer umgewandelt werden.

Der Standort auf der Zentrumswiese führte ja schon beim letzten Projekt zum Scheitern. Warum halten Sie trotzdem daran fest? Wir haben nach wie vor das Gefühl, dass die Zentrumswiese besonders gut geeignet fürs Wohnen im Alter ist. Sie ist in der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, der Post und dem öffentlichen Verkehr. Auf welchem Teil der Parzelle er stehen soll, steht indessen noch nicht fest. Der Bau wird nicht die ganze Wiese brauchen, sodass noch genügend Platz für eine Grünfläche bleibt.

Auch das Dach und die Grösse des Baus haben zu Einsprachen geführt. Sieht es nun anders aus? Ja, aber ich kann noch keine Details nennen, da das Projekt beim Gemeinderat zur Erarbeitung liegt und noch nicht klar ist, ob unser Projekt durchkommt.

Wie teuer wird das Projekt? Solange noch kein Entscheid des Gemeinderates vorliegt, kann ich keine Zahlen nennen. Die Idee ist, dass der Verein baut und die Betriebsführung übernimmt. Die Gemeinde würde sich mit dem gebundenen Geld aus dem Altersheimfonds von etwa 4 Millionen Franken beteiligen und dem Verein das Bauland im Baurecht abgeben.

Es käme also wegen des Baus des Alterszentrums nicht zu einer Steuererhöhung? Nein.

Wird dieses betreute Wohnen dann nicht zu teuer für Senioren, die in teilweise abgezahlten Häusern wohnen, wo sie kaum noch Zinsen zahlen müssen? Es ist tatsächlich am günstigsten, wenn sie so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Doch wenn das nicht mehr möglich ist, weil es zu gross ist, der Umschwung nicht mehr selber gepflegt werden kann, es unpraktische Treppen hat oder zu weit vom Zentrum entfernt ist, sind solche Wohnungen eine gute Alternative. Sie bleiben trotzdem selbstständig und bezahlen neben der Miete und einer Pauschale für den Pikettdienst nur diejenigen Dienstleistungen, die sie selber wünschen. Man kann sich zum Beispiel die Wäsche waschen oder das Essen liefern lassen.

Das Thema Altersheim ist in Würenlos mit viel Unmut verbunden. Wie will der Verein das Vertrauen in der Bevölkerung gewinnen? Wir wollen die Bevölkerung darüber informieren, was gerade läuft. Zurzeit prüfen wir eine geeignete Betriebsform und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, damit möglichst kostensparend gearbeitet werden kann. Gerne würden wir die dorfinterne Spitex in unser Zentrum integrieren. Wir haben auch Anfragen von grossen Unternehmen, welche im Bereich Alterspflege ihre Dienstleistungen anbieten. Doch wir möchten tendenziell lieber mit lokalen und regionalen Organisationen zusammenarbeiten. Ziel sind finanziell tragbare Wohnungen und nicht eine möglichst hohe Rendite. Wir würden uns über neue Vereinsmitglieder freuen, auch jüngere Leute sind herzlich willkommen.

Wie sieht Ihr Zeitplan aus?Wir hoffen, dass wir spätestens bis zu unserer Mitgliederversammlung Mitte März vom Gemeinderat eine Antwort haben und wissen, auf welcher Parzelle wir bauen können. Das Ziel wäre, bis Ende Jahr das Baugesuch einreichen zu können. Wir sind bis im Jahr 2015 provisorisch auf der Pflegeheim-Liste aufgenommen und es wäre gut, wenn wir dementsprechend mit dem Bauvorhaben vorankommen.

 

Reichen die 24 Pflegezimmer und 56 betreuten Wohnungen überhaupt? Wir haben eine Volumenstudie und viel Recherche bezüglich zeitgemässer und zukunftsweisender Wohn- und Pflegeformen für betagte Menschen gemacht und auch die regionale Planung sowie Prognosen zur demografischen Entwicklung der Altersstruktur unserer Bevölkerung miteinbezogen. Unser Vorschlag wurde von der Region Baden und vom Kanton gutgeheissen.

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