«Dürfen Schulden nicht an künftige Generationen weitergeben»

Der Steuerfuss soll deshalb auf 109 Prozent erhöht und «nicht zwingende Ausgaben» ausgelassen werden.

Karin Funk, Gemeinderätin und Finanzchefin, referierte zur Verschuldung der Gemeinde. Foto: zVg
Karin Funk, Gemeinderätin und Finanzchefin, referierte zur Verschuldung der Gemeinde. Foto: zVg

Im gut besuchten Gmeindschäller informierte der Gemeinderat am Montag die Anwesenden über die prekäre Finanzlage. Man wolle jetzt umsichtig handeln, so der Gemeindeammann Hans Ulrich Reber, um nicht plötzlich das Nachsehen zu haben.

Zu Beginn informierte Othmar Wirth, Leiter der Gemeindefinanzen, über das neue «Harmonisierte Rechnungsmodell 2» (HRM2) und brachte so alle rund hundert anwesenden Würenloserinnen und Würenloser auf denselben Stand. Im ganzen Kanton soll HRM2 zu «verbesserter Transparenz, Bilanzwahrheit und -klarheit» führen. Danach wurden die durch HRM2 entstandenen «Änderungen am Budget 2014» erläutert und besonders darauf hingewiesen, dass durch das neue Rechnungsmodell das Eigenkapital erhöht wird. Wirth warnt jedoch: «Dies ist ein rein buchhalterischer Wert.»

Karin Funk, Gemeinderätin und Finanzchefin, hatte eine schwierigere Aufgabe: Sie referierte zur Verschuldung der Gemeinde und wie ebendieser beizukommen sei: Denn die 23,3 Mio. Franken sollen nicht auf nachkommende Generationen geschoben werden. «Unsere Ziele sind klar», sagte sie. «Wir wollen keine höheren Schulden mehr, die Grenzen sind erreicht.» Das langfristige Ziel sei die Schuldenobergrenze von 12,3 Mio. Franken. Langzeitig soll die Gemeinde den im Bezirk Baden durchschnittlichen Steuerfuss von 100 Prozent anstreben und deshalb den Nettoaufwand durch «das Streichen von nicht zwingenden Aufgaben» senken. Dass die dazu notwendigen Massnahmen «nicht lässig» seien, sei dem Gemeinderat Würenlos durchaus bewusst.

Den meisten Anwesenden schien die Haltung des Gemeinderats offenbar durchaus nachvollziehbar. Doch zu einfach sollte es ihm auch nicht ergehen. Kritische Fragen aus dem Publikum forderten Rede und Antwort: Wo denn zu sparen sei, so hoch seien die Schulden doch gar nicht? Man könne ja ein bisschen Land verkaufen. Kostet die Schule wirklich so viel? Arbeiten die Beamten rechtens, wieso erhielten die überhaupt eine Lohnerhöhung? Und, so die Sinnfrage schlechthin, wohin will Würenlos überhaupt? Sollte man die Steuern nicht gleich auf 119 Prozent erhöhen und so erstens mehr Einnahmen generieren und zweitens Neuzuzüger abschrecken? Auf die Fragen kamen immerhin direkte Vorschläge von den Anwesenden selbst. Bei manchen Voten nickten die Gemeinderäte, machten Zugeständnisse. Ja, man sei an der Verwaltungsanalyse dran. Doch die Gemeindeangestellten hätten eine Lohnerhöhung verdient. Man arbeite hart, gerade in diesen Zeiten. An Schul- und Sozialwesen darf gespart werden, so der künftige Vize-Ammann Anton Möckel, doch nicht zu arg. Immer wieder verwiesen die Gemeinderäte auf das Verhindern der «unnötigen Ausgaben». Präventiv irgendwelche Wasserleitungen zu sanieren, erscheine in der jetzigen Lage als reinster Luxus, liess Hans Ulrich Reber durchblicken. Und Vize-Ammann Johannes Gabi bemühte sich zu sagen: «Als Ressortchef Tiefbau kann ich sagen, dass der Wasserschutz in unserer Gemeinde ganz gut aussieht.» Doch dass unter «unnötigen Ausgaben» jede und jeder etwas anderes verstehen wollte, wurde in der Diskussion deutlich.

Doch nach knapp zwei Stunden kam man zum Ende, obwohl, bei der lebendigen Diskussion über das Alterszentrum Würenlos gar nicht mehr gesprochen wurde. Gemeindeammann Hans Ulrich Reber schloss die Orientierung dankend ab und verwies auf den Apéro. Noch offene Fragen wurden dann hoffentlich beantwortet und wenigstens ein kleiner Konsens gefunden.

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