Traum von Kloster mit Bauernhof

Irene Gassmann träumte einst davon, Bäuerin zu werden. Heute ist sie als Priorin nicht nur für einen Bauernhof zuständig, sondern auch für den Klosterbetrieb im Fahr und sagt: «Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.»

Priorin Irene Gassmann in ihrem Zuhause, dem Kloster Fahr. Foto: bär
Priorin Irene Gassmann in ihrem Zuhause, dem Kloster Fahr. Foto: bär

Priorin Irene Gassmann betritt das Sprechzimmer. «Hier empfangen wir unsere Gäste. Die privaten Räume sind für Aussenstehende nicht zugänglich», sagt Priorin Irene. Zwar hat jede der 24 Benediktinernonnen ein eigenes Zimmer, dessen Betreten aber selbst für die anderen Schwestern tabu ist. «Ausser wenn eine Schwester krank ist oder im Zimmer eine Reparatur anfällt», ergänzt Schwester Irene.

Hat sie schon als Kind davon geträumt, in einer solchen Lebensform in einem Kloster zu leben? «Nein, ich träumte davon, Bäuerin zu werden.» Nach dem Abschluss einer Handelsschule, der Arbeit auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb, absolvierte sie im Sommer vor 26 Jahren die Bäuerinnenschule im Kloster Fahr. Die damals 21-Jährige wollte sich damit das Wissen aneignen, um danach einen Hof führen zu können. «Während der halbjährigen Ausbildung im Fahr habe ich gespürt, dass ich hier alles hätte, was ich suchte: Ein Leben lang bauern zu können und Zeit fürs Gebet und den Herrgott zu haben.» Die Sehnsucht sei so stark geworden, dass sie sich im Herbst 1986 entschied, im Anschluss an die Ausbildung, ins Kloster einzutreten. Nach einer fünfjährigen Einführungszeit legte sie die Profess ab. Nach der Ausbildung als Hauswirtschaftslehrerin war sie Leiterin der klostereigenen Bäuerinnenschule. 2003 wählten die Mitschwestern sie zur Priorin.

Hat sie den Schritt ins Kloster je bereut? «Nein, obwohl es natürlich auch schwierige Zeiten gab.» Auf die Frage, was ihr manchmal fehle, sagt Priorin Irene, dass es durchaus Momente gebe, in denen es schön wäre, einen Partner zu haben. Der Verzicht auf Kinder sei ihr hingegen nicht schwergefallen.

 

 Die Erfüllung, die ihr dieses Leben im Kloster bringe, überwiege aber bei Weitem. Als Priorin ist sie nicht nur für das Zusammenleben der 23 Mitschwestern, sondern auch für die sechs Klosterbetriebe zuständig. Im Moment steht zudem die Beschaffung von 20 Millionen Franken für die umfassende Sanierung der Gesamtanlage an. Dadurch kann sie ihre unternehmerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und geniesst den damit verbundenen Kontakt zur Aussenwelt. Seit sieben Jahren ist Priorin Irene auch für die gesamte Verwaltung des Klosters zuständig. Bis 2005 amtete ein Mitbruder aus Einsiedeln als Propst im Kloster Fahr. Als der letzte Propst altershalber ins Kloster Einsiedeln zurückkehrte, wurde ein neues Organisationsreglement erstellt. Dies gibt den Frauen im Fahr auch in wirtschaftlichen Belangen neue Kompetenzen.

 Als Verwalterin ist sie auch darum besorgt, dass die Betriebe rentieren. Auch der Bauernhof. Unter ihrer Führung wurde beispielsweise im Landwirtschaftsbetrieb die Umstellung von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung vorgenommen. Einer der Abnehmer des hofeigenen Fleisches ist das klosterinterne Restaurant. Seit einiger Zeit liefert das Restaurant auch das Essen für die Klosterfrauen. «Wir müssen ressourcenorientiert denken und dafür sorgen, dass die Betriebe rentieren und unsere Arbeitskraft sinnvoll eingesetzt wird.»

«Manchmal muss man etwas aufgeben, um das Hauptziel zu erreichen.» Als wichtigstes Ziel bezeichnet sie den Erhalt des Klosters als Oase im Limmattal – auch als Ort der Begegnung mit Gott. Um dennoch den gesellschaftlichen Bedürfnissen Hand zu bieten und wirtschaftlich zu überleben, brauche es auch im Kloster unkonventionelles Denken.

Der Nachwuchsmangel nennt Priorin Irene als eine der grossen Herausforderungen. Der Altersdurchschnitt der 24 Benediktinerinnen liegt bei über 70 Jahren, nur vier Frauen sind noch nicht im AHV-Alter. Es gibt aber immer wieder Frauen, die für kürzere oder auch längere Zeit im Kloster als Gast mitleben. Und auch sonst will sich Priorin Irene weder von kirchlichen Zwängen noch von gesellschaftlichen einengen lassen, «sondern offen sein für die Anliegen der Zeit und hören, was der Herrgott uns heute sagen will».

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