«Das Letzte Wort»

Melanie Bär, Redaktionsleiterin

«Demenz ist eine Krankheit», sagt Regina Meier-Krebs von der Demenzberatung Aargau. Wissen darüber helfe Angehörigen und führe zu Verständnis. Etwa dann, wenn sich die Person nicht mehr orientieren kann, vergesslich wird, die Sprachfähigkeit verliert oder das abstrakte und logische Denken nachlässt.

Wissen über Ursachen und Folgen von Demenz hat auch mir geholfen, wenn ich meine Grossmutter im Tessin besuchte und sie mich fragte: «Bist du jetzt die Tochter von Hans oder Peter?» Eine Minute später lächelte sie mich freundlich an und stellte ihre zweite obligate Frage: «Wo bin ich hier eigentlich?»

Sie stellte diese Frage nicht nur mir, sondern auch ihren Altersheimmitbewohnerinnen, die schnippisch antworteten: «Im Jugendlager» und sie auslachten. Sie war nicht nachtragend, Demenz hat auch etwas Gutes.

Ich will den alten Damen keinen Vorwurf machen, auch wenn mich ihr Gelächter nervte. Sie konnten wohl selbst nicht einordnen, warum meine Grossmutter ständig das Gleiche fragt. Ob es anders gewesen wäre, hätten die Damen mehr über Demenzerkrankungen gewusst?

Den Angehörigen scheint es jedenfalls zu helfen, die schwere Last zu tragen. Der weitaus grösste Teil der an Demenz erkrankten Menschen lebt gemäss Bundesamt für Gesundheit zu Hause. «Es ist wichtig, dass Angehörige auf sich Acht geben und Unterstützung holen, um wieder Licht am Horizont zu sehen. Der Horizont verdunkelt sich nämlich manchmal, wenn man 7 Tage 24 Stunden am Betreuen ist», sagt Regina Meier-Krebs, die am 1. April einen Vortrag in Baden zum Thema Demenz hält (Artikel S. 17). Dank Aufklärung und Wissen fällt es Angehörigen dann hoffentlich leichter, Verständnis für die ewige Fragerei ihrer dementen Angehörigen zu haben.

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