Der letze Blumenladen schliesst

Marlis Reut, Betreiberin der «Reut Floristik», geht in Pension. Damit schliesst das letzte Blumengeschäft im Dorf.

Nach 10 Jahren geht Marlis Reut in Pension. Ihr Lebenspartner Markus Bussmann hat sie stets unterstützt. Barbara Scherer
Nach 10 Jahren geht Marlis Reut in Pension. Ihr Lebenspartner Markus Bussmann hat sie stets unterstützt. Barbara Scherer

Vasen, bunte Dekokugeln und Kunstblumen – langsam leeren sich die Regale des Blumenladens an der Zürcherstrasse. «Schnittblumen habe ich fast keine mehr», sagt Marlis Reut und lächelt. Ihr Ostschweizerdialekt ist nach all den Jahren im Aargau noch immer hörbar. Ende Mai geht die Floristin in Pension. Dann schliesst der letzte Blumenladen im Dorf seine Tore. «Eigentlich hätte ich das Geschäft gerne abgegeben, doch ich habe keinen Nachfolger gefunden», sagt Reut. Was mit der Ladenfläche an der Zürcherstrasse passiert, ist noch unklar.

 

Zehn Jahre lang hat die 57-Jährige das Geschäft in Neuenhof geführt. Dreimal in der Woche ist Reut um fünf Uhr aufgestanden und auf die Blumenbörse in Schlieren gefahren. Erst um sieben Uhr abends hat sie den Laden wieder verlassen. «Zwölf-Stunden- Tage sind normal gewesen», so Reut. Das schrecke viele junge Leute ab, einen eigenen Laden zu führen.

Ihr Blick schweift etwas wehmütig durch das Geschäft. Dann lächelt sie: «Ich war mit Herz und Blut Floristin. Doch nach 42 Jahren darf ich langsam aufhören.» Leidenschaft gehöre zum Job. «Doch ohne die Unterstützung von meinem Partner hätte ich das nicht geschafft.» Ihr Lebenspartner Markus Bussmann, 65, hat von Anfang an die Buchhaltung der «Reut Floristik» geführt. Jetzt freuen sich beide auf die gemeinsame Pension. Wird sie den Blumenladen nicht vermissen?

«Ich gehe mit einem weinenden Auge. Meine Kunden werden mir fehlen», sagt Reut. Doch sie freue sich, in Zukunft ihre Zeit wieder frei gestalten zu können. «Immer sechs Tage offen haben, das war intensiv.» Die grösste Herausforderung seien die Kundenwünsche in den letzten Jahren gewesen. «Es passierte schon mal, dass jemand am Morgen Blumen für eine Hochzeit am Nachmittag bestellte.» Dann musste die Floristin ihre Mittagspause ausfallen lassen und improvisieren. «Die Leute wollen immer weniger planen.» Alles müsse spontan passieren.

Finanziell ging es dem Laden immer gut. Engpässe habe es keine gegeben. Reut: «Ich wusste von Anfang an, dass dieses Geschäft läuft.» Sonst hätte sie es nicht übernommen. Dabei sei es eigentlich nie ihr Plan gewesen, ein eigenes Blumengeschäft zu führen.

Ihre Lehre als Floristin machte Marlis Reut im Thurgau. Anschliessend arbeitete sie in verschiedenen Geschäften in der ganzen Schweiz. Bis es sie nach Neuenhof verschlug. Dort arbei-tete Reut erst als angestellte Floristin. Zufällig konnte sie den Blumenladen dann übernehmen: Die damalige Geschäftsführerin musste aus gesundheitlichen Gründen den Laden abgeben. «Ich dachte mir dann, wieso eigentlich nicht.» Es habe kaum Konkurrenz gegeben und die Bevölkerung sei stets hinter ihr gestanden. Reut: «Die Neuenhofer waren immer sehr gute und loyale Kunden.»

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