Er will die Gemeinde mitgestalten
Mit Tobias Baumgartner versucht ein politischer Neuling, in den Gemeinderat zu kommen. Der Parteilose möchte sich persönlich für die Gemeinde einbringen.

Was reizt Sie am Amt des Gemeinderates? Ich möchte mich persönlich für Neuenhof einbringen und Verantwortung übernehmen, das motiviert mich. Eine zukunftsfähige Infrastruktur ist mir wichtig. Ein wichtiger Punkt ist auch, die Lebensqualität für alle Generationen sicherzustellen. Mich reizt vor allem die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung unserer Gemeinde mitzuwirken und gemeinsam mit den Einwohnenden tragfähige Lösungen zu entwickeln. Es ist vielleicht auch nicht schlecht, jemand Neues mit einer aussenstehenden Sichtweise im Gemeinderat zu haben.
Mit dem Rücktritt von Felix Mehmann, der mittlerweile leider verstorben ist, wurde das Ressort Bildung, Kultur und Sport frei. Würden Sie sich in diesem Ressort wohlfühlen oder haben Sie andere Prioritäten? Zunächst möchte ich mein Mitgefühl für den Verlust von Felix Mehmann ausdrücken. Sein Engagement und sein Wirken bei der Neuausrichtung der Schule werden in Erinnerung bleiben. Zur Frage: Ich würde mich im Ressort Bildung, Kultur und Sport sehr wohlfühlen, es ist perfekt auf mich zugeschnitten. Ich habe zwei schulpflichtige Kinder. Dadurch bin ich im Thema Schule drin und kenne die Strukturen. Ich bin auch als Vizepräsident im Bootsclub Neuenhof tätig, deshalb liegen mir Kultur und Vereine sehr am Herzen. Insgesamt ist es ein Ressort, in dem ich meine Stärken und mein Herzblut einsetzen könnte. Als begeisterter Hobbysportler weiss ich, wie wichtig Bewegung ist – speziell auch für Kinder.
Welchen Hintergrund braucht ein Gemeinderat, um für die Gemeinde tätig zu sein? Das Wichtigste sind Wille und Engagement. Man muss bereit sein, mehr zu leisten, als nötig ist. Man sollte kommunikativ bewandert sein. Einerseits offen sein für die Kommunikation, andererseits über verschiedene Ebenen hinweg empfängergerecht kommunizieren können. Teamfähigkeit in einem Gremium wie dem Gemeinderat braucht es ebenso wie Flexibilität und Offenheit für die Anliegen der Bevölkerung.
An Gemeindeversammlungen kam es zu Diskussionen, die Bevölkerung scheint nicht einig zu sein mit dem Gemeinderat – Stichwort Härdli. Wie kann das Vertrauen der Stimmbevölkerung wiedergewonnen werden?
Ich weiss nicht, ob der Gemeinderat wirklich weit weg ist von der Bevölkerung. Das Beispiel Härdli ist natürlich sehr komplex und ich möchte auch nicht speziell darauf eingehen. Aber wichtig ist: Man darf den Dialog nie aufgeben, egal wie stark die Situation zerfahren ist. Man muss versuchen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ich sehe dies in der Arbeitswelt, es ist nicht immer einfach, eine Lösung zu finden. Durch transparente Entscheidungen und offene Kommunikation muss man mit Argumenten erklären, weshalb eine Entscheidung gefallen ist, so gewinnt man das Vertrauen, und das möchte ich fördern.
Was macht Neuenhof für Sie aus, was ist der Grund, weshalb Sie hier seit zehn Jahren wohnen? Ich habe Neuenhof als sehr vielfältig kennengelernt. Persönlich ist mir eine gute ÖV-Anbindung wichtig. Dazu ist man hier eher ländlich, im Sommer höre ich von meinem Sitzplatz aus die Kuhglocken läuten. Auch die Nähe zum Wasser, zur Limmat, ist sehr schön und doch sind wir auch schnell in der Stadt, ob dies jetzt Baden oder Zürich ist. Neuenhof ist ein guter Ort zum Leben.
Gibt es auch Negatives? Ich finde es cool, dass sich Neuenhof im Wandel befindet. Es gibt viele alte Wohnblöcke, die saniert oder neu gebaut werden. Das steigert auch die Attraktivität Neuenhofs. Die finanzielle Lage ist sicher nicht optimal. Doch an der letzten Gemeindeversammlung mit der Finanzprüfungskommission (diese empfahl der Stimmbevölkerung, die Rechnung 2023 abzulehnen wegen ungenügender Prüfung, Anm.d.Red.) sind die richtigen Massnahmen ergriffen worden, um die Situation zu stabilisieren beziehungsweise an der Strategie «Vorwärts Neuenhof» festzuhalten.
Eine Frage eines Limmatwelle-Lesers: Wird nun das im 2021 angedachte Kulturkonzept umgesetzt? Es gibt natürlich eine Vision: Das Kulturkonzept wurde verabschiedet, ein jährliches Budget für Vereine und Kultur ist vorhanden. Das Thema ist mir sehr wichtig und ich möchte es unbedingt anpacken. Kultur und Vereine gehen für mich in eine Richtung, man muss diese Bereiche stärken. Mit dem Konzept werde ich mich vertiefter auseinandersetzen, wenn es so weit ist.
Tobias Baumgartner (43) arbeitet bei den SBB Infrastruktur und ist dort für die Führung der Netzentwicklung Güterverkehr zuständig. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter im schulpflichtigen Alter. In seiner Freizeit ist der Hobbysportler gern in der Natur. Er ist Vizepräsident des Bootsclubs Neuenhof.