Die Suchtklinik hat ein neues Gesicht

Er will da arbeiten, wo keiner arbeiten will: Der Psychiater Adem Bajrami ist seit Anfang Jahr der neue leitende Arzt in der Klinik für Suchttherapie in Neuenhof.

Adem Bajrami Ärztliche Leitung Entzug in der Klinik für Suchttherapie. bär
Adem Bajrami Ärztliche Leitung Entzug in der Klinik für Suchttherapie. bär

«Ich will dort arbeiten, wo kaum Leute arbeiten wollen», antwortet Adem Bajrami auf die Frage, warum er sich als Arzt gerade im Suchtbereich einsetzt. Ihm sei wichtig, dass auch Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung wie Menschen behandelt und ins Leben und in den Arbeitsmarkt wieder integriert werden. Und das werde hier in Neuenhof gelebt.

«Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, wir essen auch mal alle zusammen zu Mittag», sagt der 48-Jährige. Unter Ärzten sei es aber schon so, dass die Psychiatrie und die Suchtmedizin die am wenigsten angesehenen Gebiete seien.

«Das zeigt sich auch in der Finanzierung der Ausbildung. Die musste ich teilweise selber bezahlen.» Die Stigmatisierung der Abhängigkeitserkrankungen sei in der gesamten Bevölkerung noch immer ein Thema.

Mit dem Arztdiplom aus Jugoslawien in die Schweiz

Sein beruflicher Werdegang ist nicht linear abgelaufen: Er reiste 1996 aus dem damaligen Jugoslawien und heutigen Kosovo mit dem Arztdiplom in die Schweiz, war anderthalb Jahre arbeitslos und arbeitete danach zwei Jahre im Lager einer Transportfirma.

«Mir war klar, dass ich die Sprache beherrschen muss, wenn ich in der Medizin arbeiten will.» Danach arbeitete er im Psychiatriezentrum Rheinau als Pflegefachmann, da er diese Ausbildung bereits vor dem Studium im Kosovo absolviert hatte.

So fasste er auch in der Schweiz Fuss in seinem angestammten Beruf und arbeitete sich von unten nach oben: vom Assistenz- bis zum Oberarzt. Im deutschen Heidelberg absolvierte er schliesslich noch die Psychotherapieausbildung in der Familien- und Paartherapie.

Er kennt den Aargau 

Bajrami arbeitete auch im Kanton Aargau: in der Rehaklinik Zurzach und bei der Heroinabgabestelle (HAG) in der psychiatrischen Klinik Königsfelden (PDAG). Vor seinem Wechsel nach Neuenhof war er fünf Jahre bei der integrierten Suchthilfe Winterthur (IPW) als Oberarzt tätig.

Im September 2017 hat er schliesslich noch das Weiterbildungsdiplom mit Schwerpunkt «Psychiatrie und Psychotherapie für Abhängigkeitserkrankungen» erworben.

Die familiäre Atmosphäre hat für Adem Bajrami den Ausschlag gegeben, in die Klinik nach Neuenhof zu wechseln. Trotz weitem Arbeitsweg: Er wohnt mit seiner Familie im Kanton Schaffhausen.

Seit Anfang Jahr hat er nun die Leitung von Peter Ackle übernommen (die Limmatwelle berichtete am 22.2. darüber). Noch ist er sich in Neuenhof am Einleben.

Im Moment beschäftigt ihn gerade die Einführung einer neuen Software, mit der die Patientendaten künftig elektronisch abgelegt werden können. Neben seiner Hauptaufgabe, der Betreuung seiner Patienten, die einen Entzug machen, will er eine ambulante Sprechstunde auf- und ausbauen.

«Wenn unsere Patienten nach dem Entzug austreten, brauchen sie unbedingt eine Nachbehandlung. Sonst werden viele von ihnen rückfällig.» Um diesen Übergang zu gewährleisten, soll eine ambulante Sprechstunde entstehen.

Allenfalls in Zusammenarbeit mit den anderen beiden Standorten der Klinik für Suchttherapie, den beiden Entwöhnungstherapiestellen in Egliswil und Niederlenz. «Denn der Wechsel ist immer eine gefährliche Bruchstelle», weiss Bajrami.

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