Nur drauflosmalen ist nicht Graffiti
Die Unterführung Wettingen-Neuenhof ist seit Sonntag dank über 50 Graffiti-Künstlern deutlich bunter.

Letzten Sonntag beteiligten sich über 50 Personen in der Unterführung zwischen Wettingen und Neuenhof an einer Wandverschönerung der besonderen Art: Mit Spraydosen bewaffnet, kreierten Anfänger, Profis und Sprayer der ersten Stunde zahlreiche bunte Graffiti. Die Brücke, an der legal gemalt und gesprayt werden durfte, wurde am Tag zuvor von den Veranstaltern Antonio Cimino und Raffael Zehnder grundiert, um der bunt durchmischten Künstlerschar eine ansprechende Leinwand zu bieten. Im Tattoogeschäft «DrinkInk» in Baden verkaufen Cimino und Zehnder Spraydosen und planen Ausstellungen. Auch Graffiti-Workshops für Jugendliche sind in Vorbereitung, denn, so Cimino: «Einfach drauflosmalen istnicht gleich Graffiti.»
Graffiti seien eine Ausdrucksform, die schon seit Anbeginn der Menschheit existiere, sinniert Antonio Cimino: «Hier sind meiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Barrieren setzt man sich selber.» Der Mensch habe den Drang, sich zu verewigen. Beim Sprayen gehöre die Illegalität ein Stück weit dazu: «Ich will das Illegale aber nicht schönreden.» In der Sprayer-Szene existiere zudem ein Ehrenkodex: Kirchen oder Einfamilienhäuser, für die die Menschen hart gearbeitet hätten, seien beispielsweise tabu.
Die Szene habe sich seit ihrem Aufkommen in den 80er-Jahren stark verändert. Heute mische man Graffiti oftmals mit Street Art. Es werde auch genauer und sauberer gearbeitet. Die Motive seien detaillierter, feiner geworden.
Passanten, die die Unterführung zwischen Wettingen und Neuenhof benützen, dürfen sich künftig an den bunten Bildern freuen und müssen keinen grauen Beton mehr anblicken. Denn schliesslich, so gibt Cimino zu bedenken, habe auch niemand Mutter Natur gefragt, ob man hier eine Betonbrücke hinbauen dürfe.
DrinkInk Tattoo Studio, Löwenplatz 8, 5400 Baden, www.drinkinkcans.ch, Spraydosen: www.daycolors.es.