Marco Caduff ist die Stimme hinter Bumann
Der Spreitenbacher sorgt seit zwölf Jahren für die witzigen Kommentare in der Sendung «Bumann, der Restauranttester».
Ein Wirt kämpft mit dem Rahmbläser. Der Schlagrahm will lange nicht auf der wässrigen Suppe landen. «Diese Suppe hat sich Daniel Bumann selbst eingebrockt», sagt der Sprecher, als die Kellnerin das Essen dem Restauranttester im leeren Gasthaus serviert. Die neuen Folgen der 14. Staffel der Sendung mit Spitzenkoch Daniel Bumann hält seit dem 24. November wieder jeden Dienstag neue Pannen aus der Schweizer Gastronomie bereit.
Das Format von 3+ lebt neben dem energisch auftretenden Restauranttester Daniel Bumann von der tiefen Stimme mit dem angenehmen Bündner Dialekt, die jeweils die komischen Szenen sarkastisch kommentiert. Hinter ihr steckt Marco Caduff aus Spreitenbach. Wie Bumann ist er bereits seit zwölf Jahren Teil der Sendung. «Es ist manchmal unglaublich, wie wenig gewisse Leute überlegen, wenn sie ein Restaurant aufmachen. Ich bin immer wieder überrascht und habe Mitleid mit ihnen», sagt Caduff. Wenn jemand vorhabe, ein Lokal zu eröffnen, solle er unbedingt vorher ein paar Folgen «Bumann, der Restauranttester» schauen. «Aus den Fehlern der anderen kann man lernen. Es ist sozusagen ein Gratislehrgang für angehende Wirtinnen und Wirte», sagt Caduff und lacht.
Sein Bündner Dialekt kommt eher selten zum Einsatz
Vom urchigen Bündner Dialekt ist nur ein Hauch zu hören. «Ich habe mich in den 40 Jahren, in denen ich bereits in Zürich und Umgebung lebe, angepasst», sagt der Churer, der vor einem Jahr von Bonstetten nach Spreitenbach zog. Richtig bündnern tut der 60-Jährige eigentlich nur noch für seinen Job. Caduff ist professioneller Sprecher und Moderator für das Radio Swiss Classics. Bei TV3, dem Vorgängersender von 3+, war er als Nachrichtensprecher tätig. «Man kannte meine Stimme bereits und so kam es, dass ich für die Show ausgewählt wurde», sagt Caduff. Es sei eher selten, dass er für seine Einsätze als Sprecher Bündner Dialekt reden müsse. Normalerweise spreche er Schriftdeutsch oder Zürichdeutsch. «Doch die Produzenten fanden, dass der Bündner Dialekt sehr gut zu der kernigen Sprache von Daniel Bumann passt und es sich gut ergänzt, wenn zwei Bergler zusammenkommen», sagt Caduff.
Gegen 100 Folgen hat er in den zwölf Jahren bereits vertont. Weil die deutsche Firma Warner Brothers im Auftrag von 3+ die Produktion übernimmt, arbeitet Caduff für «Bumann, den Restauranttester» in Deutschland. «Zu Beginn kamen der Tontechniker und der Regisseur noch nach Zürich, doch weil die Tonstudios in Deutschland so viel günstiger sind, dass man mir sogar die Reise dorthin zahlen kann und trotzdem billiger fährt, nehmen wir seit einigen Jahren in Köln auf», sagt Caduff. An einem Tag werden zwei Sendungen bearbeitet. Caduff schaut sich die Videos davor an. «Im Tonstudio springen wir dann nur noch zwischen den Stellen, die mit meinem Kommentartext versehen werden müssen.» Die lustigen Sprüche und Wortwitze kommen von einem deutschen Autor. «Ich darf die Texte dann in Dialektfassung umschreiben und so meine persönliche Note einbringen.»
Dass er einmal professioneller Sprecher werden würde, das hat Caduff in jungen Jahren nie gedacht. «Ich kam von Chur nach Zürich wie viele Bündner wegen des Studiums. Ich studierte italienische und englische Sprach- und Literaturwissenschaft mit dem Ziel, Lehrer zu werden.» Doch daraus wurde nichts. «Ein Kollege hielt mir eines Tages einen Walkman vor den Mund und sagte, ich solle was aufs Band reden. Er schickte es an Radio 24 und ehe ich mich versah, wurde ich von Roger Schawinski aus 200 Bewerbern für eine Stelle als Moderator auserkoren», erzählt Caduff. Radio 24 blieb nicht seine einzige Station. Er arbeitete unter anderem auch für Radio Argovia, gehörte zum Gründungsteam des Senders und übernahm ein Jahr lang die Moderationsleitung.
Dass er eine spezielle Stimme hat, merkte Caduff als 17-Jähriger. «Mit dem Stimmbruch erhielt ich diese tiefe Stimme. Ich kenne unter professionellen Sprechern kaum jemanden, der so eine tiefe Stimme hat wie ich.» Ihm komme entgegen, dass viele Leute tiefe Stimmen mögen würden. «Sie haben mehr Wärme und die perfekte Stimmlage für entspannte Themen. Als Sportkommentator wäre ich wohl nicht so geeignet», sagt Caduff und lacht. Anders als viele seiner Sprecherkolleginnen und -kollegen absolvierte er keine Schauspiel- oder Theaterausbildung. Nichtsdestotrotz lässt er sich seit 20 Jahren von Blues-, Soul- und Jazz-Sängerin Christina Jaccard coachen. «Wir trainieren meine Sprechstimme für meine Arbeit und meine Gesangsstimme fürs Private. Ich singe nämlich gerne als Hobby Chansons und Jazz-Stücke und begleite mich auf dem Klavier», sagt Caduff.
Sorge trägt der Spreitenbacher seiner Stimme auch mit seinem gesunden Lebensstil. Er macht Yoga, treibt Ausdauer- und Krafttraining und raucht nicht. «Ich lebe nicht gesund, damit meine Stimme gut ist, sondern weil ich es grundsätzlich einfach wichtig finde», erklärt Caduff. Sein Lebensstil gebe ihm beruflich aber sicher Vorteile. «Das Lungenvolumen und die Fitness müssen da sein. Es ist unschön für den Zuhörer, wenn mir mitten im Satz die Luft ausgeht und ich einatmen muss.» Zusätzlich führt er jeden Morgen Stimmübungen für 20 Minuten durch. «Ich dehne meine Stimmbänder in die tiefste und höchste Lage, damit sie noch lange frisch und dynamisch bleiben», sagt Caduff.
Die Abwechslung im Beruf gefällt ihm
Denn für ihn ist klar, mit 65 Jahren will er noch nicht in den Ruhestand treten. Dafür liebt er seinen Beruf zu sehr. «Mir gefällt die Lebensweise, die damit verbunden ist. Ich arbeite unregelmässig, gelegentlich am Wochenende. Kein Tag ist gleich wie der andere, das finde ich wahnsinnig toll», sagt Caduff. Und auch inhaltlich sagt ihm seine Tätigkeit als Sprecher zu. «Sprache zu gestalten, sich auszudrücken und zu formulieren, gefällt mir. Zudem lerne ich bei meinen verschiedenen Einsätzen immer wieder Neues kennen, sei dies als Vorleser in einem Kleintheater, beim Vertonen eines Ausbildungsfilms oder bei der Aufnahme eines Radiospots.»
Deshalb hofft er auch, dass Daniel Bumann nicht müde wird, Restauranttester zu sein. «Ohne ihn und seine Sendung braucht es meine Kommentare ja nicht», sagt Caduff. Ein einziges Mal hat er den Spitzenkoch bisher getroffen. «Auf Initiative seiner Frau haben wir uns vor drei Jahren im Münstertal im Hotel Schweizerhof zum Znacht verabredet.» Die Begegnung tat den beiden gut. «Seit zwölf Jahren sind wir durch die Sendung miteinander verbunden. Es war schön, einander endlich einmal persönlich gegenüberzusitzen.»