Spreitenbach kämpft mit Plastik im Grünabfall und in Kartonsammlung
Im vergangenen Oktober hat die Gemeinde Sackgebühren eingeführt. Eine Bilanz nach fünf Monaten zeigt: Probleme macht vor allem Abfall im Grüngut und im Karton.

Seit vergangenem Oktober stehen montags und donnerstags nicht mehr schwarze, sondern gebührenpflichtige weisse Abfallsäcke an den Strassenrändern von Spreitenbach. Damit war die Gemeinde die letzte im Aargau, die Sackgebühren einführte (die Limmatwelle berichtete).
Das hat scheinbar ein neues Problem hervorgerufen: «Seither entsorgen viele Leute Teile ihres normalen Abfalls im Grüngut», sagt Werner Hauenstein, Einwohner von Spreitenbach und Präsident der Natur- und Umweltschutzkommission. So würden Getränkedosen oder Plastikteile in den Grüngutcontainern landen. Die Entsorgungsfirma leert die Container jeden Montag und liefert sie bei der Kompostierungsanlage Spreitenbach ab. In Handarbeit müssten die Mitarbeitenden den Abfall aus dem Grüngut sortieren, so Hauenstein. Denn: Der Grünabfall wird in der Anlage zu Kompost vergoren. Der aussortierte Abfall in einer Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt. «Dieser sinnlose Mehraufwand und die Kosten sind untragbar für die Betreiber», findet Hauenstein. Er habe die Gemeinde schon mehrmals darauf aufmerksam gemacht, die Bevölkerung zu sensibilisieren.
Karl Neuhaus ist Leiter der Kompostierungsanlage in Spreitenbach. Er bestätigt die Aussagen: «Diese Woche wurden 12 Tonnen Grüngut angeliefert. Im Anschluss musste ich 12 Stunden Grüngut vom Plastik trennen.» Dieses Sortieren habe zugenommen, seit die Gemeinde im Oktober die Sackgebühren eingeführt hat. «Es hat schon Fuhren gegeben, die wir in die Verbrennung bringen mussten, weil sie mehr Plastik als Grüngut drin hatten», so Neuhaus. Normalerweise verkauft er den Kompost an Landwirte, die ihn für ihre Felder brauchen. «Ich versuche, den Kompost möglichst sauber zu halten. Aber ich sehe nicht alles.» So habe es schon Reklamationen von Landwirten gegeben.
Auch der Gemeindepräsident bestätigt das Problem
Auf das Problem angesprochen, sagt auch Gemeindepräsident Valentin Schmid: «Es landet immer noch viel Abfall im Grüngut.» Wenn die Mitarbeitenden der Müllabfuhr auf ihrer Tour am Montag Container sehen, in denen es normalen Abfall drin hat, würden sie ihn stehen lassen, führt er aus. «Wenn nicht, bemerken sie den Abfall erst, wenn sie den Wagen in der Kompostierungsanlage leeren.» Das anschliessende Sortieren mache einen Mehraufwand von fünf bis acht Stunden aus. Dieser ist mit Kosten verbunden. Die Bevölkerung bezahlt sie durch die Grundgebühren. «Das ist nicht fair. Die Verursacher veräppeln so die Allgemeinheit», findet Schmid. Die Gemeinde sei dran, Lösungen zu finden. Eine sei etwa, die Bevölkerung erneut darauf hinzuweisen, wie sie den Abfall korrekt entsorgen muss.
Plastik im Grüngut scheint nicht das einzige Problem zu sein: «Bei den vergangenen zwei Papiersammlungen wurde vermehrt normaler Abfall in den Kartonschachteln festgestellt», so der Gemeindepräsident. Die Papiersammlung findet in Spreitenbach achtmal pro Jahr statt. Vier Jugend- und Sportvereine übernehmen sie. Das Papier sei meistens korrekt gebündelt am Strassenrand deponiert, so Schmid. Auch die Kartonschachteln sähen auf den ersten Blick korrekt aus. In den Schachteln befinde sich aber im unteren Bereich oft normaler Hausmüll, der mit Karton zugedeckt wird. «Das ist unser wirkliches Problem.» Zudem würden in Papiertragtaschen Tetrapacks entsorgt, was nicht zulässig sei, so Schmid. Auch hier sei die Gemeinde an Lösungen interessiert. Konkrete Massnahmen habe der Gemeinderat zwar noch nicht getroffen. In erster Linie gehe es aber darum, die Bevölkerung zu informieren und an deren Selbstdisziplin zu appellieren. In Spreitenbach können Private Karton gratis entsorgen, etwa im Recycling-Paradies oder im Entsorgungspark Viktor Weber. An anderen Orten muss man dafür bezahlen. «Das könnte doch ein Ansporn für die Leute sein: Wir entsorgen unseren Karton korrekt, dafür weiterhin gratis», findet der Gemeindepräsident.
Ansonsten sei die Umstellung auf Sackgebühren gut verlaufen
Wie verlief denn die Einführung der Sackgebühr im Allgemeinen? Noch Ende Oktober berichtete «20 Minuten» über kaputte Velos, Pfannen und zerrissene Abfallsäcke, die in Spreitenbach auf den Strassen liegen. Schmid bestätigt: «Am Anfang standen noch viele schwarze, also nicht-gebührenpflichtige Säcke an den Strassenrändern.» Das habe sich mittlerweile verändert: «Jetzt stehen meist die richtigen, weissen Säcke parat», bilanziert Schmid.
Wie entsorgen?
Hauskehricht: Brennbarer Kehricht, soweit nicht wiederverwend- oder kompostierbar. Der Hauskehricht wird jeden Montag und Donnerstag eingesammelt.
Grüngut: Rüstabfälle, Eierschalen, Kaffee- und Teesatz, Schnittblumen, Kleintiermist, reine Holzasche (nur in kaltem Zustand), Rasen, Sträucher- und Baumschnitt, Pflanzenresten. Das Grüngut wird jeden Montag eingesammelt.
Papier: Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Papier, Prospekte.
Karton: Karton. Die Papier- und Kartonsammlung findet achtmal im Jahr statt.
Informationen zur Entsorgung von weiteren Abfällen: https://www.spreitenbach.ch/umwelt-verkehr/entsorgung/.