Auf Augenhöhe mite inander umgehen

Am 12. Mai wurde inter­national der Tag der Pflege gefeiert. Karsten Sasse, Leiter Betreuung und ­Pflege am Alterszentrum St. Bernhard, erklärt, was es in der Pflege braucht.

Karsten Sasse steht im Eingangsbereich des Alterszentrums St. Bernhard. Irene Hung-König

Der 12. Mai ist nicht zufällig gewählt, um international den Tag der Pflege zu feiern und damit die wichtige Rolle der Pflegekräfte hervorzuheben. Der 12. Mai war der Geburtstag der britischen Krankenschwester und Statistikerin Florence Nightingale, die die moderne westliche Krankenpflege begründete.

Karsten Sasse ist seit September 2023 im Alterszentrum St. Bernhard als Leiter Betreuung und Pflege engagiert. Der Unternehmensberater hatte die Aufgabe zunächst als Mandat übernommen, nachdem die ehemalige Pflegedienstleiterin unerwartet verstorben war. «Das war eine Ausnahmesituation», sagt Karsten Sasse. «Da habe ich festgestellt: Hier möchte ich mich gerne längerfristig engagieren.» Im Alterszentrum St. Bernhard in Wettingen besteht die Geschäftsleitung aus drei Kernaufgaben. Peter Wyss ist Geschäftsleiter und Leiter Zentrale Dienste, Marcia Nietlispach leitet die Hotellerie und Karsten Sasse ist für die Betreuung und Pflege zuständig.

Wie organisiert man alles?

Etwas anstossen, weiterverfolgen und zusammen entwickeln. Karsten Sasse ist diese Thematik in der Pflege wichtig, der Mensch stehe im Fokus. Die Frage der Altersheimbewohner sei: Was mache ich in der vierten Lebenshälfte? «Ich bin der Meinung, da kann man Rock ’n’ Roll machen, auf jeden Fall. Dem steht nichts im Wege, die Frage ist nur: Wie kann man das organisieren?»

Relevante Pflege für Bevölkerung

Bei 140 Bewohnerinnen und Bewohnern plus 30 Wohnungen ist es ein Spagat, alles zu organisieren. Stichwort: Arbeiten bis zur Erschöpfung. «Die Pandemie hat gezeigt, wie relevant die Pflege für die Bevölkerung ist. Ohne diese wichtigen Stützpfeiler wäre es nicht gegangen. Applaus und diverse Prämien sind nicht genug, um als Mitarbeitende mit einer positiven Vision in den Pflegealltag schauen zu können», findet Sasse. Verbessert hat sich gemäss Sasse, dass jeder Arbeitgeber, der diese Situation im Gesundheitswesen hautnah miterlebt habe, nicht nur beeindruckt, sondern auch vorsichtig geworden sei. «Nach meinem Empfinden ist das Bewusstsein gestiegen, dass Mitarbeitende auch Grenzen haben, welche nicht einfach auszublenden sind.»

«Wir hören einander zu»

Im St. Bernhard gilt deshalb eine klare Ausrichtung: Die Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind Partner und gehen auf Augenhöhe miteinander um. «Wir hören einander zu und wollen uns täglich ein kleines Stück verbessern.»

Zum Tag der Pflege meint er: «Es nützt nichts, dass man die Mitarbeitenden an einem Tag der Pflege würdigt. Die Wertschätzung für unsere Mitarbeiter besteht schon in unseren Leitsätzen, das ist unsere Unternehmenskultur. Wenn das nicht gesamthaft gelebt wird, dann funktioniert das nicht», ist er überzeugt. Man müsse heutzutage in puncto Weiterbildung etwas bieten, eine Perspektive geben. «Wir machen jeden Tag Bildungszeiten. Dann werden Themen, die uns und den Mitarbeitern wichtig sind, besprochen.»

In den letzten 20 Jahren gab es grosse Veränderungen im Pflegeberuf: «Es fand aus meiner Sicht eine Akademisierung des Berufes in der Pflege statt, aber auch eine Verschlankung von Anforderungsprofilen und Kompetenzen war ganz klar im Trend.» Als fast utopisch seien die Möglichkeiten im Bereich der Informationstechnologie gewachsen. «Eine diplomierte Pflegefachfrau oder ein Pflegefachmann verbringt fast 30 Prozent des Pensums am Schreibtisch. Einstufungen in die Pflegestufen waren vor 20 Jahren in zehn Minuten mit einer Karte und einem Stift erledigt. Heute braucht man Tage, um eine Pflegeeinstufung vorzunehmen.»

Auf der anderen Seite muss das Vertrauen der Bewohnerinnen und Bewohner gewonnen werden. «Wir sind abhängig davon, dass sie uns sagen, wie sie glücklich sind.»

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