Bevölkerungsschutz: Im Notfall richtig reagieren

Wer ist für den Schutz der Bevölkerung zuständig? Und wie verhalte ich mich, wenn es brennt oder ich an eine Unfallstelle komme? An der vom Kanton Aargau ini­tiierten Sicherheitsveranstaltung erhielten junge ­Erwachsene Antworten.

Martin Spichale (M.) ist Vizekommandant bei der Feuerwehr Wettingen und gab Einblick in den Bevölkerungsschutz. Melanie Bär

«Jemand liegt mit offenem Beinbruch am Boden, wie soll man reagieren?», fragt Françoise Geissmann vom Samariterverein Spreitenbach in die Runde. «Ich würde die Ambulanz rufen», antwortet eine Teilnehmerin. «Genau! Und denkt dran, ein offener Bruch ist sehr schmerzhaft, deshalb den Patienten nicht bewegen und schon gar nicht versuchen, die Wunde zu reinigen», sagt Geissmann. Die Samariterin ist eine der rund 20 Personen aus verschiedenen lokalen Bevölkerungsschutzorganisationen, die jungen Menschen vergangene Woche im Tägi Einblick in ihre Arbeit geben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nicht freiwillig da. Anfang Januar trat im Kanton Aargau eine Änderung des Bevölkerungsschutz- und Zivilschutzgesetzes in Kraft. Seither müssen alle Schweizer und niedergelassene Ausländer mit Aufenthaltsbewilligung C, die im laufenden Jahr ihren 23. Geburtstag feiern und sich nicht bereits im Militär oder Zivilschutz engagieren, an einer Sicherheitsveranstaltung teilnehmen. Organisiert wurde sie im Kreis 2, also den Gemeinden Wettingen, Neuenhof, Killwangen, Spreitenbach, Würenlos und Bergdietikon, von Toni Betschart. Er ist Kommandant der Zivilschutzorganisation (ZSO) Wettingen Limmattal.

Wissensvermittlung für die Notlage

«Es geht darum, die jungen Leute für Sicherheitsthemen zu sensibilisieren», sagt er. An einem rund stündigen Vortrag lernen die Teilnehmenden Partnerorganisationen und Führungsorgane des Bevölkerungsschutzes in der Region und ihre Aufgaben kennen: Zivilschutz, Polizei, Feuerwehr, regionales Führungsorgan, Samariter und Militär.

Im zweiten Teil wird es praktisch. In der Eventarena im Tägi in Wettingen präsentieren sich die Organisationen gleich selbst. Am Stand der Kantonspolizei Aargau kann man bei einem Quiz die Telefonnummer der Notrufzentrale 117 erraten. Bei der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal stehen ein Einsatzfahrzeug und Schutzmaterial zum Begutachten parat. Bei den Samaritern liegen Reanimationspuppen zum Üben am Boden und am Stand des Militärs gibt es Militärschoggi zum Probieren. Wer will, kann sich eine Brille aufsetzen und dreidimensional erleben, was einen in der Schweizer Armee erwartet. Die Feuerwehr Wettingen demonstriert, wie im Brandfall das Löschfahrzeug eingesetzt wird, und die Zivilschützer lassen eine Drohne fliegen. Und vor allem: Überall geben Fachpersonen Auskunft.

Menschen, die Menschen helfen

«Warum sind Sie Polizistin geworden?», will eine junge Frau von einer Polizistin wissen. «Ich fand die Videos spannend und finde es toll, dass diese Organisationen auch auf Social-Media-Kanälen aktiv sind», sagt eine andere. «Wisst ihr, wo eure Jodtabletten sind, die euch zugeschickt wurden?», fragte Martin Spichale von der Feuerwehr Wettingen in die Runde und erntete Kopfnicken. «Sie können im Ernstfall Leben retten.»

Auch wenn der Aufwand gross war und viele Fachpersonen am Anlass der 70 Teilnehmenden involviert waren, sieht der Wettinger Gemeindeammann Roland Kuster trotzdem einen grossen Nutzen. So gebe der Anlass Einblick hinter die Kulissen einer Katastrophenbewältigung und zeige, wie sich Menschen für Menschen einsetzen. «Wir haben zu wenig von diesen Leuten», sagte Kuster mit Blick auf die Stände, wo Fachleute mit den jungen Menschen im Gespräch sind, «die hätten sonst nie miteinander geredet.»

Weitere Anlässe finden in der Region im September in Neuenhof statt. Die Teilnehmer werden zum obligatorischen Sicherheitstag direkt aufgeboten.

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