Das grüne Juwel Wettingens feiert Geburtstag

Das älteste Naturwald­reservat des Kantons feiert Jubiläum. Es handelt sich um das Naturreservat ­Lägern.

Das Naturreservat ist Heimat vieler bedrohter und geschützter Arten. Nicht nur aus der Tier-, sondern auch aus der Pflanzenwelt.  zVg

Das Naturreservat ist Heimat vieler bedrohter und geschützter Arten. Nicht nur aus der Tier-, sondern auch aus der Pflanzenwelt. zVg

Förster Moritz Fischer (l.) und Altförster Philipp Vock zusammen im Naturreservat. zVg

Förster Moritz Fischer (l.) und Altförster Philipp Vock zusammen im Naturreservat. zVg

Das älteste Naturwaldreservat im Aargau feiert sein 25-Jahr-Jubiläum. Seit 1996 wird hier der Wald sich selbst überlassen. Das ist nicht überall möglich. Doch das «Juwel am Wettinger Hausberg», wie es Initiant und Altförster Philipp Vock nennt, funktioniert anders. Die Zusammenhänge und Abläufe würden hier anders verlaufen. «Während meiner Ausbildung zum Förster erkundete ich im Wallis den 450-jährigen Tannenurwald von Deborence. Das hat mich zu diesem Projekt inspiriert», erklärt er.

Klima und Boden machen den Unterschied

Auf dem kargen Felsgestein des Lägerngrats wachsen aufgrund der Trockenheit vor allem seltene Pflanzen. Besonders prominent treten hier die Flaumeichen und Linden auf. Ebenfalls fühlen sich in der Hitze viele Echsenarten oder die Feuerlilie wohl. Das Naturreservat bietet auch Lebensraum für Premieren. So wurde in Wettingen zum ersten Mal überhaupt im Kanton der Lindenbock gesichtet. Das liege auch daran, dass Totholz hier nicht weggeschafft, sondern liegen gelassen wird. Totholz sei Lebensraum. «Nach dem Lothar-Sturm konnten wir feststellen, dass in den Spitzen abgebrochener Bäume plötzlich der Schwarzspecht Einzug hielt», erinnert sich Vock. Im Reservat sind inzwischen fünf verschiedene Spechtarten vertreten. Durch das Ermöglichen der Prozesse des Alterns, des Zerfalls und der Erneuerung gedeihen zu jedem Gewächs auch die natürlichen Gegenspieler.

Kein Naturschutz ohne

 

wirtschaftliche Nutzung

Integriert im Naturreservat werden in den Felsfluren und im Flaumeichenbestand periodische Pflegeeingriffe zugunsten seltener und lichtbedürftiger Tier- und Pflanzenarten durchgeführt. Obschon damals das Bewusstsein für den Naturschutz noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen war, sei es stets eine gute Zusammenarbeit mit den Ortsbürgern und dem Kanton gewesen. «Trotzdem gehörte der Wald den Ortsbürgern. Also mussten ich und der Kanton sie davon überzeugen, einen Teil ihres Nutzwaldes aufzugeben», berichtet der Waldpädagoge. Für den Nutzungsverzicht würden die Ortsbürger jedoch entschädigt werden.

Für Vock immer prädestiniert

«Ich durfte in den 80er-Jahren beim Erarbeiten der ‹Nutzungsplanung Kulturland› als Revierförster in der Kulturlandkommission Wettingen mitarbeiten», erklärt Vock zurückblickend an die Anfänge des Reservats. «Und das Waldgebiet ‹Isloch› wurde im Kulturlandplan 1990 als besonderer Waldstandort ausgeschieden.» Das «Isloch» war prädestiniert für ein Naturwaldreservat. So folgte sein Antrag an die Ortsbürgerkommission. Bereits am 27. November 1998, rund drei Monate später, wurde die Vereinbarung über das Naturwaldreservat Lägern unterzeichnet. Um die Signifikanz des Reservats der Bevölkerung aufzuzeigen, findet am 16. September eine Exkursion statt, auf der er, Revierförster Moritz Fischer, die Käferexpertin Adrienne Frei, der kantonale Fledermaus-Beauftragte Andres Beck sowie Fachpersonen des Kantons interessante Informationen vermitteln werden.

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