«Es funktioniert nicht»

Dem Initiativkomitee gehören unter anderem die Einwohnerräte Patrick Neuenschwander (SP) und Leo Scherer (WettiGrüen) sowie Marianne Rüegg, Präsidentin vom Verein Tagesstrukturen, an. Am Donnerstag, 1. Dezember, hat das Komitee die Initiative «für ein freiwillig nutzbares und umfassendes Betreuungsangebot für unsere Kinder» bei der Wettinger Gemeindekanzlei hinterlegt. Seither läuft offiziell die Unterschriftensammlung, die insgesamt nicht länger als ein Jahr dauern darf. So lange will sich das 17-köpfige Komitee aber ohnehin nicht Zeit lassen: Schon im Januar wollen sie die Initiative einreichen und hoffen, dass ihre Forderungen, wenn nicht vollständig so doch zumindest teilweise, bereits im nächsten Schuljahr ab August 2012 umgesetzt werden. «Wir dürfen zuversichtlich sein, dass wir die Unterschriften zusammenbekommen», so Scherer.
Die Initiative enthält Forderungen, die über die Motion von Marianne Rüegg hinausgehen, die im November vom Einwohnerrat abgelehnt wurde. Gefordert wird eine weitere Betreuungsstunde morgens von sieben bis acht Uhr, Mittagstische, Betreuung während der Schulferien sowie eine durchgehende Betreuung für alle Schul- und Kindergartenkinder – auch jene, die nachmittags frei haben. Zurzeit dürfen nur Kinder, die gemäss Stundenplan Schule haben, das Angebot nutzen. «Wir haben das zusammen mit Eltern ausgearbeitet, die gemerkt haben: ‹Es funktioniert überhaupt nicht›», erklärt Marianne Rüegg. Und Patrick Neuenschwander macht deutlich: «Wir wollen uns für alle einsetzen, die das Angebot nötig haben, weil die Kinderbetreuung nicht gelöst ist.»
Das vom Initiativkomitee geforderte Vollangebot würde die Gemeinde 210000 Franken mehr als das bisherige Betreuungsangebot (200 000 Franken) kosten. Wie das Angebot konkret aussehen soll, ist noch nicht definiert. «Ich
vertraue auf Fachleute und Profis bei der Umsetzung», so Neuenschwander. Eine schulnahe oder schulinterne Struktur würde aber am meisten Sinn machen, wie Marianne Rüegg zu bedenken gibt. Man könne Kindergartenkinder nicht durchs ganze Dorf schicken.
Da die Motion vom Gemeinde- und Einwohnerrat abgelehnt wurde, fiel für das Komitee der Startschuss: «Jetzt muss halt eine Initiative her!» Die Gemeinde Wettingen verhalte sich atypisch, da in anderen Gemeinden ähnliche Initiativen angenommen worden seien. Wettingen unterscheide auch in betreuungsberechtigte und nicht betreuungsberechtigte Kinder: Eltern können sich nicht darauf verlassen, dass an notwendigen Tagen ein Betreuungsangebot gegeben sei. Das Angebot der Initiative sei modular aufgebaut – die Kinder müssen nicht von Montag bis Freitag von 7 bis 18 Uhr teilnehmen, sondern freiwillig und nach Bedarf. Es gehe hierbei um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Etwa 1257 Unterschriften, was zehn Prozent der Stimmberechtigten entspricht, braucht es für die Initiative. Gut 500 sind bereits zusammengekommen. In den nächsten fünf bis sechs Wochen hoffen die Komiteemitglieder, die Unterschriften zusammenzuhaben. Anschliessend wird entweder der Gemeinde- und Einwohnerrat die Initiative annehmen, sie ablehnen und im Herbst zur Abstimmung bringen oder einen Gegenvorschlag machen. Dann wäre es möglich, schon auf das kommende Schuljahr einiges zu realisieren.
Am Samstag, 10. Dezember, stehen Komiteemitglieder an belebten Stellen mit Unterschriftenbögen. Der Bogen kann auch auf der Website unter www.tagesstrukturen-wettingen.ch oder www.sp-wettingen.ch heruntergeladen werden.