«Welt ist nicht schwarz-weiss»
Der Wettinger Kantischüler Niklas Ebner (18) hat am nationalen Finale von «Jugend debattiert» teilgenommen. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen.

Anfang April traten im Hauptgebäude der Mobiliar in Bern die besten 60 Debattierenden der Schweiz für das Nationale Finale von «Jugend debattiert» gegeneinander an. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich zuvor in zwölf Regionalfinalen qualifiziert und debattierten zu aktuellen Themen.
Wie lief es für Sie, was waren Ihre Erwartungen? Ans Nationalfinale gekommen bin ich ohne Erwartungen – und etwas Angst, die Nacht vorher war definitiv sehr unruhig. Gegen die Besten der Besten aus den Regionalfinalen anzutreten, schien wie eine Herkulesaufgabe. Durch ein Vorbereitungsweekend kannte ich die meisten bereits und die Community war unglaublich toll und freundlich – was man von einem Einzelsport «Jeder gegen jeden» nicht erwartet hätte. Am Nationalfinale selbst lief es anschliessend sehr gut und ich konnte sogar an der Finaldebatte teilnehmen und es wurde der dritte Platz der Schweiz.
Woher kommt die Lust am Debattieren bei Ihnen? Haben Sie in der Familie schon «geübt»? Eigentlich in der Kanti, als wir in der Klasse debattiert haben und es mir sehr gefallen hat, meine eigenen Standpunkte vorzustellen und bis zum bitteren Ende zu verteidigen. Aber wirklich geweckt wurde diese Lust während der anderen Debatten, als ich im Publikum sass und mir dachte: Ich hätte gerade ein klasse Argument. Anschliessend bin ich dem «Debattierclub» sowie dem Politikclub der Kantonsschule Wettingen beigetreten, in welchem mich die Lehrpersonen aktiv unterstützt haben.
In der Familie debattieren wir viel und gerne und manchmal muss man sagen, dass nicht alles zur Debatte steht. Insbesondere mit meinem Vater debattiere ich oft, er hat ein ungeheures Wissen und half mir auch bei den Vorbereitungen.
Was denken Sie, wofür sind solche Wettbewerbe gut? Ich zitiere hier den Bundesrat Beat Jans, den wir im Rahmen des Nationalfinales treffen durften: «Egal, was sie tun, tun sie’s gemeinsam!» Ich finde dies unheimlich wichtig. Debattieren ist zwar eine Einzelsportart und ich musste gegen jede und jeden in dieser Jugendherberge antreten. Doch trotzdem war das Gruppengefühl da, man konnte debattieren, Argumente teilen, Feedback einholen und am Abend zusammen Uno spielen. Auch als ich ins Finale weitergekommen bin, kamen viele, die es nicht geschafft hatten, um mit der Vorbereitung zu helfen, und haben gesagt: «De Aargau staht hinter dir.» Das ist einmalig.
Ihre Erkenntnis aus diesem Wettbewerb? Ich denke, solche Wettbewerbe sind gut, um auf das Debattieren als das, was es ist, hinzuweisen: Meinungsbildung. Debattieren soll zeigen, dass unsere Welt eben nicht schwarz-weiss ist, wie man heute oft das Gefühl hat. Denn wenn man sich informiert, merkt man, dass die Welt bunt ist.
Ich könnte mühelos gegen und für Atomkraft oder Trumps Zölle argumentieren, einfach, weil wir Fakten haben, die man auf ganz verschiedene Art und Weise auslegen kann. Wir geben dem Publikum alle Informationen mit, und was sie anschliessend damit tun, ist ihre Sache. Das ist das Fundament unserer Demokratie.