Früher klassisch, heute multikulti
Von der klassischen Prägung zur multikulturellen Musikwelt: Die Musikschule Wettingen hat in ihrer 25-jährigen Geschichte einen Wandel durchgemacht, der wohl auch in Zukunft anhält.

Am Anfang waren es die Instrumente, die sich verändert haben. Dank altersgerechtem Nachbau wurde die Blockflöte als Einstiegsinstrument abgelöst. Danach war es die Angebotserweiterung. Neben Einzelunterricht wurde auch Ensemble- und Gruppenunterricht angeboten. Die klassische Prägung wurde um Pop und Rock erweitert, Musik aus den Charts im Unterricht integriert.
«Heute setzen wir uns mit der Digitalisierung auseinander», sagt der musikalische Leiter der Musikschule, Christian Hofmann. Der technische Wandel werde vermehrt zur Konkurrenz, Music-Apps ersetzen das eigene Musizieren, die Bereitschaft zur Eigenleistung werde dadurch tendenziell geringer. «Wir tragen dem Rechnung, indem wir versuchen, technische Medien in den Unterricht zu integrieren und den Umgang damit zu lehren.» Die Herausforderung dabei sei das geringe Weiterbildungsangebot für Lehrpersonen. Angst, dass die Digitalisierung das eigene Musizieren irgendwann ersetzen werde, hat Hofmann hingegen nicht: «Musik mit natürlichen Instrumenten wird den Menschen immer stärker berühren als künstlich erzeugte Klänge. In diesem Sinne versteht sich die Musikschule als Brücke zwischen Tradition und Moderne.»
Auch organisatorisch hat sich in den letzten 25 Jahren einiges verändert. Durch die Einführung von Blockzeiten, Tagesstrukturen und weiteren Angeboten werde es immer schwieriger, den Musikschulunterricht in den Schulalltag zu integrieren. Die Arbeitszeiten der Lehrpersonen finden heute verstärkt in den späten Nachmittags- und Abendstunden statt.
«Da die Schüler freiwillig Instrumentalunterricht besuchen und Eltern dafür Schulgeld bezahlen, wollen und müssen wir eine attraktive Schule sein», sagt Aurelia Niggli, administrative Leiterin der Musikschule. Bestätigung, dass dies gelungen ist, zeigt die Grafik der Schülerentwicklung, die mit wenigen Ausnahmen stetig stieg. Nahmen bei der Gründung etwas mehr als 500 Schüler Unterricht, sind es heute rund 800.
Geführt wird die Musikschule seit 19 Jahren von Hofmann und Niggli in Co-Leitung. Die beiden haben sich vor dem Stellenantritt nicht gekannt. «Um für meine damals noch junge Familie Zeit zu haben, suchte ich eine herausfordernde Teilzeitstelle im Bereich Finanzen, Personal, Administration», so Nigg- li. Die mittlerweile erwachsene Tochter hat den Instrumentalunterricht an der Musikschule durchlaufen und musiziert auch heute noch intensiv. «So habe ich die Musikschule auch als Mutter erlebt», sagt Niggli, die selber auch musiziert und gerne Konzerte besucht. Auch als Erwachsenensportleiterin bei Pro Senectute lässt sie Musik und Rhythmik in ihre Stunden einfliessen.
Hofmann hingegen hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Neben seinem Musikstudium mit Hauptfach Gitarre spielte er auch Klavier, Tenorsaxofon und nahm Gesangsunterricht. Nach seiner Ausbildung hat er sich bewusst für die pädagogische Laufbahn entschieden, «sozusagen für den sicheren Job».
Bereut habe er den Entscheid nicht «Ich kann so meine Kreativität und die Freude am Vermitteln ausleben.»