«Gleichstellung beginnt zu Hause»

Die gebürtige Inderin Reshma Ramachandran hat nach 2023 auch in diesem Jahr den Vorsitz der Weltfrauenagenda am WEF in Davos inne. Sie sagt: «Gleichstellung ­beginnt zu Hause.»

Reshma Ramachandran hat den Vorsitz an der World Woman Agenda.  zVg

Reshma Ramachandran hat den Vorsitz an der World Woman Agenda. zVg

Reshma Ramachandran hat den Vorsitz an der World Woman Agenda.  zVg

Reshma Ramachandran hat den Vorsitz an der World Woman Agenda. zVg

Seit 12 Jahren lebt Reshma Ramachandran (45) mit ihrer Familie in Wettingen. Die Ingenieurin der Boston Consulting Group ist Vorsitzende der Weltfrauenagenda in Davos und dort werden am 18. Januar Themen der Frauen besprochen. Doch was heisst Themen der Frauen? Egal ob Gesundheit, Finanzen, Gleichstellung oder Bildung. Damit die seit Jahrzehnten diskutierten Themen ankommen und sich etwas ändere, wünscht sie sich mehr Männer im Publikum.

Während sich die Mächtigen und Reichen in Davos am World Economic Forum im Kongresshaus treffen, findet am 18. Januar auch der Anlass der Weltfrauenagenda statt. Die Mutter eines 16-jährigen Sohnes wurde von der World Woman Foundation – mit Sitz in Los Angeles – für den Anlass angefragt. Bereits im letzten Jahr hatte sie diesen Posten inne. Reshma Ramachandran ist aufgrund ihrer Arbeit als Ingenieurin bei der Boston Consulting Group und ihrer Mitarbeit in zwei Verwaltungsräten in Grossbritannien und Dänemark, aber vor allem durch ihre Persönlichkeit als Frau, die die Themen anspricht, 2022 angefragt worden. Die Organisation stellt das Programm der Weltfrauenagenda zusammen. «Die Idee ist es, eine Million Frauen und Mädchen bis 2030 positiv beeinflussen zu können. Eine Million ist eigentlich eine kleine Zahl, jedoch mit einem grossen Effort. Es betrifft natürlich nicht nur uns Frauen in Europa, sondern vor allem solche, welche die Möglichkeiten in den Bereichen Ausbildung, Geld, Gesundheit nicht haben», sagt sie. Wenn man sich nur die Medien auf der ganzen Welt anschaue: «Da gibt es nicht sehr viele Möglichkeiten für Frauen.» Es sei wichtig, dass mächtige Leute am Anlass der Weltfrauenagenda nicht nur teilnehmen, sondern sich auch verpflichten.

Mehr Entscheidungsträger dabei

Reshma Ramachandran bringt die Gesundheit als Beispiel aufs Tapet: «Wenn wir über die Gesundheit der Frauen diskutieren, ist es immer die Gesundheit der Männer, die im Fokus steht. Beispielsweise bei Herzkrankheiten: Da gibt es andere Anzeichen als bei den Männern. Deshalb heisst es World Woman Agenda und deshalb gibt es auch verschiedene Teams, andere Ansichten.»

Doch wird 2024 in Davos etwas anderes diskutiert als ein Jahr zuvor? Die Themen seien dieselben, erklärt die 45-Jährige. Doch: «Wir haben mehr Leute im Gespräch. Wir wissen, was wir wollen. Aber wir haben mehr Entscheidungsträger involviert. Für 2025 ist es dasselbe Ziel: Es braucht mehr Leute, die darüber diskutieren und es hinaustragen, damit sich etwas ändert.»

Reshma Ramachandran hat als Führungskraft, Verwaltungsrätin und Chief Transformation Officer – also als leitende Führungskraft in einem Unternehmen, das für Veränderung von Geschäftsmodellen verantwortlich ist – einen beachtlichen Leistungsausweis. «Der Job hilft natürlich mit der Macht und dem Einfluss, aber ich bin nicht nur aufgrund meiner Arbeit angefragt worden, sondern weil ich über diese Themen spreche», sagt sie. «Die Gesellschaft hat es im Generellen nicht gern, wenn Frauen über ihre Macht sprechen. Ich fühle mich sehr privilegiert. Ich bin in Indien in einem Dorf aufgewachsen, wo die Mädchen und Frauen unterstützt werden.»

Hochzeitsreise im 2006 solltein die Schweiz gehen

Sie beschreibt ihren Mann als ihren grössten Unterstützer. «Gleichstellung beginnt zu Hause. Mein Sohn ist 16 Jahre alt und besucht die Kantonsschule Baden. Wenn du ihn fragst, er ist stolz auf mich, aber er sieht die Unterschiede noch nicht. Er fragt sich, warum ich darüber spreche, denn er sieht seine Vorteile als Bub oder Mann nicht», sagt sie.

Auf ihrer Hochzeitsreise im Jahr 2006 wollte das Paar in die Schweiz kommen, doch sie konnten es sich nicht leisten. «Wir zogen dann im Januar 2012 hierher, weil mein Mann einen Job bei der Alstom erhielt. Doch das war eher zufällig.» Nachdem sie hierhergezogen waren, sei alles überwältigend gewesen: die deutsche Sprache, alles war sehr teuer und sie fanden keine Wohnung. Trotzdem «verliebten» sie sich in die Schweiz. «Unser Sohn war vier und kam in den Kindergarten: Die Schulen in der Schweiz sind wunderbar, die Lehrerinnen und Lehrer, wie alles gemacht wird. Man kann zur Schule spazieren», schwärmt sie.

Reshma Ramachandran hat zuvor in fast zehn verschiedenen Ländern gelebt – unter anderem in den USA, England und Schweden. «Wir dachten nie, hierzubleiben, nur für zwei bis drei Jahre. Doch jetzt ist es unsere Heimat. Wir haben uns auch für die Staatsbürgerschaft angemeldet. Für uns ist es eine grosse Entscheidung, denn wir müssen die indische Staatsbürgerschaft abgeben. Aber für uns ist es in Ordnung, weil wir die Schweiz mittlerweile als Heimat ansehen.»

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