«Welche Werte sind Ihnen wichtig?»
Grossratspräsidentin Mirjam Kosch rief auf dem Rathausplatz dazu auf, die Ängste und Befürchtungen der Mitmenschen ernst zu nehmen.
Das Festzelt auf dem Rathausplatz war gut besetzt, als die Bundesfeier durch ein höchst ansprechendes Konzert der Harmonie Wettingen- Kloster unter der Leitung von Daniel Willi eröffnet wurde. Danach war die Festgemeinde eingeladen, das vom Gemeinderat offerierte und von den «Wettinger Chuchimanne» zubereitete, herrlich mundende Risotto zu geniessen. Für das akustische Wohl sorgte das Blasorchester Baden-Wettingen. Der Tambourenvereinigung Wettingen und Umgebung gelang es, mit ihrem tollen Vortrag die Aufmerksamkeit auf Gemeindeammann Roland Kuster und schliesslich auf die Festansprache zum 1. August von Grossratspräsidentin Mirjam Kosch zu lenken.
Das Privileg der Mitbestimmung
Gemeindeammann Roland Kuster stellte fest: «In Europa herrscht noch immer Krieg und an den Grundwerten Freiheit und Demokratie wird gezeuselt und mit dem Feuer gespielt. Menschen suchen Schutz an sicheren Orten – auch in Wettingen. Wir alle sind gefordert, die anstehenden Fragen gemeinsam zu lösen.» Kuster erinnerte an die Absichtserklärung der Urväter und er rief dazu auf, das Privileg der Mitbestimmung, um welche wir auch benieden werden, bei Wahlen und Abstimmungen wahrzunehmen. Er erinnerte aber auch an Werte der sozialen Sicherheit und der Rechtstaatlichkeit, Errungenschaften, die es zu erhalten gelte.
Werte, die uns wichtig sind
Der Tradition folgend, stand danach die Festansprache an. Grossratspräsidentin Mirjam Kosch sagte: «Welche Werte sind Ihnen wichtig und was macht die Schweiz aus? Sind es die Schokolade und der Käse oder sind es Werte wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit, die das Fundament für das Zusammenleben innerhalb von Familien und Gesellschaft bilden und an welchen wir uns orientieren und Halt finden? Auch Freiheit ist längst nicht überall selbstverständlich und ich bin nicht sicher, ob bei uns Freiheit und Demokratie in die richtige Richtung gehen. Daher ist es wichtig, dass wir uns mit den vom Gemeindeammann aufgezeigten Möglichkeiten dafür einsetzen, zumal die Ukraine für Freiheit und Demokratie in Europa kämpft. Wir beobachten aber auch, dass politische Exponenten den Rechtsrahmen sprengen wollen. Dadurch geraten konstruktive Diskussionen und Debatten in den Hintergrund», so die engagierte Politikerin, die ihr Präsidialjahr als sinnvollstes Amt in ihrer politischen Tätigkeit bezeichnet.
Ängste ernst nehmen
Mit markigen Worten verurteilte sie die Angriffe auf Politikerinnen und Politiker. Dies hätte mitunter auch zur Folge, dass sich fähige Leute zweimal überlegten, sich für ein politisches Amt zur Verfügung zu stellen. «Nicht nur in der Politik, nein auch in der Gesellschaft, in Institutionen und in Vereinen besteht für alle die Möglichkeit, sich einzubringen, ohne politisch aktiv zu sein. Tauschen Sie sich nicht nur mit Gleichgesinnten, sondern auch mit Andersdenkenden aus. Nehmen Sie die Ängste und Befürchtungen anderer Menschen ernst», so Kosch, die aber auch Positives zu vermelden hatte. Studien hätten gezeigt, dass die Selbstwirksamkeit Politikerinnen glücklicher macht, wissen sie doch, wie getroffene Entscheide zustande gekommen sind. Auch sie rief dazu auf, sich an Wahlen und Abstimmungen zu beteiligen. «Am 20. Oktober haben Sie die Gelegenheit, Ihre Vertreterin oder Ihren Vertreter im Grossen Rat zu bestimmen.» Beschlossen wurde die würdige Bundesfeier mit Applaus und Blumen für die Festrednerin, um dann in die Nationalhymne einzustimmen.