Zweithöchstes Hochwasserrisiko

Der Hochwasserschutz in Wettingen soll ausgebaut und der Dorfbach vom Friedhof Brunnenwiese bis zur Altenburgstrasse revitalisiert werden. Über den Kredit wird der Einwohnerrat am 16. November abstimmen.

Gemeinderätin Kirsten Ernst, Vorsteherin des Ressorts Tiefbau.  Philipp Neidhart

Gemeinderätin Kirsten Ernst, Vorsteherin des Ressorts Tiefbau. Philipp Neidhart

Bus auf der überschwemmten Dorfstrasse. Am Mittwoch, 13. Juli 1955, ging über Wettingen das Gewitter des Jahrhunderts nieder. Ernst Gysi, Küttigen

Bus auf der überschwemmten Dorfstrasse. Am Mittwoch, 13. Juli 1955, ging über Wettingen das Gewitter des Jahrhunderts nieder. Ernst Gysi, Küttigen

Gemeinderätin Kirsten Ernst, Vorsteherin des Ressorts Tiefbau.  Philipp Neidhart

Gemeinderätin Kirsten Ernst, Vorsteherin des Ressorts Tiefbau. Philipp Neidhart

Sommer 1955 – Blitze zucken am Himmel, es regnet in Strömen. Der Dorfbach wird zu einem reissenden Strom und verwandelt die Strassen Wettingens in eine wilde Flusslandschaft. Damals sprach man vom Gewitter des Jahrhunderts, einer Jahrhundertflut. Was würde ein solches Ereignis heute bedeuten? In den letzten 80 Jahren sind die Bevölkerungszahlen in Wettingen stark angewachsen und das Siedlungsgebiet wurde hoch verdichtet – das Schadenspotenzial eines Ereignisses wie 1955 wäre heute ungleich höher: Die kantonalen Gefahrenkarten zeigen erhebliche Schutzdefizite bei der Hochwassersicherheit des Dorfbachs beziehungsweise des Gottesgrabens: «Die Gemeinde Wettingen hat bezüglich Hochwasser das zweithöchste Risiko im Kanton Aargau», so Gemeinderätin Kirsten Ernst, Vorsteherin des Ressorts Tiefbau.

Schutz und Aufwertung

Deshalb hat der Einwohnerrat bereits vor sechs Jahren einen Projektierungskredit zur Erarbeitung eines Hochwasserschutzprojekts gesprochen, und dieses nimmt nun Form an: «Es ist ein Jahrhundertprojekt – für unsere und für nächste Generationen», sagt Ernst. Politisch gestaltet sich die Sache etwas kompliziert: Der Hochwasserschutz ist eine bundesgesetzliche Aufgabe, mit der die Kantone zur Sicherstellung des Schutzes vor Hochwassergefahren betraut werden, ebenso liegen die baurechtlichen Verfahren beim Kanton. Die Planung und die Umsetzung der Wasserbauprojekte hingegen übernimmt die Gemeinde: «Wir arbeiten dabei Hand in Hand mit Bund und Kanton», sagt Ernst.

Das Gesamtprojekt lässt sich grob in drei Hauptabschnitte einteilen: Der erste verläuft vom Friedhof Brunnenwiese via Dorfstrasse bis zum Lindenplatz. Hier ist ein «Doppelstöcker» geplant, oberirdisch der revitalisierte Bachlauf, schräg unterhalb der Hochwasserabfluss. Beim zweiten Abschnitt handelt es sich um einen Hochwasserentlastungskanal, der in rund zehn Metern Tiefe vom Lindenplatz via Alberich-Zwyssig-Strasse in gerader Linie unter den Bahngleisen bis in die Limmat führt. Der dritte Abschnitt – vom Lindenplatz bis zur Altenburgstrasse – dient der Revitalisierung: «Das Projekt ist ökologisch und wertet den Siedlungsraum auf», erklärt Ernst. Durch die Bachöffnungen wird der sogenannte «Cooling-Effekt» verstärkt, mit dem man Hitzeinselproblematiken entgegenwirken kann, zudem würde die Artenvielfalt in Flora und Fauna gestärkt.

Erste Entscheidung im Einwohnerrat

Die Gesamtkosten für das Projekt betragen 27,64 Millionen Franken, wobei sich die Einwohnergemeinde mit rund 10 Millionen Franken beteiligt. Neben den Ausgaben für den Hochwasserschutz und die Revitalisierung beinhaltet das Kreditbegehren ebenso die Kosten für die Sanierung von Kanalisationsleitungen, Belagssanierung sowie die Erneuerung der öffentlichen Beleuchtung. Bereits an der nächsten Sitzung vom 16. November wird der Einwohnerrat über den Kredit abstimmen, bei einer Annahme soll die Bevölkerung im Sommer 2024 an der Urne über das Projekt entscheiden. Falls alles nach Plan läuft, wird die etappenweise Ausführung im 2026 beginnen und in sechs bis sieben Jahren abgeschlossen sein.

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