Bühne frei für die singendeFamilie Angelini

Monica und Larissa Angelini sind nicht nur Mutter und Tochter, sondern auch Kolleginnen. Beide haben sich dem klassischen Gesang verschrieben und verfolgen ihren Traum von der grossen Rolle.

Larissa und Monica Angelini verbindet nicht nur die Familie, sondern auchdas Singen auf der Bühne.Foto: se
Larissa und Monica Angelini verbindet nicht nur die Familie, sondern auchdas Singen auf der Bühne.Foto: se

Staunend blickt Larissa Angelini ihre Mutter an, als diese von ihren frühsten Gesangserfahrungen und ihrer Faszination für Musik, Tanz und Theater als Jugendliche erzählt. «Einige Geschichten höre ich zum ersten Mal», schmunzelt sie. Ihre Mutter, Monica Angelini, beginnt ebenso zu schmunzeln. Das Lachen, die Mimik und der Tonfall der beiden sind beinahe identisch, darüber täuscht die unterschiedliche Haarfarbe von Mutter und Tochter nicht hinweg. Die Würenloserinnen verbindet nicht nur die Familie, sondern auch die Liebe zum Gesang.

«Das schönste Kompliment für mich ist, wenn jemand sagt, dass ich ihn mit meiner Stimme berühren konnte», sagt die 53-jährige Monica Angelini. Singen könnten viele, berühren jedoch wenige, fügt sie an. Es sei wie in eine andere Welt mit anderen Gesetzen einzutauchen, beschreibt die Gesangs- und Religionslehrerin das Gefühl, auf der Bühne zu stehen. Sie packte das Bühnenfieber als Teenager, als sie als Besucherin einer Operette in Möriken die Solisten hörte. «Das will ich auch können», sei ihr erster Gedanke gewesen. Eine Wahl schien es für sie gar nicht zu geben: «In diesem Moment war mir klar, dass ich als Solistin auf die Bühne möchte», sagt sie. Doch wie meistens im Leben liess die Erfüllung des Traumes etwas auf sich warten. Die zweifache Mutter wählte ihren Eltern zuliebe einen «anständigen» Beruf und bildete sich zur Primarlehrerin aus. Doch schon an der Pädagogischen Hochschule, wo sie ihre Ausbildung absolvierte, nahm das Singen eine bedeutende Rolle ein. Sie belegte Kurse für Sologesang und wirkte in Theaterprojekten mit. In einem Kurs ihres Gesangslehrers lernte sie schliesslich einen Mann kennen, der bereits in vielen Gesangsjurys sass und ihr Talent und ihre gute Stimme erkannte. «Er lud mich ein, in einem Jahr ein Konzert mit ihm zu singen», sagt Angelini. Um sich dafür zu wappnen, nahm sie fleissig Gesangsunterricht und feilte an ihrer Stimme.

Eine Produktion des Musicalvereins Mutschellen bescherte ihr dann mit dem Stück «Bärenstark» ihre erste Rolle. Die Produktion erwies sich auf den unterschiedlichsten Ebenen als Glückstreffer. Angelini ergatterte durch «Bärenstark» weitere Aufträge, merkte, wie sehr ihr die Arbeit auf der Bühne gefiel, und lernte zudem ihren jetzigen Ehemann kennen, der bei dieser Produktion als musikalischer Leiter fungierte.

Auch ihre älteste Tochter hat sie mit ihrer Leidenschaft für den Gesang angesteckt. «Meine Mutter hat mich sehr beeinflusst und meinen Weg zur Sängerin durch ihr Verständnis und ihre Unterstützung erleichtert», sagt Larissa Angelini. Die beiden betonen aber, dass es nie ein Muss oder ein Zwang war, dass die Tochter den selben Weg einschlägt wie die Mutter. «So oder so wollte ich unbedingt Sängerin werden», erklärt die 26-Jährige. Es sei sogar schön, dass ihre Mutter dadurch, dass sie im gleichen Business tätig sei, so viel Verständnis für sie aufbringe, sie sich mit ihr austauschen und Tipps holen könne und gute Kontakte habe. «Dadurch habe ich schneller und einfacher zu meiner Berufung gefunden», sagt die Studentin, die im Januar ihr Masterstudium startet.

Die Faszination für Musik und Gesang hat die junge Sängerin mit vielen Gleichaltrigen gemein. Speziell ist jedoch, dass die Würenloserin klassischen Gesang an der Hochschule für Musik im deutschen Karlsruhe studiert. Gestartet hat sie ihre musikalische Ausbildung an der Kantonsschule Baden, wo sie Instrumentalunterricht und Gesang als Grundlagenfach wählte und Lektionen im Sologesang belegte. «Ich hatte keine Ahnung von klassischer Musik, bis mir mein damaliger Gesangslehrer an der Kanti ein klassisches Stück zum Singen gab.» Seitdem habe sie im Gesangsunterricht nur noch klassisch gesungen. Aus einer halben Lektion Sologesangsunterricht wurde im zweiten Jahr Kantonsschule eine ganze Lektion. Und weil Angelini so talentiert war, wurde sie nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung ins Aargauer Spitzenförderungsprogramm aufgenommen, erhielt dadurch fortan zwei Stunden Gesangsunterricht pro Woche und durfte eine CD aufnehmen. Ob sie nach der Matur tatsächlich in die Fussstapfen ihrer Mutter treten sollte, wusste sie nicht. Ausschlaggebend bei der Entscheidung, ein Gesangsstudium zu beginnen, war ihre ehemalige Gesangslehrerin, die sie zu einem Meisterkurs nach Salzburg schickte. «Die tollen Erfahrungen in Salzburg haben mir gezeigt, dass ich nichts anderes machen kann, als zu singen und zu schauspielern», erklärt Larissa Angelini ihre Erkenntnis. Sie bewarb sich an verschiedenen Musikhochschulen wie beispielsweise in New York, München oder Karlsruhe. Die angehende Masterstudentin entschied sich für Karlsruhe, weil sie dort bereits im Bachelor Oper mit Theater studieren konnte.

Mutter sowie Tochter haben bereits zahlreiche Auftritte auf grossen und kleinen Bühnen gefeiert. Monica Angelini sang bei der Oper Schloss Hallwyl und tritt jedes zweite Jahr in der Operette Möriken-Wildegg und alternierend dazu in Produktionen des Vereins und Ensembles Opera brevis auf. Dazu gehörten das Stück «Clivia spielt Maske in Blau» oder die Operette «Orpheus in der Unterwelt». Die Gruppe Opera brevis gründete sie 2001 mit ihrem Ehemann Erwin Heusser. Ebenso wirkte Tochter Larissa in Opera-brevis-Produktionen mit. Daneben sang die 26-Jährige 2013 in der «Taschenoper» in Feldmeilen und war in vielen Kinderopern wie beispielsweise in «Hänsel und Gretel» als Sandmännchen am Festspielhaus in Baden-Baden zu sehen.

Die Frage, ob sie bei Auftritten nervös sei, verneint die Wahl-Karlsruherin: «Auf der Bühne hat man keine Zeit, nervös zu sein. Man befindet sich in einem laufenden Prozess, bei dem man solche Gedanken ausschalten muss, um singen und spielen zu können.» Zudem sehe man das Publikum, das für Aufregung sorgen könnte, aufgrund der Scheinwerfer überhaupt nicht.

Erstmals spielen die Angelinis diesen Oktober und November nun auf der Bühne ein Mutter-Tochter-Paar in der Operette «Banditenstreiche» in Möriken-Wildegg, wo sie die Banditinnen Angelica und Isabella darstellen. «Manchmal reden wir über unsere gemeinsamen Auftritte, tauschen uns aus und verarbeiten so das Erlebnis oder ärgern uns über Missgeschicke», sagt Monica Angelini. «Auf der Bühne ist meine Mutter nicht mehr meine Mutter, sondern wie die anderen auch eine Kollegin und Künstlerin, mit der ich zusammenarbeite», fügt Larissa an. Es sei ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl mit der eigenen Stimme und dem Körper im Einklang einen Raum zu füllen, schildert die Sängerin ihre Faszination.

Für die Zukunft hoffen beide auf gute Rollen. «Ich wünsche mir, dass sich immer mehr Türen für mich auftun und ich interessante Rollen in Opern, Konzerten, Operetten oder Musicals erhalte und mir so mein Leben finanzieren kann», sagt Larissa Angelini. «Mein Lebenstraum würde in Erfüllung gehen, wenn ich in einer Produktion eine grössere Rolle übernehmen könnte, die meinem Alter entspricht», sagt die 53-jährige Sopranistin. Neben der Operette «Banditenstreiche», die seit dem 3. Oktober im Gemeindesaal Möriken zu sehen ist, werden Mutter und Tochter im März 2016 zudem an einem Dinnerkonzert im Seehotel Delphin in Meisterschwanden auftreten.

«Banditenstreiche» im Gemeindesaal Möriken vom 3.10. bis 21.11. Mehr Informationen unter www.operette.ch/banditenstreiche

Mehr über die musikalischen Angelinis auf angelini-heusser.ch

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