Der Lehrerberuf erfüllte ihn
Anton Schmid feiert am 16. Mai seinen 96. Geburtstag. Als Pädagoge, CVP-Politiker und Präsident des Krankenpflegevereins setzte er sich für Neuenhof ein.
«Ich habe keinen Grund, undankbar zu sein. Es ist alles recht verlaufen. Vieles kann man selbst richten im Leben, aber nicht alles», sagt Anton Schmid, wenn er auf sein langes Leben zurückblickt. Der Senior, der von Familie und Freunden Toni genannt wird, feiert am 16. Mai seinen 96. Geburtstag. Sehnsüchtig erwartet er seinen Ehrentag nicht. «Wenn man so alt ist wie ich, nimmt man jeden Tag so, wie er kommt», sagt er und blickt zu seiner Frau Ottilia. Diese nickt und beide lachen.
Das Ehepaar lebt auch im hohen Alter noch im eigenen Heim mit seinen beiden Katzen in Neuenhof. 1957 zogen sie aus dem Fricktal in die Gemeinde und blieben ihr bis heute treu. «Ich wäre vielleicht schon noch mal in eine andere Region gezogen, doch meine Frau ist eine sesshafte Person», sagt Schmid mit einem Schmunzeln.
Geboren und aufgewachsen ist Schmid in Wölflinswil bei Frick. Seine Heimat liegt ihm am Herzen. Das habe wohl mit den vielen schönen Erinnerungen zu tun, sagt der 95-Jähige. Schmid hatte einen Zwillingsbruder und sechs weitere Geschwister. Seine Eltern betrieben einen Bauernhof. «Ich hatte eine schöne Kindheit. Wir lebten nicht im Überfluss, doch wir mussten nie Hunger haben», sagt Schmid. Zur Schule wurde er zuerst ins Kloster Beromünster und danach ins Kloster Einsiedeln geschickt. An den Universitäten Zürich und Fribourg studierte er Deutsch, Geschichte und Geografie.
1957 übernahm er eine Kleinklasse
Seine Frau, mit der er seit über 65 Jahren verheiratet ist, lernte er 1950 an einer Fasnachtsfeier kennen. «Es dauerte jedoch eine Weile, bis wir merkten, dass wir zusammengehören», sagt Schmid. 1957 brach das Ehepaar nach Neuenhof auf. Schmid übernahm eine Kleinklasse an der Schule Neuenhof. «Weil ich an der Uni Heilpädagogik belegt hatte, schien ich der richtige Mann dafür zu sein», erzählt er. Es war der Anfang eines langjährigen Einsatzes an der Schule Neuenhof, die mit der Pensionierung Schmids 1991 endete. In all den Jahren engagierte er sich als Mittelstufenlehrer für die Bildung mehrerer Generationen von Neunhoferinnen und Neuenhofern. «In die Schulstube reinzustehen und den Kindern Wissen zu vermitteln, das hat mich erfüllt. Am liebsten unterrichtete ich das Fach Geschichte und sang mit meinen Schülerinnen und Schülern», sagt Schmid und blickt auf die alten Klassenfotos vor ihm auf dem Tisch. Seine Augen strahlen. An so manches Kind könne er sich noch erinnern. «Ich hatte zudem ein gutes Kollegium. Es gab nie den kleinsten Zwist.»
Auch ausserhalb der Schule setzte sich Schmid für die Gemeinde ein. Er war Mitglied der ehemaligen CVP und wirkte in der Sozialkommission. Überdies sass er im Neuenhofer Einwohnerrat, den er 1972 und 1973 präsidierte. Zusätzlich engagierte er sich 30 Jahre lang als Präsident des Krankenpflegevereins, des Vorläufers der Spitex Neuenhof. Aktiv war er ebenso in der Katholischen Kirchgemeinde Neuenhof, sang 60 Jahre im Kirchenchor und spielte ab und zu auch Orgel. «Ich bin kein Meistersänger, doch das Singen hat mir immer Freude bereitet», sagt Schmid.
Sein liebstes Hobby war das Wandern und dabei die Landschaft zu erleben und zu geniessen. «Meine Frau war lange im Vorstand des Frauenverbundes. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und deren Männern unternahmen wir bis zur Coronapandemie über 24 Wanderungen.» Zu den Höhepunkten seines Lebens zählt Schmid unter anderem eine fünfwöchige Reise nach Neuseeland zu seinem Neffen. «Und die vielen wunderbaren Menschen, die ich in all den Jahren kennen lernen durfte, dafür bin ich sehr dankbar.» Schwer fiel ihm der Abschied seiner zwei Brüder, die beide letztes Jahr verstarben. «Ihr Tod hat mich sehr beschäftigt.»
Ein Rezept für ein langes Leben hat Schmid nicht. «Ich bin ein religiöser Mensch, war immer aktiv und gerne für meine Mitmenschen da. Vielleicht hat das geholfen, so alt zu werden.» Er wird seinen Geburtstag mit seiner Frau zuhause verbringen. Schmid sagt: «Wir erwarten Besuch von Verwandten und Freunden. Als waschechten Fricktaler reut es mich nicht, meinen Gästen an diesem Tag einen guten Fricktaler Kirsch zu offerieren.»