Die Bilanznach der Hälfte und Blick in die Zukunft

Nach zehn Jahren als Gemeindeammann zieht Hans Ulrich Reber in der Mitte der laufenden Legislatur Bilanz: «Die Arbeit macht mir Freude, doch nach dieser Amtszeit trete ich nicht wieder an.»

Gemeindeammann Hans Ulrich Reber tritt bei den Gesamterneuerungswahlen im 2017 nicht mehr an. Foto: bär
Gemeindeammann Hans Ulrich Reber tritt bei den Gesamterneuerungswahlen im 2017 nicht mehr an. Foto: bär

Herr Reber, Sie feierten Mitte Januar ihren 71. Geburtstag; seit zehn Jahren sind Sie Würenloser Gemeindeammann. Machen Sie sich heute, in der Mitte der Legislatur, bereits Gedanken darüber, ob Sie nochmals antreten wollen? Hans Ulrich Reber: Ich werde noch zwei Jahre im Amt bleiben und danach aufhören. Drei Amtsperioden reichen, ich bin alt genug (lacht).

Das reicht nicht mehr, um wichtige Projekte wie beispielsweise das Alterszentrum zu Ende zu führen... Es ist nie alles fertig. Ich möchte aber die Projekte auf die Schiene bringen, sodass sie laufen und von der nachfolgenden Person zu Ende geführt werden können.

Inwiefern können Sie die gebeutelte Finanzlage bis dahin ins Lot bringen? Wir haben zurzeit rund 18 Millionen Franken Schulden und wollten diese ursprünglich innerhalb von einigen Jahren auf 12 Millionen Franken reduzieren. Nach wie vor besteht jedoch in Würenlos grosser Investitionsbedarf. Es wird deshalb schätzungsweise rund zehn Jahre dauern, bis wir die Schulden auf 12 Millionen Franken reduzieren können. Kurzfristig mussten wir das Budget ändern und um eine halbe Million Franken bei den prognostizierten Steuereinnahmen kürzen.

Sie haben bereits in Schulraumbauten, Strassen und Erschliessungen investiert und es nimmt noch kein Ende. Hat man die Investitionen zu lange hinausgeschoben, sodass sie sich nun anhäufen? Es gab Anfang 2006 tatsächlich einen Nachholbedarf. Es wurde jedoch nichts verschlampt, höchstens manchmal etwas wenig gemacht. Fälschlicherweise wurde 2005 der Steuerfuss um 5% gesenkt. Ein Grund für die heutige Finanzlage sind die verzögerten Investitionen. Diese hängen vor allem mit dem Zuwachs der Bevölkerung, aber auch mit dem Erhalt und der Verbesserung unserer Infrastrukturen zusammen. Wir brauchten mehr Schulraum. Ich hoffe, dass wir nicht nochmals zulegen und den Schulraum erweitern müssen. Wir werden sorgfältige Hochrechnungen über die Entwicklung der Schülerzahlen anstellen. Wir wissen ja, welche Flächen noch überbaut werden können, und können den Zuwachs der Einwohner relativ genau abschätzen.

Welche Investitionen kommen noch auf Würenlos zu? Es gibt weitere Werkleitungen und Strassen, die saniert werden müssen. Und möglicherweise wird im Zusammenhang mit dem Alterszentrum der Kauf des Postgebäudes nötig, um die Zufahrt zu gewährleisten.

Wie weit ist man in der Planung des Alterszentrums? Wir arbeiten im Moment zweigleisig. Einerseits erstellen wir eine Machbarkeitsanalyse. Es soll geklärt werden, wie das Gelände bebaut werden kann, ob die Zentrumsscheune und das Postgebäude miteinbezogen werden sollen. Andererseits klärt die Steuergruppe mögliche Betriebsformen ab. Zur Diskussion stehen die Varianten Investor oder die Gründung einer gemeinnützigen AG. Wir wollen diese Fragen bis Mitte Februar klären, damit wir loslegen können.

Wie ist die Steuergruppe zusammengesetzt? Durch drei Mitglieder des Gemeinderats und drei Vorstandsmitglieder des Vereins Alterszentrum.

Die Planungen laufen nun schon seit Jahrzehnten... Manchmal habe ich auch das Gefühl, man diskutiert das Gleiche wie schon vor vier Jahren. Doch heute ist es viel konkreter.

Wann können die ersten Bewohner einziehen? Im Jahr 2021. Vorausgesetzt, dass niemand vor Verwaltungs- oder Bundesgericht zieht. Das würde es hinauszögern.

Ein weiteres Projekt, das sich hinauszögert, ist die Überbauung beim Steinhof. Ist eine Lösung in Sicht? Das Baugesuch für die Sanierung des Restaurants inkl. Hotelzimmer, Kleinappartements, Einliegerwohnungen, Saal und für den Schopf ist eingetroffen und wird bearbeitet. Für die Überbauung von insgesamt 85 Wohnungen wird es noch ein bisschen dauern. Der Kopfbau des Steinhofs muss erhalten bleiben.

Warum hat sich das Projekt in die Länge gezogen?Man hat die Komplexität des Verkehrsabflusses unterschätzt. Es kann nicht der gesamte Verkehr über die Kantonsstrasse erschlossen werden. Als Lösung leitet man den Verkehr der hinter dem Steinhof liegenden Wohnungen über eine Gemeindestrasse ab. Ich gehe davon aus, dass diese Lösung nun vom Kanton bewilligt wird und man weiterplanen kann.

Wie lange wird es bis zum Bezug der neuen Wohnungen dauern? Ich denke, ein Zeitraum von fünf Jahren ist realistisch. Der Restaurantbetrieb wird voraussichtlich bereits früher starten, da in diesem Bereich nicht neu gebaut, sondern saniert wird.

Ein Projekt, das realisiert wird – zwar in abgespeckter Form und erst im zweiten Anlauf –, ist der Sportplatz Tägerhard. Das ist sehr erfreulich. Wir haben daraus gelernt und werden die Bevölkerung bei komplexen oder heiklen Geschäften vermehrt informieren und wenn möglich mitarbeiten lassen.

Was ist das Ergebnis der im Jahr 2014/15 durchgeführten Verwaltungsanalyse? Erwartungsgemäss gibt es keine gravierenden Mängel, jedoch einige Punkte, die wir nun laufend verbessern. Wir haben als Nachfolgearbeit ein Leitbild zur Gemeindeentwicklung erarbeitet. Es wurde vom Gemeinderat genehmigt und wird der Bevölkerung im Frühling vorgestellt.

Vergangenes Jahr kam es auch zu einem Wechsel im Gemeinderat. Wie gut ist das Team eingespielt? Sehr gut. Er ist durch zwei junge, ein mittelaltes, ein älteres und ein noch älteres Mitglied besetzt und bildet also einen Spiegel der Bevölkerung.

Bei den Erneuerungswahlen vor zwei Jahren kam es innerhalb der FDP zu Unstimmigkeiten, worauf Sie die Partei gewechselt haben. Hat sich die Situation beruhigt? Ja, die zwei Parteien SVP und FDP sind nah beieinander. Schlussendlich sind es Sachgeschäfte, die wir miteinander ausarbeiten. Und seit der neuen Gemeinderatszusammensetzung sind wir ein ausserordentlich gutes Team.

Altershalber wären Sie bereits in Pension. Was gefällt Ihnen am Amt so gut, dass Sie Ihre Zeit und Energie nach wie vor fürs Gemeindewohl einsetzen? Man erlebt unglaublich schöne Momente und eine starke Unterstützung, die die wenigen eher unschönen Momente bei weitem überwiegen. Ich fühle mich wohl als Gemeindeammann und habe das Dorf und die Leute gerne. Spüre stetig starke Unterstützung.

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