Die Zentrumsschüür soll aufleben

Eine Gruppe von neun Leuten möchte der Scheune mit kulturellen Anlässen neues Leben einhauchen. Wegen des Coronavirus ist das weitere Vorgehen allerdings unklar.

Derzeit nutzt der Werkhof einen Teil der Zentrumsschüür. Vielleicht finden dort einst kulturelle Veranstaltungen statt. Rahel Bühler

Derzeit nutzt der Werkhof einen Teil der Zentrumsschüür. Vielleicht finden dort einst kulturelle Veranstaltungen statt. Rahel Bühler

Vor der Zentrumsschüür: Brigitte Welte, Hans Arnold und Isabelle Wiederkehr. Rahel Bühler

Vor der Zentrumsschüür: Brigitte Welte, Hans Arnold und Isabelle Wiederkehr. Rahel Bühler

Fallen die Stichworte «Würenloser Dorfzentrum» oder «Zentrumswiese», kommt einem das Alterszentrum in den Sinn. Doch auch im Gebäude daneben tut sich etwas: In die Zentrumsscheune, «Zentrums­schüür» genannt, soll Leben einkehren.

Brigitte Welte, Isabelle Wiederkehr und Hans Arnold sind drei von neun Gruppenmitgliedern, die sich um das Projekt Zentrumsschür kümmern. «Wir möchten aus der Zentrumsschüür einen Treffpunkt für Jung und Alt machen», sagt Welte. Diese Idee ist nicht neu: «Bereits vor zehn Jahren erarbeitete eine Würenloser Bürgergruppe ein Leitbild für die Gemeinde. Darin ist auch die Zentrumsschüür erwähnt», erinnert sich Arnold. Laut dem pensionierten Architekten stammt die Scheune aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde früher als Kuhstall gebraucht. 

Dieses Leitbild nennt sich Masterplan für das Würenloser Zentrum, wie ein Blick ins Archiv zeigt: 2007 hat der damalige Gemeinderat diesen Plan genehmigt. 2017 hat ihn das Gremium angepasst. «Die Scheune, die heute als Ökonomiegebäude genutzt wird, soll als bedeutendes Kulturgut erhalten und einer zentrumsgerechten Nutzung zugeführt werden», heisst es darin. Als Beispiele schlagen die Urheber des Plans kulturelle Nutzungen vor, «die auf den zukünftigen Zentrumsplatz abgestimmt sind und die erwünschte Attraktivitätssteigerung des Zentrums unterstützen». 
Welte, Wiederkehr und Arnold haben sich an einem Anlass der überparteilichen Gruppierung «Initiative 5436» vor zwei Jahren kennengelernt. Mit sechs weiteren Würenlosern waren sie sich einig: Mit der Zentrumsscheune soll es vorwärtsgehen. Daraufhin haben sie sich in regelmässigen Abständen getroffen: «Wir haben uns gefragt, was wir uns für die Zentrums­schüür wünschen», sagt Wiederkehr. Die 48-jährige Ergotherapeutin ist in Würenlos aufgewachsen. Herausgekommen sei der Begegnungsort für Jung und Alt. Von der Bevölkerung für die Bevölkerung. «Wir haben einen riesigen Fundus an Ideen», ergänzt Welte, die 54-jährige Primarlehrerin. 

Im Januar 2019 hat die Gruppe ihre Ideen dem Gemeinderat vorgestellt. «Erst in Absprache mit dem Gemeinderat konnte die Bevölkerung informiert werden», erklärt Wiederkehr. Man sei beim Gemeinderat auf offene Ohren gestossen. «Auch uns liegen kulturelle Veranstaltungen in unserem Dorf am Herzen», sagt Gemeindeammann Anton Möckel dazu. Wichtige Bedingung des Gremiums: Es muss sich eine Trägerschaft um den Aufbau der Zentrumsscheune als kulturellen Ort kümmern. 

Erstes Treffen mit dem Gemeinderat hat bereits stattgefunden

Im November 2019 hat die Gruppe mit einem Informationsstand vor dem Coop nach den Bedürfnissen der Bevölkerung gefragt. Das Ergebnis: eine Pinnwand voller Post-Its. «Es waren alle begeistert von unserer Initiative», sagt Wiederkehr. Die Ideen der Bevölkerung seien ähnlich wie jene der Gruppe: ein Repair-Café, eine Bibliothek, generationenübergreifende Projekte. Die bisherigen Veranstaltungen, etwa der Christkindlimarkt oder das Open­air-Kino, sollen mit zusätzlichen Angeboten ergänzt werden. Sowohl der Gemeinderat als auch die Projektinitianten betonen, dass diese Veranstaltungen bislang ausschliesslich gesammelte Ideen sind. Beschlossen sei noch nichts.

In den vergangenen Monaten haben einige Gruppenmitglieder die Standaktion ausgewertet. Die anderen haben sich um die Vorbereitung einer Informationsveranstaltung gekümmert. Denn: In erster Linie geht es nun darum, eine Trägerschaft für das Vorhaben zu finden. Welte und Wiederkehr können sich vorstellen, Mitglieder der Trägerschaft zu sein. Der 83-jährige Arnold lehnt ab: «Für mich ist es Zeit, in den Ruhestand zu treten.» 

Der Infoanlass wäre im April geplant gewesen. Er ist nun wegen des Coronavirus verschoben. Vor dem Anlass wäre auch ein zweites Treffen mit dem Gemeinderat geplant gewesen. Dort hätten die beiden Parteien die Ideen und das weitere Vorgehen diskutieren wollen. Auch dieses Treffen ist bis auf weiteres verschoben. «Wir können derzeit noch nicht sagen, wann und wie es weitergeht», so Möckel. Die Türe des Gemeinderats stehe nach der Pandemie offen für weitere Gespräche.
Verläuft der Informationsanlass erfolgreich und es entsteht eine Trägerschaft, könnte diese mit dem Planen von Umbauten, einem Umnutzungsgesuch und Veranstaltungen beginnen. Derzeit verwendet der Werkhof allerdings einen Teil der «Schüür». Mitte April sollte er diesen räumen. Auch ob und welche bauliche Massnahmen es an der Scheune braucht, ist noch in Abklärung. Wichtig ist der Gruppe aber: «Die Scheune soll so wenig wie möglich verändert werden.» 

Vom Rest des Zentrums isoliert soll die Scheune keinesfalls sein: «Eventuell können die Bewohner des zukünftigen Altersheims die Schür auch benutzen», so Arnold. Es soll ein Gemeinschaftswerk von und für Würenlos sein. 

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