Diese treue Spürnase schnüffelt für Medaillen

Josef Furrer ist leidenschaftlicher Hündeler. An der diesjährigen Schweizer Meisterschaft für Lawinenhunde wurde er Achter. In seiner Hündelerkarriere hat er sogar schon eine Leiche gefunden.

Ein eingespieltes Team: Josef Furrer und sein belgischer Schäfer «Aristo». Barbara Scherer

Ein eingespieltes Team: Josef Furrer und sein belgischer Schäfer «Aristo». Barbara Scherer

So gehen die beiden spazieren, denn Furrer ist nicht gut zu Fuss.

So gehen die beiden spazieren, denn Furrer ist nicht gut zu Fuss.

Hundegebell ertönt im Treppenhaus. «Aristo», ein belgischer Schäfer, drückt seine Nase gegen die Glasscheibe und wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. «Er bellt nur, wenn es klingelt», sagt Josef Furrer und öffnet die Haustür.

Er ist «Aristos» Besitzer. Mitte März haben es die beiden auf den achten Platz der Schweizer Meisterschaft für Lawinenhunde geschafft.

Der Würenloser ist seit über 30 Jahren leidenschaftlicher Hündeler. So hat es sich Josef Furrer auch nicht nehmen lassen, direkt von der Schweizer Meisterschaft an die nächste Prüfung für Sanitäterhunde in der Region zu fahren.

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«Aristo ist aber kein einsatzfähiger Hund. Wir machen all diese Prüfungen nur zum Spass», erklärt Furrer. Schnell fällt auf: Der 61-Jährige ist nicht gut zu Fuss.

«Ich habe mir als Jugendlicher beim Skifahren beide Beine gebrochen. Vor einigen Jahren habe ich deshalb starke Arthrose bekommen.» Wie in einem Ernstfall, fünf bis sechs Stunden durch Schnee oder Trümmer laufen, das ist für Josef Furrer deshalb nicht möglich.

Auf den Hund gekommen

Mit dem Lift geht es in den obersten Stock, dort lebt Josef Furrer zusammen mit einer Partnerin. Er setzt sich an den Tisch im Wohnzimmer, «Aristo» legt sich sofort auf den Boden.

Neben ihm schläft eine alte Katze in einem Körbchen. «Die Katze gehört meiner Partnerin», sagt Furrer und lächelt. Er ist ein Hundemensch. Dabei ist Josef Furrer eher per Zufall auf den Hund gekommen.

Mehr als Kontakt zu ein paar Meerschweinchen hatte der gebürtige Zuger in seiner Kindheit nicht. Als Ältester von vier Kindern wuchs Furrer in eher einfachen Verhältnissen auf: Der Vater arbeitete als Hilfsarbeiter.

Geruchssinn faszinierte sofort

Nach einer Mechanikerlehre verschlug es Josef Furrer an die Fachhochschule, wo er sich zum Maschineningenieur ausbilden liess. «Ich habe jahrelang im Tunnelbau gearbeitet», so Furrer.

Mit seiner damaligen Frau zog er ins Zürcher Unterland und zu den beiden Kindern gesellte sich schliesslich der erste Hund. Nach den ersten Hundeschulbesuchen war Josef Furrer so begeistert, dass er nicht mehr aufhören konnte.

«Ich war sofort fasziniert vom Geruchssinn des Hundes.» In seiner Freizeit besuchte er Hundekurse und bildete sich zum Lawinenhundeführer aus.

Eine Leiche gefunden

Doch Josef Furrer und seine Frau trennten sich und er zog über Kloten schliesslich zu seiner jetzigen Partnerin nach Würenlos. «Der erste Hund blieb damals bei meiner Ex-Frau», sagt Furrer.

Er streicht sich über die kurzen grauen Haare. «Aristo» sei sein fünfter Hund. Nur mit einem seiner Hunde war Furrer einmal auf einem ernsten Einsatz: Eine Person wurde vermisst, doch die Polizei hatte die Suche bereits aufgegeben. «Wir wurden von der Familie angefragt. Leider konnten wir nur noch die Leiche finden», sagt Furrer.

Die letzten elf Jahre lebte Furrer berufsbedingt unter der Woche in der Lenzerheide, Graubünden. Doch vor einem Jahr verlor er seinen Job und ist seither wieder Vollzeit in Würenlos zu Hause. «Momentan bin ich Stellensuchender.»

15000 Kilometer für den Hundesport

Langweilig wird dem Hündeler aber sicher nicht. Neben Kursen sowie Prüfungen zu besuchen und organisieren, ist Josef Furrer auch der Präsident der Regionalgruppe Zürich des Schweizerischen Vereins für Such- und Rettungshunde, Redog.

So legt Furrer für sein Hobby im Jahr durchschnittlich 15000 Kilometer mit dem Auto zurück. Auch in der Region ist der Hündeler im Einsatz. «Ich will in Wettingen vermehrt den Hundeplatz beleben», sagt Furrer.

Eine eigene Hundeschule will Josef Furrer aber nicht eröffnen. «Ich bin eher der Vereinsmensch und organisiere gerne Veranstaltungen.» So verbringt Furrer auch gerne seine Ferien mit Hundekursen. Seine Partnerin störe sein intensives Hobby nicht. «Einmal im Jahr gehen wir dafür auf eine Kreuzfahrt, ohne Hund», sagt Furrer und lächelt.

«Aristo» blickt sein Herrchen mit grossen braunen Augen an. Es ist Zeit für einen Spaziergang. Der Vierbeiner schnappt sich seinen Spielball und Josef Furrer das Fahrrad: So kommt er seinem Hund trotz schlechten Fussgelenken nach.

Bald werden die beiden wohl nur noch spazieren gehen und an Plauschwettkämpfen teilnehmen. «Aristo ist auch schon zehn Jahre alt. Das könnte seine letzte Saison werden», sagt Furrer und streicht dem Hund über den Kopf. «Aristo» wedelt mit dem Schwanz.

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