Ein Vorteil von Krabbelgruppen: «Der Kontakt ist persönlich»

An solchen Treffen kommen Eltern und Kleinkinder zusammen, um zu spielen und sich auszutauschen. Die Leiterinnen sind sich sicher: Dieser Austausch ist wertvoll für alle.

Sechs Mütter mit ihren Kindern bilden die «Zwärgligruppe» von Killwangen. Stefanie Bertolino (vorne rechts) leitet sie. rb
Sechs Mütter mit ihren Kindern bilden die «Zwärgligruppe» von Killwangen. Stefanie Bertolino (vorne rechts) leitet sie. rb

Zehn Uhr, Schulhausplatz Killwangen. Es wimmelt von spielenden Schulkindern. Die grosse Pause ist angesagt. Mittendrin: eine Handvoll Mütter mit ihren Kleinkindern. Sie sind die «Zwergligruppe». So nennt sich die Krabbelgruppe für Kleinkinder bis drei Jahre. Die Gruppe gibt es seit über 15 Jahren, wie Sibylle Müller, Präsidentin des Elternvereins, sagt. In den vergangenen Jahren machte die Gruppe jedoch eine Pause. Die Kinder waren aus dem Krabbelalter herausgewachsen. Nachwuchs gab es keinen.

Das hat sich nun geändert: Seit Anfang Jahr organisiert die Killwangnerin Stefanie Bertolino die Treffs. Vor dem Lockdown hätten sie sich ein paar Mal getroffen, sagt sie. Jetzt sehen sie sich wöchentlich. Bei schlechtem Wetter steht ihnen ein Raum im alten Kindergarten zur Verfügung. Bei schönem treffen sich die Mütter und ihre Kinder auf dem Spielplatz beim SchulhausZelgli. Momentan umfasst die «Zwergligruppe» sechs Mütter und ihre Kinder. Das Jüngste ist 17 Monate als, das Älteste drei Jahre. Gemeinsam essen sie Znüni, spielen oder basteln. Für die Kinder sei das Gold wert, sagt die ausgebildete Spielgruppenleiterin: «Sie wachsen zusammen auf und lernen den Umgang mit anderen Kids.» Ausserdem erleichtere das gemeinsame Aufwachsen den Einstig in den Kindergarten, sagt die Bertolino. Ihre Söhne sind 14 und knapp 2 Jahre alt. Auch für die Eltern sei die Gruppe interessant: «Schläft zum Beispiel eines der Kinder schlecht, können wir die anderen Mütter um Rat fragen.» Fallen einmal Kosten an, etwa für Bastelsachen, würden sie die Erwachsenen unter sich aufteilen. Momentan stammen die Kinder und ihre Eltern aus Killwangen und Spreitenbach. In Spreitenbach gäbe es keine Krabbelgruppe. Isabell Zutter, Koordinatorin des Familientreffs Spreitenbach, bestätigt: «Von unserem Verein aus gibt es keine Krabbelgruppe.» Bisher sei niemand mit diesem Wunsch an sie herangetreten.

«Häufig sind es Mütter von Erstgeborenen»

Neuenhof hat eine Krabbelgruppe. Auch sie ist vom örtlichen Elternverein organisiert. Sie besteht seit 25 Jahren, sagt Coni Gianola, Präsidentin des Neuenhofer Elternvereins. Momentan besuchen etwa 12 Mütter mit ihren Kindern die «Chrabbelgruppe». Neben wöchentlichen Treffs machen sie gemeinsame Ausflüge. Auch sie findet die Gruppe wichtig: «Sie ermöglicht eine Vernetzung von Müttern, pflegt die Gemeinschaft, fördert den Austausch über Alltägliches und gibt den Kindern die Möglichkeit, im sozialen Kontakt mit anderen Kindern Erfahrungen zu sammeln und Freundschaften zu knüpfen.»

In Würenlos gibt es seit etwa zehn Jahren eine «Chrabbelgruppe». Seit fünf Jahren ist BettinaDoessegger die Ansprechperson. Von Mitte März bis Ende August hat die Gruppe coronabedingt pausiert. Jetzt sei sie wieder im Aufbruch: «Im Schnitt besuchen die Gruppe vier bis sechs Mütter mit ihren Kindern.» Die Gruppe trifft sich einmal wöchentlich zum Spielen und Austauschen. Aus den gleichen Gründen wie die Krabbelgruppen aus den Nachbargemeinden. Manchmal seien auch bis zu zehn Mamis mit ihren Kindern da. Die Nachfrage scheint also da zu sein. Doessegger bestätigt: «Häufig sind es Mütter von Erstgeborenen oder Eltern, die frisch ins Dorf gezogen sind und sich hier integrieren wollen.»

Mütter- und Väterberatung empfiehlt Krabbelgruppen

Annegret Gerber ist Geschäftsleiterin der Mütter- und Väterberatung (MVB) des Bezirks Baden. Die MVB empfehle den Eltern den Besuch von Krabbelgruppen. Auch sie betont die Wichtigkeit des Kennenlernens, der sozialen Vernetzung und des Austauschs: «Der Kontakt ist persönlich, nicht online.» Nur gebe es immer weniger solcher Gruppen. Es gebe nur wenige Gemeinden, die die Gruppen unterstützen. Und: «Krabbelgruppen sind privat organisiert. Ist das Kind der Leiterin aus dem Krabbelalter herausgewachsen, hört sie meistens mit dem Leiten auf», so Gerber. Die Nachfolgesuche sei schwierig. «Wären die Gruppen von einer neutralen Stelle organisiert, wäre die Situation anders», ist Gerber überzeugt.

Seit 2018 leitet Susanne Röthlisberger in Wettingen eine Chrabbelgruppe. Man kann sich dafür quartalsweise anmelden. Doch die Anmeldungen würden schwanken: «Mal sind wir acht Frauen mit ihren Kindern. Manchmal nur vier.» Woran das liegt, könne sie nicht sagen: «Es ist ein niederschwelliges Angebot, von dem Kinder und Eltern profitieren», so die Erzieherin. Im Januar 2021 wird sie zudem eine einjährige Weiterbildung beginnen. Deshalb, und da sich fürs nächste Quartal bisher nur vier Mütter angemeldet hätten, hatte sie gezögert, die Chrabbelgruppe im letzten Quartal 2020 weiterzuführen. Nun hat sie sich doch dazu entschieden. Danach wird sie ein Jahr pausieren.

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