«Ich habe mich ungesund ernährt»

Als ein Familienmitglied an chronischer Darmentzündung litt, stellte Nicole Waldvogel-Schmid die Kochgewohnheiten um. Heute arbeitet sie als ­Ernährungsberaterin.

Nicole Waldvogel-Schmid in ihrer Praxis in Würenlos. Melanie Bär

In der Glasschale auf dem Tisch an der Bündtenstrasse 18 liegen Kirschen, Melone, Avocado, Apfel, Banane und Rüebli – aus Filz. «Die hat mir meine Tochter für die Praxis gefilzt», sagt Nicole Waldvogel-Schmid. Das passt; seit zehn Jahren dreht sich im Leben der 43-Jährigen nämlich vieles ums Essen. Nicht ganz freiwillig. Damals wurde bei einem Familienmitglied Colitis ulcerosa, eine chronische Darmentzündung, diagnostiziert. «Als der Arzt über eine dauerhafte Kortisonabgabe sprach, blinkten bei mir als Pflegefachfrau die Alarmglocken. Ich suchte Alternativen und stiess auf Studien, die belegten, dass mit ausgewogener Ernährung viel zur Linderung von Krankheiten beitragen werden kann», sagt Waldvogel-Schmid. Sie holte Tipps bei einer komplementärmedizinisch ausgerichteten Ärztin, stellte die Kochgewohnheiten um, begann, entzündungsfördernde Lebensmittel zu meiden und basisch zu kochen. Nicht nur der betroffenen Person ging es besser, sondern auch ihr. «Ich hatte mehr Energie, schwächere Menstruationsbeschwerden und war länger satt.»

Sie war so fasziniert, dass sie sich für eine Ausbildung als Ernährungsberaterin anmeldete und feststellte, dass ihre bisherige Ernährung zu einer Übersäuerung ihres Köpers geführt hatte. Bis zur Geburt ihrer Zwillingstöchter hat sie als Pflegefachfrau gearbeitet. «Ich war zwar immer schlank, habe mich jedoch total ungesund ernährt. Meine Mahlzeiten bestanden meist aus Teigwaren», sagt sie. Nach der Nachtschicht habe sie morgens beispielsweise eine Portion Teigwaren mit Butter gegessen. «Meine Arbeitskolleginnen witzelten damals, dass sie mir zur Hochzeit einen Leiterwagen gefüllt mit Teigwaren schenken würden.»

Kochgewohnheiten geändert

Zehn Jahre später stehen kaum noch normale Eierteigwaren im Küchenschrank. «Wenn schon Teigwaren, dann solche aus Vollkorn», sagt die zweifache Mutter. Trotz Ernährungsumstellung mag sie keine Extreme und Verbote: «Wenn wir nicht zu Hause sind, dann essen wir alles.» Ansonsten hält sie sich an diebasische Ernährung, deren Ziel die Reduktion der Übersäuerung im Körper ist.

«Am besten entgiftet man den Körper zuerst und nimmt danach 80 Prozent basische und 20 Prozent säurebildende Lebensmittel zu sich.» Es gibt gute und schlechte säurebildende Lebensmittel. Bei Ersteren handelt es sich beispielsweise um Hülsenfrüchte und Nüsse. Zu den schlechten säurebildenden Lebensmitteln gehören Zucker, Weissmehl, Eier, Milchprodukte und Fleischprodukte. Obst und Gemüse sind basische Lebensmittel. «Viele denken am Anfang, dass die basische Ernährung langweilig ist. Aber das stimmt nicht und nach deren Regeln zu kochen, ist auch nicht aufwendiger.» Sagt es und schaut auf die Uhr. Es ist kurz nach elf Uhr morgens. «Heute weiss ich zum Beispiel noch nicht, was ich zum Mittagessen koche, meistens entscheide ich um Viertel vor zwölf.» Doch auch wenn es schnell gehen muss: Sie kocht frisch und saisonal. Zudem verzichtet sie auf Fertigprodukte. Dazu rät sie auch allen, die sich gesünder ernähren und auf gesundheitsschädliche Zusatzstoffe verzichten wollen. Waldvogel-Schmid verweist auf eine Studie, laut der bis zu 70 Prozent der heutigen Zivilisationserkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Gicht und Arthrose ernährungsbedingt sind. «Durch nährstoffreiche und vitaminreiche Ernährung kann man also sehr viel für seine eigene Gesundheit tun.»

Vortrag mit bekanntem Koch

Dem erkrankten Familienmitglied hat es jedenfalls geholfen: Dank der Ernährungsumstellung musste es nie Kortison einnehmen. Mittlerweile profitiert nicht nur die Familie von Nicole Waldvogel-Schmids Leidenschaft. Sie hat ihren Job als Pflegefachfrau im Psychiatriebereich mittlerweile ganz aufgegeben, in Würenlos eine eigene Praxis aufgebaut und gibt ihr Wissen weiter.

In der Praxis findet auch ein Vortrag mit Thilo Vierheilig statt. Er hat jahrelang als Koch gearbeitet und nach einer Krebserkrankung auf basische Ernährung umgestellt. Am 4. September erzählt er seine Lebensgeschichte und wie die Ernährung sein Leben veränderte. «Ihm ist es auch wichtig, die Leute über den Einfluss der Lebensmittel aufzuklären. Deshalb habe ich ihn eingeladen», sagt Nicole Waldvogel-Schmid, ehe sie nach Hause ging, um für ihre Familie zu kochen. Eine Stunde später schickt sie das Bild ihres Mittagessens: Vollkorn-Couscous-, Tomaten- und Gurkensalat mit Kräutern aus dem Garten. Es sieht fast so farbig aus wie das Filz-Gemüse in der Glasschale ihrer Praxis …

Vortrag mit Thilo Vierheilig über basische Ernährung am Mittwoch, 4. September, 19 Uhr, Anmeldung gsund-esse@bluewin.ch oder 077 498 59 09, 15 Franken Eintritt.

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