Ihr Laden kommt bei den Leuten in Killwangen gut an
Vor knapp fünf Monaten eröffneten Leys Francisque und Rebecca Probst den Dorfladen Killwangen. Sie ziehen eine positive Zwischenbilanz.
Die Türe geht auf. Zwei Kinder betreten das Geschäft und kaufen Süssigkeiten. Am Stehtisch mit Blick auf die Hauptstrasse nippt ein Senior an einem Bier. Kurz darauf bestellt eine junge Frau am Kassentresen Gipfeli, die sie am Sonntagmorgen abholen will. Leys Francisque macht sich Notizen. «Im Gespräch mit der Kundschaft finden wir heraus, was sie braucht», sagt der 40-Jährige. Anfang November eröffnete er mit seiner Partnerin Rebecca Probst den Dorfladen Killwangen an der Schulstrasse 1.
Nach knapp fünf Monaten zieht Francisque eine positive Zwischenbilanz. «Ich bin zufrieden. Wir haben bereits einige Stammkunden, die uns immer wieder besuchen.» Aus wirtschaftlicher Sicht sei es aber noch zu früh, um bilanzieren zu können. Auch Probst zeigt sich erfreut. «Viele finden es bei uns heimelig und freuen sich darüber, dass es luftig und geräumig ist. Es ist schön, dass den Leuten das auffällt und Leys’ Vision und Bemühungen ankommen», sagt die 40-Jährige.
Eine Nacht vor der Eröffnung schlief er im Dorfladen
Ihr Partner und ihr Vater haben den 60 Quadratmeter grossen Dorfladen selbst eingerichtet und alle Regale, Stehtische und auch den Verkaufstresen gezimmert. «Eine Nacht vor der Eröffnung habe ich sogar hier geschlafen, um alles fertig vorzubereiten», sagt Francisque und lacht. Es hat sich gelohnt. Am ersten Wochenende konnte das Paar über 200 Personen willkommen heissen. Nicht nur aus Killwangen, sondern auch aus Würenlos und Neuenhof kamen viele vorbei. «Einige haben nicht mal etwas gekauft, sondern sich einfach umgesehen, weil sie neugierig waren, nachdem sie von der Eröffnung in der ‹Limmatwelle› gelesen hatten», erzählt Probst. Das Sortiment hat sich in der Zwischenzeit gewandelt. Die Dorfladen-Betreiber haben die Rückmeldungen der Kundschaft sogleich umgesetzt. «Wir hatten anfangs zum Beispiel nur Nature-Joghurt im Angebot, weil viele nach Fruchtjoghurts fragten, sind diese nun auch bei uns erhältlich», sagt Francisque. Vegane Alternativen zu Kuhmilch oder laktosefreie Milchprodukte seien ebenso gewünscht gewesen. Daher stehen nun unter anderem auch Mandelmilch und Kokosreismilch in den Regalen.
Nicht nur im Gespräch, sondern auch mithilfe eines Umfrageflyers haben Francisque und Probst Feedbacks eingeholt. «Wir haben durchs Band konstruktive Kritik erhalten. Die Leute wollen, dass wir hierbleiben, und geben uns daher gute Tipps, das ist toll», sagt Probst. Das Paar bekam aber auch ein paar spezielle oder sehr spezifische Anfragen. «Jemand verlangte nach Chili-Ketchup, andere suchten nach Kochbananen und wieder andere vermissten regionalen Wein», so Francisque. Er versucht, die Wünsche der Kundschaft so gut es geht zu erfüllen. «Alles anbieten können wir nicht. Doch für kleinere und auch für grössere Einkäufe findet man bei uns viel.» Die meisten sind aber bereits zufrieden mit dem Angebot. «Ich finde es super, dass wir in der Nähe so einen Laden haben. Vor allem für Brot oder wenn mal etwas fehlt, ist es viel praktischer, schnell hier vorbeizukommen», sagt Karen Cortesi aus Killwangen. Und auch eine andere Kundin, die ihren Namen nicht verraten möchte, sagt: «Der Laden tut Killwangen gut, er bringt Leben ins Dorf. Vor allem für ältere Personen, die nicht mehr so mobil sind, ist es ein Vorteil.»
Francisque ist der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden wichtig. Aus diesem Grund hat er seinen Job für den Passagierdienst am Flughafen Zürich Ende November aufgegeben. «Ich wollte jeden Tag für die Kundschaft da sein, damit sie eine Konstanz hat und die Leute nicht immer wieder ein neues Gesicht sehen, wenn sie zu uns kommen.» Mit seiner offenen Art habe er schon bei einigen Personen, die zunächst kritisch gewesen seien, das Eis gebrochen, sagt Probst. «Manchmal gebe ich ihnen auch mal etwas zum Probieren, erfülle ihnen besondere Gemüsewünsche oder drücke ein Auge zu, wenn sie zu wenig Geld dabeihaben. Das zeichnet einen Dorfladen aus.»
Francisque kann seit Kurzem auch mehr auf die Hilfe seiner Partnerin zählen. «Ich habe aufgehört zu arbeiten und kann nun auch mehr im Laden anpacken», sagt Probst. Das Paar hat ihren drei Kindern zudem ein Spielzimmer beim Lager eingerichtet. «Sie sind gerne bei uns im Laden und so können wir ein Auge auf sie haben, wenn wir arbeiten. Das ist ideal», so Probst.
Seit Kurzem schmiert er auch Sandwiches
Neu arbeiten die beiden zudem mit der Oberstadtbäckerei Dietikon zusammen, die ihnen täglich frisches Brot, Gipfeli und Backwaren liefert. «Eigentlich haben sie damit aufgehört, andere mit ihren Produkten zu versorgen, doch für uns machen sie eine Ausnahme», sagt Probst und ergänzt: «Der Geschäftsführer Amadeo Drigatti wohnt in Killwangen. Er ist selbst schon bei uns vorbeigekommen und hat geschaut, was wir benötigen. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit.» Aus den Brötli macht Francisque seit Kurzem auch Sandwiches mit Fleisch, Käse oder Gemüse. «Vor allem bei Bauarbeitern kommt das Angebot gut an. Manchmal warten sie sogar zwei Minuten, damit ich ihnen etwas ganz frisch zubereite.»
Eine Kollaboration sind die Dorfladenbetreiber zudem auch mit der Kulinartis GmbH aus Oberrohrdorf eingegangen. «Die Start-up-Gründer haben sich mit einem Regal bei uns eingemietet, um ihre italienischen Spezialitäten wie Guetzli, Brotaufstriche, Kaffee, Saucen und Reis anzupreisen», sagt Francisque.
Die Wände im Dorfladen schmücken Acryl-Gemälde des Killwangener Künstlers Leo Dittli. «Er ist unser Nachbar und wir möchten ihn unterstützen und ihm hier eine Plattform geben, damit er seine Bilder ausstellen kann», sagt Probst. Sie und Francisque hoffen, dass sich ihr Laden weiter etabliert. «Es wäre schön, wenn sich künftig Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr so mobil sind, bei uns melden und bestellen, damit wir ihnen den Einkauf nach Hause bringen können», sagt Francisque. Der Dorfladen sei mehr als ein Geschäft. «Wir sind ein Teil der Gemeinde und des Dorfs. Es gehört auch zu unserer Aufgabe, die Gemeinschaft zu stärken.»