«Mehr Steuern, je länger wir warten»

Familie Würsch aus Killwangen verabschiedet sich aus der Landwirtschaft. Es warten bereits neue Herausforderungen.

Dreissig Jahre hat Familie Würsch an der Dorfstrasse in Killwangen einen Landwirtschaftsbetrieb geführt. Nun ist alles vorbei. «Ich habe etwa zwei Wochen durchgeweint», sagt Manya Würsch. Der Entscheid fiel vor knapp einem Jahr und auch heute sei sie noch nicht im Frieden damit. «Man macht etwas dreissig Jahre lang, aber erst wenn es endet, weiss man, wie wichtig es für sich selber überhaupt war.» Nun müsse sie sich eine neue Identität aufbauen: «Wenn ich mich anderen vorstelle, kann ich nicht mehr sagen, dass ich Bäuerin bin. Das ist komisch», so die Mutter einer 30-jährigen Tochter und eines 28-jährigen Sohnes.

Markus Würsch hat sich schon länger darauf eingestellt, denn es sei niemand da gewesen, der den Hof nach seiner Pensionierung übernehmen wollte. «Bis jetzt hat es mich noch nicht so stark erwischt wie meine Frau. Aber das kommt vielleicht noch, sobald alle Kühe weg sind.» Die Kühe bleiben noch bis Ende März. Aber es sei komisch, am Feld vorbeizufahren und zu wissen, dass man es nicht mehr selbst bewirtschafte. Landbesitzer bleiben sie weiterhin, sie haben das Land lediglich weiterverpachtet: Die rund 15 Hektaren gingen zur Hälfte an ihren Nachbarn und zur Hälfte an einen befreundeten Bauern aus Neuenhof.

Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: «Wenn wir aufhören, geht das landwirtschaftliche Geschäfts- ins Privatvermögen über. Dabei ist insbesondere das Bauland ausschlaggebend, dessen Wert aufgrund des aktuellen Bodenpreises berechnet wird. Weil dieser massiv am Steigen ist, zahlen wir mehr Steuern, je länger wir warten.» Deshalb hat sich das Ehepaar dafür entschieden, bereits jetzt mit der Landwirtschaft aufzuhören.

«Es war ein gemeinsames Arbeiten»

Nach der Hochzeit 1990 hat das Ehepaar das Elternhaus von Markus Würsch übernommen. Manya kann sich gut an einen Satz ihres Mannes erinnern: «Er hat gesagt, wir werden ein schönes Leben vor uns haben und ‹bure›, bis wir pensioniert sind.» Daher hat sie die Bäuerinnenschule gemacht. Am Anfang hielten sie nebst Milchkühen und Schafen auch Schweine, doch aufgrund der hohen Auflagen mussten sie 1993 damit aufhören. Die Familie war eine der ersten in der Gegend, die Milch ab Hof verkauften.

Ab 1996 arbeitete Manya zusätzlich in einer nahegelegenen Metzgerei, später wieder auf ihrem angestammten kaufmännischen Beruf. 1999 startete auch Markus nebenberuflich, damals in der Migros. Zu viel wurde dies den beiden nicht: «Wenn man in der Landwirtschaft tätig ist, ist man es gewohnt, früh morgens bis spät abends zu arbeiten.» Diese Zeit bleibt ihnen in schöner Erinnerung: «Wir waren abends im Stall, haben gearbeitet und Musik gehört – es war ein gemeinsames Arbeiten», so Manya lächelnd. 2008 haben sie als weiteres gemeinsames Projekt den Hof und das Wohnhaus umgebaut und auf Mutterkuhhaltung umgestellt. 2022 verlassen die letzten Herefordkühe den Hof.

Neue Ziele

Nun gelte es, neue Herausforderungen zu finden. Und das Paar hat da auch schon eine Idee. In nicht allzu ferner Zukunft möchten sie das Wohnhaus und die angrenzenden Gebäude abreissen und zehn Wohnungen in zwei Gebäuden bauen. Dazu soll es einen Begegnungsplatz und viel Garten geben, damit man zwar im Block in einer Wohnung leben kann, aber trotzdem von Natur umgeben ist und auch einen Gemüsegarten bewirtschaften kann. Laut Würsch dauert es bis dahin aber noch einen Moment. Markus Würsch arbeitet weiterhin beim Kanton als Projektleiter Baubewilligungen, spezialisiert auf landwirtschaftliche Bauten.

Nebenbei konzentriert sich das Paar auf Aus- und Weiterbildungen im energetischen, spirituellen Bereich. So ist Markus Würsch als Rutengänger tätig und zusammen machen sie systemisches Familienstellen. So beraten sie andere Menschen und deren Familien, um diese einander wieder näher zu bringen.

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