Selbstversorgung ist das Stichwort

Die meisten kennen Consuelo Senn als FDP-Ortspartei-präsidenten. Privat läuft der Würenloser gern wochenlang durch die Wüste.

Consuelo Senn rannte 250 Kilometer durch die chilenische Wüste. Fotos: zVg

Consuelo Senn rannte 250 Kilometer durch die chilenische Wüste. Fotos: zVg

Eine Woche lang auf Luxus verzichten und im Zehn-Personen-Zelt schlafen – dafür in fantastischer Landschaft.

Eine Woche lang auf Luxus verzichten und im Zehn-Personen-Zelt schlafen – dafür in fantastischer Landschaft.

250 Kilometer durch die Wüste rennen. Was für viele eher wie eine unmenschliche Strafe klingt, ist für Consuelo Senn ein leidenschaftliches Hobby. Anfang Oktober dieses Jahres nahm der 52-Jährige am «Atacama Crossing» inder gleichnamigen chilenischen Wüste teil und beendete den Lauf auf dem zehnten Platz. Von den insgesamt 160 Teilnehmern hatten es 140 ins Ziel geschafft. Verglichen mit anderen Langstrecken-Läufen sind das viele, doch Senn war dennoch überrascht: «Für mein Verständnis sind mit diesen 20 Personen relativ viele Läufer ausgeschieden.» Der Aufwand, um am Lauf in der Atacama-Wüste teilzunehmen, sei sehr gross – allein schon wenn man die Anreise bedenke – daher hätten auch nur wirklich gut vorbereitete Läufer teilgenommen, erklärt Senn.

Für Senn war es der zweite Wüstenlauf. Er wusste bereits, worauf er sich einlässt, und konnte sich entsprechend gut auf die sechs Etappen vorbereiten. Und die Vorbereitung auf einen solchen Lauf ist intensiv: Nicht zu unterschätzen sei der Aufwand, den jeder Läufer für das Zusammenstellen seiner Ausrüstung benötige, so Senn. Beim Atacama Crossing tragen die Teilnehmer nämlich von der Kleidung über den Schlafsack bis hin zur Verpflegung für die ganze Woche alles auf dem eigenen Rücken mit. Lediglich die Zehn-Personen-Zelte für die Übernachtung und das Wasser werden vom Organisator zur Verfügung gestellt. «Man wägt also beim Packen ständig ab: Trage ich den schwereren Schlafsack mit oder friere ich nachts ein bisschen», berichtet Senn schmunzelnd von seinen Überlegungen. Gestartet sei er am ersten Tag mit 13 Kilo, die im Laufe der Woche durch den Verbrauch, unter anderem derLebensmittel, weniger wurden. «Selbstversorgung ist das Stichwort», erklärt Senn. Und auch ein gewisser Stolz, denn: «Es kommt nicht gut an, wenn man nach vier Tagen bei den Kollegen Essen ausleiht, das diese schon die ganze Zeit getragen haben.» Dank seiner langen Erfahrung hatte Senn aber genug Material dabei und alles habe gut geklappt. Auch hätte er ausser ein paar unvermeidlichen Blasen an den Füssen keine gesundheitlichen Probleme gehabt.

Was ihn dann doch überrascht habe, sei die sauerstoffarme Luft gewesen, da die Atacama sehr hoch über dem Meer liegt. Und auch die starken Temperaturschwankungen, die sich zwischen minus 5 Grad am Morgen und bis 45 Grad am Tag bewegten. «Das war für mich nicht angenehm, ein hoher Plusbereich ist mir lieber», sagt Senn.

Auf einen solchen Lauf bereitet man sich nicht nur ein paar Monate vor. «Ich habe mich über Jahre an diese Herausforderung herangetastet», berichtet Senn, der sechs Tage die Woche Fahrrad fährt, läuft und Tennis spielt. So hätten sich die Herausforderungen stetig gesteigert, vom Halbmarathon über Marathon zu Bergläufen und schliesslich zu mehrtägigen Läufen in der Wüste. Der sportliche Aspekt sei aber nicht seine alleinige Motivation, berichtet Senn, sondern auch: «Das Leben reduzieren, in dieser Woche auf Komfort verzichten, aber trotzdem alles dabei haben.»

Die Landschaft und die anderen Läufer stellten für Senn ebenfalls eine Bereicherung dar. 40 verschiedene Nationen, davon rund ein Viertel Frauen, nahmen am Atacama Crossing teil, und Senn konnte sich in den sieben Tagen abends mit seinen Zeltgenossen kulturell austauschen: «Das waren interessante Gespräche. Ich habe das sehr geschätzt.» Die Ankunft des letzten Zelt-Mitbewohners sei immer gefeiert worden: «Wenn man eine Woche lang so nah zusammen lebt, entsteht schon ein gewisser Kitt zwischen den Menschen.»

Dass die Stimmung so gut sei, liege auch daran, dass die Läufer «vom gleichen Schlag» seien, wie Senn berichtet. Man sei als Ausdauersportler auf der gleichen Wellenlänge und er erfahre immer wieder von spannenden Läufen, die dann auf seine Wunschliste wandern. Ob und wann er diese in Zukunft angehen wird, müsse er mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern absprechen – die Familie komme an erster Stelle. Und manchmal werde es nebst dem Beruf als Bauingenieur bei der Axpo und dem Amt als Parteipräsident der FDP Würenlos etwas eng, wie Senn berichtet: «Das braucht Planung und ist schon eine Herausforderung.» Oft baue er daher den Sport morgens in den Arbeitsweg ein. Und solange er fit und motiviert sei, werde er sicher weitermachen. In der engeren Auswahl stehen Läufe in Arizona, Namibia oder durch die Wüste Gobi.

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