Sie erwartet ein gutes Hochzeitsjahr

Tamara Zbinden ist die Leiterin des Regionalen Zivilstandsamts in Wettingen. Sie und ihr Team trauen jährlich über 150 Paare aus 45 Nationen. In der Pandemie traf sie auf verzweifelte, aber auch fokussierte Brautleute.

Tamara Zbinden vermählt Limmattaler Paare im Rathaus in Wettingen und im Kloster Fahr. Sibylle Egloff
Tamara Zbinden vermählt Limmattaler Paare im Rathaus in Wettingen und im Kloster Fahr. Sibylle Egloff

Der Mai läutet die Hochzeitssaison ein. Das spürt Tamara Zbinden. Sie ist die Leiterin des Regionalen Zivilstandsamts in Wettingen und traut Paare aus den Gemeinden Wettingen, Neuenhof, Killwangen, Spreitenbach, Würenlos und Ehrendingen. «Mai und Juni sind immer sehr gut gebuchte Monate. Im Juli will fast niemand heiraten, weil viele befürchten, dass die Gäste in den Ferien sein könnten. August und September sind ebenfalls sehr beliebt», so Zbinden. Magisch anziehen würde Paare dieses Jahr der 4. Juni. «Dieses Datum ist bereits seit Monaten ausgebucht. Wieso, können wir uns nicht erklären», sagt Zbinden und lacht. An Schnapsdaten den Bund der Ehe einzugehen, ist beim Zivilstandsamt in Wettingen nicht mehr so gefragt. «Den letzten grossen Hype gab es am 7. Juli 2007. Man merkt aber, dass dieses Jahr aufgrund der doppelten Zwei die Leute wieder interessierter daran sind.» Diesbezüglich begehrte Daten seien der 22. April und der 22. Juli.

Doch auch in den anderen Monaten des Jahres traut Zbinden Heiratswillige. «Bei uns im Rathaus heiraten Personen, die es simpel mögen. Wir sind kein klassisches Trauungszivilstandsamt, das spezielle Locations bietet. Wir haben keine historischen Räume, ein Schloss oder eine Villa Boveri, wo vor allem im Sommer Hochbetrieb herrscht.» Ein Ass im Ärmel hat man in Wettingen aber. «Wir bieten vom Mai bis September an fünf Freitagen und zwei Samstagen je drei Trautermine im Kloster Fahr an.» Es stehen den Brautleuten dort die Abtstube und der Raum «Vier Jahreszeiten» zur Verfügung.

Sie rechnet nicht mit Grossandrang

«Manchmal fragen mich Paare, ob ich sie nicht an ihrem gewünschten Ort trauen kann. Das geht leider nicht. Ich darf nur Eheschliessungen in Traulokalen durchführen, die vom Kanton bewilligt sind», sagt Zbinden. Gebunden an den Wohnort sei man bei der Trauung nicht. «Die Brautleute müssen beim Zivilstandsamt des Wohnorts die Ehevorbereitung vornehmen, um die Trauungsermächtigung zu erhalten. Heiraten können sie dann in jedem Traulokal in der Schweiz», so Zbinden. Jährlich vermählen sie und ihr dreiköpfiges Zivilstands-team 150 bis 170 Paare. Bisher gab es dieses Jahr 40 Trauungen. Dass es nach den aufgehobenen Corona-Einschränkungen zu einem Grossandrang auf dem Regionalen Zivilstandsamt kommt, bezweifelt Zbinden jedoch. «Aufgrund der Pandemie gibt es einige Hochzeiten nachzuholen. Dabei handelt es sich aber meist um die Feste, die an sich nichts mit der zivilen Amtshandlung zu tun haben.» Zbinden erwartet ein gutes Hochzeitsjahr, aber kein Spitzenjahr wie 2017. Damals gaben sich 180 Paare das Ja-Wort.

Die Pandemie habe die Trauungen beeinflusst, sagt Zbinden. «Gewisse Paare erschienen niedergeschlagen und beinahe verzweifelt bei uns. Sie litten darunter, dass sie ihre Hochzeit immer wieder den neuen Corona-Regeln anpassen mussten.» Zbinden stellte im ersten Lockdown einen Rückgang der Trauungen fest. «Das hängt vor allem mit der Grenzschliessung von März bis Juni 2020 zusammen. Binationale Paare konnten sich gar nicht sehen, geschweige denn heiraten. Überdies war es in dieser Zeit fast unmöglich, die nötigen Dokumente für die Ehevorbereitung in anderen Ländern zu beschaffen.» Normalerweise könne die Eheschliessung innert dreier Monate, nachdem das Ehevorbereitungsverfahren positiv abgeschlossen worden ist, stattfinden. «Das eidgenössische Amt für Zivilstandswesen hat uns erlaubt, diese Frist um drei Monate zu verlängern», so Zbinden. Während des ersten Lockdowns durften nur die Trauzeugen bei der Trauung dabei sein. «Das war nicht nur negativ. Es gab viele schöne Trauungen, weil die Paare ganz bei sich waren und sich wegen der wenigen Gäste voll auf sich konzentrieren konnten», erzählt Zbinden. Sie leitet das Zivilstandsamt in Wettingen seit 2014, davor arbeitete sie drei Jahre lang als Zivilstandsbeamtin in Bad Zurzach. «Es muss jede und jeder mindestens einmal im Leben an uns vorbei», sagt Zbinden. Ihr gefällt ihr Beruf, da sie so vielen Menschen begegnet und Einsicht in Dokumente und Zivilstandspapiere aus der ganzen Welt erhält. «Ich lerne Personen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen, Kulturen, Tätigkeiten und gesellschaftlichem Status kennen. Das ist spannend.»

Ihr gefallen indische Hochzeiten

Jedes Jahr trauen Zbinden und ihr Team Paare aus 45 verschiedenen Nationen. «Toll sind beispielsweise Hochzeiten aus dem indischen und sri-lankischen Raum. Die Saris, welche die Frauen tragen, sind ein Farbenspektakel.» Aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Vorstellungen sei es auch schon zu Missverständnissen gekommen. «Eine Braut kam 35 Minuten zu spät. Sie dachte, es sei normal, dass man mich und alle Gäste warten lässt. Ich musste die Trauung leider stark abkürzen, weil bereits das nächste Paar wartete.» Das aussergewöhnlichste Paar, das sie jemals vermählt habe, seien zwei Drogenabhängige gewesen. Zbinden sagt: «Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich mich immer wieder neu auf Personen einstellen muss und nie weiss, wer als Nächstes zu mir aufs Zivilstandsamt kommt.»

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