So will die Gemeinde die Dorfstrasse aufwerten
Neuenhof nimmt die Gestaltung des historischen Herzstücks an die Hand. Im Fokus stehen dabei die fünf Dorfbrunnen. Für Kritik sorgte am Mitwirkungsanlass am Dienstag vor einer Woche eine neu geplante Wasserrinne.
Die Dorfstrasse in Neuenhof soll neu gestaltet und verschönert werden. Diesen Auftrag erhielt der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung im November 2019 von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern. Damals wurde der Kreditantrag von 1,1 Millionen Franken zur Sanierung der 450 Meter langen Strasse zurückgewiesen. Die Stimmberechtigten verlangten eine ganzheitliche gestalterische Betrachtung.
Knapp drei Jahre später präsentierte die Gemeinde Anwohnenden und interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern nun ein mögliches Gestaltungskonzept für das Herzstück des Dorfs an einer Informationsveranstaltung am Dienstag vor einer Woche. «Das sind alles nur Entwürfe. Wir wollen gemeinsam mit euch die Weichen stellen», betonte Daniel Lötscher, Leiter Tiefbau der Gemeinde Neuenhof, als er die rund 80 Anwesenden in der Aula willkommen hiess.
Nichtsdestotrotz hatte die Gemeinde bereits mit Architekten und Planern, die ebenfalls am Anlass mit dabei waren, Ideen ausgearbeitet. Eine besondere Rolle im Konzept spielen die fünf Brunnen an der Dorfstrasse. «Sie sollen als Anker für die Aufwertung dienen. Wir wollen sie hervorheben und grosszügige Flächen um die Brunnen schaffen», sagte Lötscher. Die Brunnenplätze sollen zudem mit Sitzbänkli, Bäumen und Hecken ergänzt werden. Angedacht ist zudem, dass an diesen Stellen die komplette Fahrbahn gepflästert wird. «Gemäss unserer Erfahrung hat das einen entschleunigenden Effekt», sagte Maresa Schumacher, Leiterin Gestaltung vom Karo Kollektiv aus Brugg, bezüglich der Fahrgeschwindigkeit auf der Dorfstrasse. Für die Trottoirs ist ein Belag vorgesehen, der von Menschen mit Rollator oder Rollstuhl ohne Probleme benutzt werden kann.
Für eine Öffnung des Dorfbachs ist der Platz zu knapp
Geprüft wurde überdies eine Öffnung des Dorfbachs ähnlich wie in Killwangen und Spreitenbach, wie dies von einigen Stimmberechtigten an der Gmeind 2019 gewünscht wurde. Diese Idee wurde jedoch verworfen. «Der Platz dafür ist zu knapp. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht», erklärte Lötscher.
Damit die Bevölkerung trotzdem nicht ganz auf das Element Wasser verzichten muss, schwebt der Gemeinde eine neue, 70 Zentimeter breite Rinne an einem Strassenrand vor. Über diese soll ein kleiner Teil des Dorfbachwassers und das Wasser aus den Brunnen fliessen. «Wir wollen das Wasser erlebbar machen, damit man im Sommer auch mal durchwaten oder mit dem Auto durchfahren kann», sagte Lötscher. Er betonte aber auch, dass je nach Wetter und Wasserstand die Rinne auch trocken bleiben könne. Im Winter wolle man zum Beispiel nicht, dass Wasser vorhanden sei und dann gefrieren könne.
Für alle diese Massnahmen inklusive neuer Strassenbeleuchtung rechnet die Gemeinde mit Grobkosten von 1,4 Millionen Franken. Der Betrag fällt somit im Vergleich zum reinen Sanierungsprojekt, welches 1,1 Millionen Franken gekostet hätte, um 10 bis 15 Prozent höher aus. «Wir wollen keinen Ballenberg schaffen und die Kosten im Bereich der Sanierung halten. In Neuenhof können wir nicht mit der grossen Kelle anrichten», so Lötscher.
Perimeterbeiträge für die Liegenschaftsbesitzer wird es keine geben. Sie müssen sich nicht an der Aufwertung der Dorfstrasse beteiligen. Wenn es zu keinen massgeblichen Änderungen kommt, will die Gemeinde den Kredit für das Projekt der Gemeindeversammlung Ende November vorlegen. Die Bauarbeiten könnten bei Annahme des Geschäfts ab Herbst 2023 beginnen.
Anwohnende befürchten mehr Littering und Lärm
Die Zeichen dafür stehen gut. Das Gestaltungskonzept stiess bei der Mehrheit der an der Veranstaltung anwesenden Neuenhoferinnen und Neuenhofer auf Anklang. Nichtsdestotrotz gab es kritische Voten. Vor allem die geplante Rinne wurde von einigen infrage gestellt. «Ich wäre froh, wenn man den bestehenden Brunnen und den Plätzen Priorität gegen könnte, statt auf dieses Pseudobächli zu setzen», sagte zum Beispiel eine Person. Zudem wurden Bedenken laut, dass das Wasser in der Rinne Algen bilden könnte und diese wiederum ein Rutschrisiko darstellen könnten. Andere bemerkten, dass man bei der Durchfahrt den Anwohnern das Wasser in den Garten spritzen könnte. Einige Anwesende sorgten sich um die Entwicklung von Littering und Lärm an der Dorfstrasse. «Wenn man zusätzliche Sitzgelegenheiten bei den Brunnen schafft, könnte das Jugendliche dazu einladen, die Plätze in Beschlag zu nehmen», sagte jemand.
Man wolle die Plätze attraktiver machen, jedoch habe die Gemeinde nicht das Gefühl, dass die Dorfstrasse aufgrund der Aufwertung zu einer Partymeile werde, entgegnete Lötscher.