Sommerserie: Der nächste Stopp ist Balkonien

Die Reisevorbereitungen für die Sommerferien starteten bei Sibylle Egloff, freie Mitarbeiterin der Limmatwelle, nach dem Lockdown. Statt Flüge zu buchen, begrünte sie ihren Balkon. Dort will sie nun den Sommer verbringen.

Ferien auf der begrünten Terrasse: Statt Sightseeing plant Sibylle Egloff diesen Sommer erholsame Aufenthalte auf ihrem Balkon. Sibylle Egloff
Ferien auf der begrünten Terrasse: Statt Sightseeing plant Sibylle Egloff diesen Sommer erholsame Aufenthalte auf ihrem Balkon. Sibylle Egloff

Ich bin ein Reisefüdli. Letztes Jahr schaffte ich es, sage und schreibe neun Destinationen auf drei Kontinenten zu besuchen – nicht dazu gezählt alle Wochenendtrips in der Schweiz. Doch die Pandemie schob meiner Reiselust einen Riegel. Dreieinhalb Monate lang war das Entdecken fremder Länder tabu. Doch auch seit der Öffnung der Grenzen hält sich mein Reisedrang in Grenzen – vor allem, wenn ich mir die aufgrund der Abstandsregeln noch längeren Schlangen vor den Sicherheitskontrollen am Flughafen vor Augen führe oder an die Masken tragenden Zugpassagiere und Flugbegleiter denke. Es ist halt einfach nicht mehr das Gleiche. 

Doch der Mensch ist anpassungsfähig, so auch ich, die Supertouristin. Bangkok, Dubai und Tulum standen zu Beginn des Jahres auf der Reiseliste. Eigentlich könnte ich diese Feriendestinationen mit etwas Glück dieses Jahr noch abhaken, aber gluschten tut es mich nicht. 

Aloe-Vera-Pflänzchen brauchten Gesellschaft

Während des Lockdowns habe ich meinen Balkon lieb gewonnen. Zahlreiche Aloe-Vera-Pflänzchen – alles Ableger des Monsters, so nenne ich die gigantische Mutter-Aloe, die ich seit sechs Jahren besitze – besiedelten bereits meine Terrasse. Und auch eine Bananenstaude hatte den milden Winter auf dem Balkon überlebt. Zudem bugsierte ich meinen Ginseng-Bonsai von der Stube nach draussen. Doch das war mir nicht genug. Ich wartete nach der Öffnung der Gartencenter eine Weile, um mich mit noch mehr Grün einzudecken. Schliesslich wollte ich nicht von wild gewordenen Hobbygärtnern überrannt werden. 

Ich kaufte Sukkulenten und Dickblattgewächse. Steinnägeli, Enziane und Dahlien landeten ebenso im Einkaufswägeli. Ich pflanzte die Blumen in meine Geraniumkistchen. In zwei Töpfe säte ich Sonnenblumenkerne, aus denen mittlerweile Triebe bis auf Wadenhöhe hochgeschossen sind. Kletter- und Hängepflanzen, die ich in Hängetöpfe einquartierte, runden die grüne Oase ab. Zur Rattan-Lounge und zur Hängematte gesellten sich kurz nach dem Lockdown ein mint-farbener Tisch und vier Stühle. Wer braucht schon nach Tulum zu reisen, wenn man einen Gartentisch namens Yucatán hat. Die korallenroten Sitzkissen dazu komplettieren das Ensemble seit letzter Woche.
Meine Feriendestination für den Sommer steht. Die Coronakrise hat mir gezeigt, dass man nicht immer nur in die Ferne schweifen kann. Zudem hat Urlaub auf dem Balkon seine Vorteile. Die Flugturbulenzen, die Verspätungen, das Kofferschleppen und die Sprachschwierigkeiten fallen weg. Ich lege dieses Jahr also eine Reisepause ein. Ob ich 2021 wieder durchstarten und meine Traumziele abklappern werde, steht noch in den Sternen – nicht nur wegen der Corona-Unsicherheit, sondern auch, weil ich jetzt ganz viele Pflanzen habe, um die ich mich kümmern muss. 

 

Sommerserie
In einer Serie stellt die Limmatwelle verschiedene Gärten, Balkone und ihre Gärtner vor. Der dritte Teil handelt von Sibylle Egloffs Balkongarten. Haben auch Sie einen hübschen Garten oder Balkon, den Sie uns zeigen möchten? Senden Sie Ihren Text (max. 2000 Zeichen im Word) und ein Foto (im JPG-Format, mind. 1 MB) an redaktion@limmatwelle.ch. 

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