Vernachlässigtes Heim soll verkauft werden

Das Interesse der Wettinger Schulen am Ferienheim Ftan ist gering, das Interesse der Wettinger Schule an Ausbildungsräumen dagegen sehr gross. Die Konsequenz: Im Unterengadin will die Gemeinde verkaufen und auf dem Bezirksschulareal investieren.

Ferienheim Ftan steht zum Verkauf.zVg

Ferienheim Ftan steht zum Verkauf.zVg

Das bestehende Provisorium der Bezirksschule soll ergänzt werden.  Dieter Minder

Das bestehende Provisorium der Bezirksschule soll ergänzt werden. Dieter Minder

Eine 60-jährige Ära soll enden; der Gemeinderat Wettingen will das Ferienheim Ftan verkaufen. Mit 645000 Franken würde die notwendige Sanierung zu viel kosten, denn, so Gemeinderat Martin Egloff (FDP/Ressort Hochbau): «In den letzten 10 Jahren wurde die Instandhaltung vernachlässigt.» Auch das Interesse der Lehrerinnen und Lehrer, dort Lager durchzuführen, hat abgenommen. «Wir haben das Thema in der Schule diskutiert, viele Lehrer möchten an andere Orte gehen», sagt Gemeinderat Sandro Sozzi (Mitte CVP, Ressort Bildung). Die geringe Belegung lässt sich an der Jahresrechnung ablesen. In den letzten 5 Jahren lagen die durchschnittlichen Einnahmen bei 71000 Franken, die Betriebskosten bei 68000 Franken.

«Ab 2020 begann der Gemeinderat, alternative Nutzungsmöglichkeiten zu prüfen», sagt Egloff. Dazu wurden in Wettingen und im Unterengadin Ideen gesucht und gefunden. Eingereicht und näher abgeklärt wurden sechs Konzepte. «Das Haus liegt in der Zone für Erstwohnungen, es dürften also keine Zweitwohnungen eingebaut werden», sagt Gemeindeammann Roland Kuster (Mitte CVP). Neben den Konzepten haben die Interessenten auch Kaufangebote abgegeben. Für 1,421 Millionen Franken, dem höchsten Angebot, möchte der Gemeinderat das Haus nun verkaufen. Am 2. März wird der Einwohnerrat entscheiden. «Mit dem Interessenten besteht ein Vertrag», ergänzte Kuster.

 

Provisorien für die Schule

«Es ist eine schwierige Situation, wir wissen seit 2019, dass Schulraum fehlt», sagt Sozzi. Der Einwohnerrat hatte im März 2021 1,3 Millionen Franken für Provisorien bewilligt, aber im September 2021 12,6 Millionen Franken für die Erweiterung der Bezirksschule abgelehnt. Er verlangte zuvor «eine gesamtheitliche Betrachtungsweise des gesamten Schulraumbedarfs und die Prüfung eines Oberstufenzentrums». Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, will der Gemeinderat mit weiteren Provisorien den Platzmangel an der Bezirksschule beheben. Er plant, für 795000 Franken das bestehende Provisorium zu ergänzen und im Untergeschoss des Altbaus TTG-Räume (Textiles und Technisches Gestalten) anzubieten. Die Erweiterung soll für das im August beginnende Schuljahr 2022/2023 bereit sein.

Bereits im Sommer 2023 benötigt die Bezirksschule weitere Räume. Für diese soll dem Gemeindeparlament im Juni ein Kreditantrag unterbreitet werden.

Ein Leitbild für die Zukunft

«Wettingen ist Teil des fünftgrössten Wirtschaftsraumes der Schweiz», kommentiert Gemeindeammann Roland Kuster eine Wirtschaftsstudie. In den letzten Jahren entwickelte sich die Gemeinde stark. Mit dem Räumlichen Entwicklungsleitbild (REL) «Wettingen 2035» soll die Strategie für die Zukunft definiert werden. Gestartet wurde mit dem Projekt 2018. Es folgten mehrere Schritte, bei denen sowohl die Einwohner als auch das Gemeindeparlament einbezogen wurden. «Erfahrungen mit den Teiländerungen der Zonenpläne für die Landstrasse, das Bahnhofareal und die Klosterhalbinsel haben gezeigt, wie sinnvoll es ist, die Bevölkerung an der Planung zu beteiligen», sagt Kuster.

Das REL «Wettingen 2035» setze den Fokus auf eine hochwertige Innenentwicklung, wobei die Stärkung des Freiraums einen wichtigen Bestandteil bilde, wird im Bericht an den Einwohnerrat festgehalten. Die Ergebnisse des REL wird der Gemeinderat dem Einwohnerrat an der nächsten Sitzung auf einem Faltblatt präsentieren. Anschliessend soll dieses der Bevölkerung zugestellt werden. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Ergebnisse in Planungsinstrumente wie die Bau- und Nutzungsordnung (BNO) oder die Gesamtplanung Verkehr einfliessen. Mit dem REL werde der Blick, so der Gemeinderat, auch über das Jahr 2035 hinaus gerichtet. Ab diesem Zeitpunkt plane der Kanton Grossinfrastrukturprojekte wie die Limmattalbahn. Mit der neu gegründeten «IG Limmatmobil» tritt zudem eine neue Gruppierung auf den Plan, sie fordert für die Verkehrsplanung zwischen Baden und der Kantonsgrenze einen Neuanfang.

Die nächste Einwohnerratssitzung findet am 10. März um 19 Uhr im Rathaussaal statt.

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